„Die unübertroffene Kommissarin Vera Stanhope kehrt zurück, und sieht sich mit einer ganzen Reihe verzwickter Fälle konfrontiert. Unterstützt wird sie von dem neuen Sergeant Aiden Healy (Kenny Doughty). Gemeinsam untersuchen sie eine tödliche Feuersbrunst in einem Trailer-Park, und entschlüsseln ein dreißig Jahre altes Geheimnis in einer verschworenen Bergarbeiter-Gemeinde. Außerdem tauchen sie in die letzten Monate des Lebens eines Toten ein, welcher in einer Jauchegrube entdeckt wurde, und decken das unfassbare Doppelleben eines Familienvaters auf.

Die spannenden Geschichten sind von den Romanen der berühmten Krimi-Autorin Ann Cleeves inspiriert. Vor allem werden sie durch die bezaubernde schauspielerische Leistung von Brenda Blethyn, als chaotisch wirkende, aber brillante Ermittlerin Vera Stanhope, verstärkt.“ (gekürzte Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Vera volume 5 (GB 2015)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
VÖ: 3.2.2017
EAN: 4029759107439
FSK: ab 12
Länge: ca. 356 Min.
Regisseure: Daikin Marsh, Marek Losey, Will Sinclair, Stewart Svaasand
Drehbuch: Paul Rutman, Martha Hillier, Steve Coombes
Musik: Ben Bartlett
Darsteller: Brenda Blethyn (Vera Stanhope), Kenny Doughty, Cush Jumbo, Kingsley Ben-Adir, Riley Jones u.a.

Die EPISODEN

Folge 1: Schuldgefühle (Changing Tides)

Bei einem Brand in einer kleinen Ferienhaussiedlung werden nicht nur drei Ferienhäuser zerstört, Ermittler finden auch die Leiche einer jungen Frau. Der genetische Abgleich ergibt, dass es sich bei dem Opfer um Deena Viner handelt, die 34 Jahre alte Schwester des Betreibers der Anlage Jim Viner.

Im zweiten Ferienhaus hatte Ryan Synnott, der Verlobte von Jims Tochter Claire, eine Cannabis-Zucht, und das dritte Ferienhaus war das Zuhause von Malcolm Raggert, der noch nicht über den Verlust seiner vor acht Monaten verstorbenen Frau hinweg gekommen ist. Am Abend vor Deenas Tod wurde auf dem Gelände der Ferienhaussiedlung ausgelassen ein Junggesellenabschied gefeiert. Ihr Bruder und ihre Nichte waren verreist, so dass Malcolm Raggert wegen Lärmbelästigung die Polizei gerufen hatte. Die Party wurde aufgelöst; die Gruppe zog weiter. Nur Deena hatte sich offensichtlich schon zurückgezogen.

DCI Vera Stanhope ermittelt, dass Deena gar keine Chance gehabt hätte, vor den Flammen zu fliehen, da jemand sie in das Ferienhaus eingeschlossen hatte. Aber die Obduktion ergibt, dass sie schon vor Ausbruch des Brandes tot war… (gekürzter Text: ZDF)

Mein Eindruck

Die Episode beginnt quasi mit einem Knalleffekt: Eines der Ferienhäuser nach dem anderen fliegt spektakulär in die Luft. Jaja, die Junggesellen – „wehe, wenn sie losgelassen“, wird sich der Zuschauer jetzt denken. Aber weit gefehlt – die alten Knacker wie Raggert und Viner sind genauso schlimm. Auch Deena war kein Kind von Traurigkeit, sondern war eine bipolare Persönlichkeit, die harte Medikamente nehmen musste.

Die Darstellerin von Jim Viners Tochter Claire sieht Maisie Williams, der GoT-Darstellerin von „Arya Stark“, zum Verwechseln ähnlich. Auch Claire hat es faustdick hinter den Ohren: Sie hat einen Jesus-Komplex. Und Jim Viner, der Betreiber? Wie können nur beten, dass er nicht noch einmal versucht, von den Klippen in den Tod zu springen… Hier wird – nach vielen Wendungen – schwer auf die Tränendrüse gedrückt. Taschentuch bereithalten!

