Im Mittelpunkt der neuen Krimireihe nach den Romanen der britischen Autorin Ann Cleeves steht die Ermittlerin DCI Vera Stanhope. Besessen von ihrer Arbeit löst sie mit sarkastischem Witz, Mut und List Verbrechen. Dabei steht Vera ihr Vertrauter und langjähriger Kollege DS Joe Ashworth, gespielt von David Leon, als ihre rechte Hand zur Seite. Sie vertraut Joe blind, und er unterstützt sie bei ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Gemeinsam lösen sie in vier fesselnden Krimis schwierige Fälle mit großer Begeisterung und beispielloser Professionalität.

Vera, die sich sehr in ihre Fälle hineinkniet, ist bei ihrem Vater aufgewachsen, der wenig Zeit für sie hatte. So musste sie sich schon früh selbst beweisen und entwickelte dabei ihren eigenen Sinn für Gerechtigkeit. Zu Veras Team gehört neben Julie Armstrong, Richard Short und dem Pathologen Billy Catwright auch DC Holly Lawson, die Jüngste im Team. Holly fühlt sich von Vera oftmals schlecht behandelt. Doch Vera will nur, dass Holly sich noch mehr anstrengt, denn sie sieht in ihr ein echtes Talent schlummern. (Text: ZDF)

ZDF neo zeigte bislang zwölf Folgen der fünf Staffeln.

Filminfos

O-Titel: Vera. Season 1 (GB 2011)
Dt. Vertrieb: Edel Germany
VÖ: 4.4.2014
EAN: 4029759067290
FSK: ab 12
Länge: ca. 355 Min.
Regisseure: Adrian Shergold, Peter Hoar, Farren Blackburn, Paul Whittington
Drehbuch: Paul Rutman, Stephen Brady
Musik: Ben Bartlett
Darsteller: Brenda Blethyn (DCI Vera Stanhope), David Leon (DS Joe Ashworth), Wunmi Mosaku (Holly), Paul Ritter, Jon Morrison u.a.

Die Episoden: 4 Folgen zu je ca. 85 Minuten

Folge 1: Verborgene Abgründe (Hidden Depths)

In ihrem ersten Fall haben es Vera und ihr Team mit einem besonders makabren Verbrechen zu tun: Als Julie Armstrong nach einem ihrer seltenen Ausgeh-Abende mit ihrem Freund Gary Wright in Newcastle nach Hause zurückkehrt, findet sie ihren 15-jährigen Sohn ermordet vor. Luke wurde erdrosselt und in eine mit Wasser gefüllte und mit Wildblumen bestreute Badewanne gelegt, während seine Schwester Laura im Nebenzimmer ruhig schlief.

Detective Chief Inspector Vera Stanhope und Sergeant Joe Ashworth finden im Zuge ihrer Ermittlungen schnell heraus, dass es eine Verbindung zu einem weiteren Todesfall gibt. Vor einiger Zeit ist Thomas Sharp, Lukes bester Freund, beim Spielen im Meer ertrunken. Es war ein Unglücksfall, wie sich damals herausgestellt hatte.

Kurz darauf wird eine zweite Leiche, die der schönen jungen Lehrerin Lily Marsh, in einem Gezeitentümpel am Strand entdeckt, auf dessen Wasser ebenfalls Blumen gestreut wurden. Lilys Leichnam wurde von einer Gruppe von Vogelbeobachtern, darunter der Hochschullehrer Peter Calvert und seine Frau Felicity, entdeckt.

DCI Vera Stanhope und ihr Assistent Joe Ashworth vermuten eine Verbindung zwischen Lily Marsh und den Vogelbeobachtern. Während ihrer Recherchen macht Vera dann aber eine entscheidende Entdeckung, die die Ermittlungen in eine andere Richtung lenkt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Die Story belegt vor allem, dass ein enger Zusammenhang zwischen Beobachtern und Vögeln besteht, im doppelten Wortsinne. Was man nicht sehen darf, weil es unanständig ist, das zieht auch eine Strafe nach sich. Was aber die Wildblumen auf den Leichen zu suchen haben, wurde meines Wissens nicht erklärt. Irgendwann habe ich nämlich vor lauter Verdächtigen nicht mehr durchgeblickt.

Dies ist wohl der unsympathischste Serienauftakt, den man sich nur vorstellen kann: Brenda Blethyn tritt als zickige, herrische Dampframme auf, die sich nur in unbeobachteten Momente auf Gefühle einlässt – und dafür muss auch ihr Sgt. Joe Ashworth büßen, der nicht mal bei der Geburt seines Kindes Dabei sein darf. Erstaunlich, dass aus diesem miesen Start eine Erfolgsserie von mittlerweile fünf Staffeln geworden ist.