Folge 2: Alte Wunden (Old Wounds)

In einem entlegenen Waldstück wird das Skelett eines jungen Mädchens gefunden. Es handelt sich um die Bergarbeitertochter Carrie Telling, die seit 1984 spurlos verschwunden ist. Die damaligen Ermittlungen verliefen im Sande, zumal davon ausgegangen wurde, dass Carrie von zu Hause ausgerissen war. Das alles trug sich in den Wirren des Bergarbeiterstreiks zu. Carrie wurde zuletzt vor der Zeche gesehen. Sie hatte einen Fotoapparat geschenkt bekommen und hielt die Ereignisse rund um den Streik fest.

Bei ihrer Leiche wurden eine Kreditkarte und jener Fotoapparat gefunden. Die Kreditkarte lässt sich zu einer Firma zurückverfolgen. Der Eigner Mr. Banerjee erinnert sich daran, dass 1984 ein junger Angestellter zugegeben hatte, eine Kreditkarte gefunden zu haben: Doch Michael Tennant ist heute Abgeordneter und gerade dabei, die Werbetrommel für seine Wiederwahl zu rühren. Er erzählt der Polizei, dass Carrie ihn darum gebeten hatte, ihr, was die Kreditkarte anging, aus der Patsche zu helfen. Was er nicht weiß, ist, dass die Tochter von Mr. Banerjee die Kreditkarte entwendet hatte, um eine Abtreibung bezahlen zu können, die Carrie organisiert hatte.

Tennant war in Carrie verliebt, aber sie schwärmte für Terrence Manttan, einen etwas älteren Jungen, den „Bad Boy“ aus der Nachbarschaft, der in Carlisle in der Jugendstrafanstalt saß. Sie hatte ihn oft im Gefängnis besucht. Da Manttan zum Zeitpunkt von Carries Verschwinden schon Freigänger war, gerät er in den Fokus der Polizei… (Text: ZDF)

Doch Carries getrennt lebende Mutter erzählt von einem gewissen „Alan Dawson“, mit dem sie seinerzeit gegangen war. Wird der Film, den die Kripo in Carries alter Kamera entdeckt, enthüllt, wer Alan Dawson Wahrheit ist? Vera hat schon ganz bestimmten Verdacht, um wen es sich handeln könnte.

Mein Eindruck

Hintergrund dieser aufregenden Geschichte ist der Bergarbeiterstreik 1984, den ich seinerzeit selbst am Fernseher in England mitverfolgen konnte. Das war kein Spaß, wenn Streikende auf Streikbrecher trafen und es zu schweren Handgreiflichkeiten kam, die Polizisten in der Mitte. Hinter dem Streik steckte Margaret Thatcher Bemühen, die Macht der Gewerkschaften zu brechen, die ihrer Ansicht nach die freie Entfaltung der Wirtschaft verhinderten. Thatchers Erfolg hat bis heute weitreichende Folgen: Die Industrie wurde ausverkauft, bis nur noch winzige Rudimente übrigblieben, und die Finanzindustrie nahm einen so ungeahnten Aufschwung, so dass ohne sie heute die britische Wirtschaft zusammenbräche. Dass dies nun die Achillesferse der Briten ist, zeigt sich beim kommenden Brexit: Mehr als 10.000 Jobs werden ins Ausland abwandern müssen.

Carrie Telling war Fotografin, und die schrittweise Preisgabe ihrer Aufnahmen erinnert in der filmischen Umsetzung an Antonionis „Blow up“ sowie an Mikael Blomkvists Entdeckungen auf den Zeitungsfotos in Hedestad (in „Verblendung“). Infolge dieser Erkenntnisse geht es bald zwei Ehrenmännern an den Kragen: Michael Tennant, dem Abgeordneten, und dem mysteriösen Mister Dawson.

Folge 3: Der Tote im Jauche-Becken (Muddy Waters)

Im Jauche-Becken auf Danny Pryor‘s Farm wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Es handelt sich um den Nichtsesshaften Jack Reeves. Er wurde vier Wochen zuvor ermordet. Zwei ausländische Landarbeiter geraten unter Verdacht. Bevor Zamir Ilic, der sich nachts als Taxifahrer verdingt, zur Sache befragt werden kann, wird er mit einer schweren Schussverletzung ins Krankenhaus gebracht – erliegt aber wenig später seiner Verletzung.