Folge 2: Schatten der Vergangenheit (Telling Tales)

Jeanie Long behauptet, zu Unrecht verurteilt in einem Gefängnis an der Küste von Northumberland einzusitzen. Ihr wird vorgeworfen, die Tochter ihres ehemaligen Lebensgefährten, Abigail Mantel, genannt Abby, ermordet zu haben. Sie war in der Nähe ihres Wohnortes auf einem Feld erdrosselt aufgefunden worden. Als Jeanie nun für eine Routineuntersuchung in ein Krankenhaus gebracht werden soll, flieht sie und sucht ihren Vater Michael auf, der jedoch nichts mehr von ihr wissen will. Am Boden zerstört läuft Jeanie in Selbstmordabsicht vor einen Bus.

Zufällig gerät DCI Vera Stanhope in die Ermittlungen am Unfallort. Sie stellt sich dabei die Frage, ob es wirklich nur ein Selbstmord war oder nicht doch mehr dahinter steckt. Als Jeanie Longs Selbstmord in die Schlagzeilen kommt, tauchen neue Beweise auf, die sie hinsichtlich des Mordes an der 15-Jährigen Abigail entlasten. In den elf Jahren ihrer Haft beteuerte Jeanie stets ihre Unschuld, vor allem ihrem Bewährungshelfer Robert Winter gegenüber.

Als ein Entlastungszeuge für Jeanie auftaucht und kurz darauf ermordet wird, nimmt der Fall eine überraschende Wendung. In ihrem unnachahmlichen Stil ergründet DCI Vera Stanhope mit ihrem Team Geheimnisse und deckt Lügen einer kleinen Gemeinde auf, bis schließlich die schreckliche Wahrheit ans Tageslicht kommt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Der Fall scheint zunächst klar zu sein: Jeanie Long hat sich umgebracht. Aber die Spur führt rasch in die Zeit von vor elf Jahren, als auch Veras Kollege Joe Ashworth den „schönsten Sommer seines Lebens“ erlebte: Er lernte seine jetzige Frau Frannie kennen. Jeannie und Abbbby waren seine Mitschülerinnen und er bekam ihr Schicksal als Zeitzeuge mit. Vera aber fragt sich, warum sie einen anonymen Anruf bekommen hat, der eigentlich für DI Caroline Fletcher, die damalige Chefermittlerin, gedacht war. Kurz darauf wird die Leiche eines jungen Mannes auf Keith Mantels, Abbys Vater, Anwesen gefunden: Es ist Mr. Winters Sohn Chris…

Eine zwielichtige Rolle spielen nicht die Jungen, sondern die Erwachsenen. Ganz herausragend ist dabei das Mienen- und Körperspiel des Ehepaars Winter. Mary Winter scheint vom Tod ihres Sohnes völlig fertig zu sein, kann sich an bestimmte Dinge nicht erinnern oder bringt alles durcheinander – kurzum: Sie hat offenbar eine posttraumatische Störung erlitten, als wäre sie im Krieg gewesen. Mr. Winter ist das totale Gegenteil: völlig kontrolliert bis hin zur Verkrampfung. Doch das Schattenspiel der beiden fliegt auf, als Vera zwei DVDs anschaut, die Jeanie im Knast zeigen – und die unterschiedlicher nicht sein könnten…

Folge 3: Heiliger Boden (The Crow Trap)

Die Entdeckung des Mordes an Bella Furness durch die Umweltschützerin Anne Preece am abgeschiedenen Baikie‘s Cottage führt DCI Vera Stanhope in die unberührte Landschaft Black Law. Außerdem wird sie mit einem ungelösten Fall aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, der ihr nach wie vor keine Ruhe lässt.

Bei der Beschäftigung mit der Lokalpolitik vor Ort und dem umstrittenen Plan des Unternehmers Godfrey Waugh, in dem Naturschutzgebiet, einen Steinbruch errichten zu wollen, findet DCI Vera Stanhope etwas Entscheidendes heraus: Bella Furness und ihr ans Bett gefesselter Ehemann Dougie besaßen das Wegerecht zu dem Baugrundstück, das für die Errichtung des geplanten Steinbruchs benötigt wird. Bella hatte noch einen Verbündeten in ihrem heftigen Widerstand gegen den Steinbruch: Edmund Fulwell, einen fanatischen Umweltschützer und ehemaligen Grundbesitzer, der nun gezwungen ist, in einer abgelegenen Waldhütte zu leben.

Im Zuge der Ermittlungen finden Vera und ihr Team heraus, dass Grace Bishop, Edmunds Tochter, bei Godfrey Waugh angestellt ist. Letzterer hat wiederum ein Verhältnis mit der Umweltschützerin Anne Preece. Anne erinnert sich, kurz vor Bellas Tod eine Frau gesehen zu haben, deren Beschreibung mit Bev MacDonald übereinstimmt.