Jack wohnte gemeinsam mit seinen Eltern in einer Wagenburg der zigeunerhaften „Traveller“ und war vor etwa drei Monaten zu Hause ausgezogen. Wie sich herausstellt, hatte er am Vortag die Hochzeit mit der 16-jährigen Sigourney O‘Brian abgesagt, weil er homosexuell war, was er aber nur seinem Vater anvertraut hatte. Er war zunächst zu seinem Lover Ben Marsh gezogen. Aber nach drei Wochen eröffnete er Ben, dass er etwas herausgefunden hätte, das sein Leben verändern würde und dass er wieder zu seinen Eltern ziehen wolle.

Doch sein Vater hatte ihm das verweigert und stellte ihm stattdessen ein altes Wohnmobil als Behausung zur Verfügung. Jack verkroch sich damit in den Wald, unweit von Pryor‘s Farm. Er wollte die Möglichkeit haben, seinen Sohn zu sehen, von dessen Existenz er erst kürzlich erfahren hatte: Der kleine Toby ist, wie er selbst, schwer hörbehindert… (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Die Episode beginnt sehr unappetitlich an der Jauchegrube, und wenn es bereits Geruchsfernsehen gäbe, müsste der Zuschauer sofort einer Ohnmacht nahe sein. Bis zu den Geruchsattacken aus dem TV dauert es zum Glück noch eine Weile (es gibt bereits viele Erfinder in diesem Bereich), daher können wir ungestört Vera dabei zusehen, wie sie ihre rudimentären Kenntnisse der Gebärdensprache einsetzt, um mit dem kleinen Toby zu kommunizieren. Aidan healy darf hingegen zeigen, was für ein Sprinter er ist: Er muss einem flüchtenden Landarbeiter nachsetzen und ihn einfangen.

Wieder einmal wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Vera muss sich richtig ins Zeug legen und ihre kurzen Beine anstrengen. Die Chance, mit den Roma, den „Travellern“ und fahrendem Volk, etwas exotische Farbe in die Story zu bringen, wird leider vertan: Anscheinend sind hier alle aufrechte Christenmenschen (bis auf die Lügner natürlich).

Als zweites Thema kristallisiert sich Jacks Homosexualität heraus, die bei eben jenen Christenmenschen gar nicht gut ankommt: Sein Vater wirft ihn raus, und Jack muss im Wald hausen. Hoch dubios werden allerdings sein Beziehungen zu Karen Pryor, Tobys Mutter. Angeblich hinderte ihn seine Veranlagung nicht daran, sie zu schwängern… Wer‘s glaubt, wird selig.

Folge 4: Vergeltung (Shadows In The Sky)

Owen Thorne stürzt vom obersten Deck eines Parkhauses in den Tod. Er hatte kurz zuvor seine Pflegetochter Lila vom Abschlussball in der Schule abgeholt. Was anfangs wie ein Suizid aussieht, erweist sich als Mord. Möglicherweise steht Owen Thornes Tod in Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall eines jungen Kollegen, eines Hafenarbeiters, für den dessen Vater, Mick McKittrick, Owen verantwortlich macht.

Da Mick aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitsfähig ist und seine Schmerzensgeldklage gegen Owen abgewiesen wurde, weil dieser angeblich die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte, gerät Mick ins Visier der Ermittler. Als der Fußabdruck einer Frau am Tatort sichergestellt wird, steht Owens Frau Ellie unter Verdacht, auch wegen auftretender Ungereimtheiten in ihrer Aussage, was den Ablauf des Tatabends angeht.

DCI Vera Stanhope und ihr Team erfahren, dass Owen Thorne am Tag des Arbeitsunfalls gar nicht in der Firma war; dass er den nötigen Sicherheitscheck für Tom McKittrick also gar nicht hätte vornehmen können. Owens Kollegin Gloria Edwards hatte ihn gedeckt und behauptet, er sei an dem Tag in der Firma gewesen. Owen war zu diesem Zeitpunkt jedoch nachweislich im Krankenhaus, wo eine Patientin unter dem Namen Ferris mit einer Alkoholvergiftung eingeliefert wurde.

Auf Owen Thornes Handy finden die Ermittler Nachrichten von einer gewissen Hannah Ferris. Diese entpuppt sich als seine leibliche Tochter. Aber Hannah hat für den Mordabend ein wasserdichtes Alibi… (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Oh, diese Mütter! Ihre Liebe macht sie gnadenlos. Zwischen Newcastle und den Vororten pendelnd geht Vera den Spuren der Mütter nach, die sich denn auch keineswegs als das entpuppen, was sie zu sein vorgeben. Es kommt am Schluss zu einem spannenden Wettrennen zwischen Vera und den Müttern, die sich offenbar gegenseitig vernichten wollen.

Wer dieses Desaster ausbaden muss, sind natürlich die Kinder. Ellie will nach ihrem eigenen Sohn Cameron auch noch Lila adoptieren, doch die Ermittlung bedroht diese Bemühung. Das Jugendamt hat es nicht so gern, Kinder Leuten anzuvertrauen, die unter Mordverdacht stehen.

Am besten fand ich die Figur der jungen Hannah Ferris. Sie wird von einer engagierten Schauspielerin nuancenreich dargestellt, mal verletzlich, mal knallhart. Sie wird erst für eine Stadtstreicherin gehalten, dann für eine Nutte, schließlich stellt sich heraus, wie ihr Verhältnis zu Owen Thorne wirklich aussieht. Hier schrammt das Drehbuch haarscharf am Inzest zwischen Vater und Tochter vorbei.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine

Extras:

  • Trailershow
  • Darstellerfotos auf der Innenseite des DVD-Covers

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton sind für eine DVD einwandfrei, aber von der Qualität einer Blu-ray doch ein gutes Stück entfernt. Untertitel fehlen wie immer bei diesen EDEL-DVDs, und Bonusmaterial kann man gleich vergessen. Hier gibt‘s nur Werbung.

BONUS

  • Trailershow
    1. Inspector Barnaby vol. 26 (mit Neil Dudgeon)
    2. Death in Paradise Staffel 5
    3. The Killer Inside, Staffel 1

Unterm Strich

Die Thematisierung des Bergarbeitsstreiks von 1984, dessen Niederschlagung den Norden Englands bis heute schädigt, steht endlich auch im Mittelpunkt einer VERA-Episode – spielt die Serie doch in Newcastle, Tyneside und dem umliegenden Northumberland. Wo einst die Schifffahrtsindustrie und der Handel blühten, herrscht heute gähnende Leere. Hafenarbeiter wie Owen Thorne schlagen sich durch, Landarbeiter aus Serbien und dem Kosovo machen ihnen die Arbeit streitig. Selbst junge Menschen wie Jack Reeves und Hannah Ferris können sich nur mit knapper Not über Wasser halten.

Deshalb ist es umso interessanter, was die Fotografin Carrie Telling (ein sprechender Name, wenn ich je einen gesehen habe!) in ihrer letzten, verhängnisvollen Fotosession aufnimmt: Sie knipst ihren späteren Mörder dabei, wie er Streikbrechern den Weg ebnet und Streikende niederknüppelt. Die Zustände im Norden, so die Botschaft der vier Episoden, sind in der Tat verheerend. Aber das ist nicht bloß die Schuld der Väter, sondern auch die der Müttern. Am Schluss von Episode liefert sich Vera eine Verfolgungsjagd mit zwei Müttern. Ob sie wohl das Schlimmste verhindern kann?

Mit dem jungen Aidan Healy, Joe Ashworths Nachfolger, hat Vera keine Nachsicht. Keine Sorge, Aidan: „Die ersten drei Jahre sind die schlimmsten“, wird er getröstet. Er muss und kann sich bewähren, zumal er eine harte Vergangenheit als Drogenfahnder hinter sich hat. Am Ende der vierten Episode zeigt sich Vera Stanhope ihrem Sergeant Aidan Healy gegenüber unerwartet versöhnlich: „Sie haben ein Leben gerettet“, lobt sie ihn.

Die DVD

Die Ausstattung der DVD ist durchschnittlich, vor allem hinsichtlich Bildqualität und Klang. Es fehlt Bonusmaterial, stattdessen gibt’s Werbung.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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