DCI Vera Stanhope muss sich nun ihrer Vergangenheit und dem rätselhaften Verschwinden von Bevs Sohn Lee stellen. Immer häufiger begegnet Vera der Begriff „Heiliger Boden“. Dann geschieht ein zweiter Mord, der Veras bisherige Theorien über den Haufen zu werfen scheint. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Wieder einmal weisen alle Indizien auf ein noch älteres Unglück zurück, dass im Jahr 1999 stattfand: ein Junge verschwand und jemand bekam die Schuld daran zugewiesen. Doch an einer bestimmte Stätte, dem „heiligen Boden“, wird seiner noch gedacht. Vor dem Hintergrund des viele Jahrhunderte zurückreichenden Ursprungs dieser alten Stätte nimmt das sich nun entfaltende Drama in einer archaischen, einsamen Landschaft den Charakter einer griechischen Tragödie an. Die Krähenfalle des O-Titel bedeutet nämlich, dass man mit einem zahmen Vogel einen wilden Vogel fangen kann – wird es also ein weiteres Opfer geben? Vera muss sich ob dieser Erkenntnis beeilen, dies zu verhindern.

Wenn der Zuschauer bedenkt, dass Vera in dieser kargen, nahezu (für den Bau der königliche Flotte) entwaldeten Gegend aufgewachsen ist, versteht er auch, wie Vera äußerlich so hart, aber innerlich so mitfühlend sein. Außerdem legt sie immer wieder eine Unbeholfenheit im Umgang mit Kindern an den Tag. Es fällt ihr schwer, sich für andere zu öffnen, ganz besonders gegenüber den lieben Kollegen, über sie wie „ein kleiner Mussolini“ herrscht. Das sagt zumindest jessica, eines von Joes drei Kindern…

Folge 4: Lebenslügen (Little Lazarus)

Margaret Wilde ist mit ihrem 11-jährigen Sohn Adam auf dem Weg zum Flughafen, als sie plötzlich von einem anderen Pkw von der Straße abgedrängt wird. Der Fahrer erschlägt sie. Adam kann dem brutalen Angriff entkommen, stürzt dabei jedoch in einen eiskalten Fluss. DCI Vera Stanhope, die zufällig am Tatort vorbeifährt, kann den Jungen aus dem Wasser ziehen und reanimieren. Entgegen aller Voraussagen überlebt Adam und wird zu einem wichtigen Zeugen für den Mord an seiner Mutter.

Im Zuge ihrer Ermittlungen stellt DCI Vera Stanhope fest, dass Margaret und ihr Sohn keinen festen Wohnsitz hatten und seit vielen Jahren auf der Flucht sind. Margarets Nachbar Singh hat sich zwar um die beiden gekümmert, kann Vera aber nicht weiterhelfen. Es stellt sich heraus, dass Margarets Flugtickets mit der Kreditkarte eines gewissen Bobby Salter bezahlt wurden. Salter wird aufgespürt. Offensichtlich hatte der Familienvater ein Verhältnis mit Margaret. Er hat kein Alibi für die Mordnacht.

In einem psychologischen Test macht Adam Andeutungen über seine Vergangenheit. Dabei ist von Pfauen und dem „glänzenden Mann“ die Rede. Außerdem führen die Recherchen zu Patricia Carmichael, einer „ehrenwerten“ Richterin, die Margaret offenbar kannte. Welche Rolle spielte die Richterin bei Margarets Ermordung? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Dieser Fall folgt dem Muster von „Der einzige Zeuge“, einem exzellenten Harrison-Ford-Film, in dem ein Junge der Amish-Sekte einen Mord beobachtet, aber erst durch Vertrauen und Zureden zur Aussage gebracht werden kann. Folglich präsentiert auch der Fall von Adam Wilde eine Reihe von Rätseln, die Vera erst entschlüsseln muss, bevor sie den Mörder von Adams Mutter dingfest machen kann. So könnte es beispielsweise gut sein, dass „der glänzende Mann“ gar kein Mann ist, sondern eine Frau, und dass Margaret Wilde eine falsche Identität besaß.

Vera beweist wieder einmal ihr Einfühlunsgvermögen, als Adam auf einmal verschwindet und das ganze Police Department von Tyneside (= Newcastle) nicht in der Lage, den kleinen Jungen zu finden. Sie braucht sich nur ein bisschen die Wohnung der Wildes anzusehen – und schon hat sie den Lüftungsschacht als Versteck ausgemacht. Zugegeben, dessen Klappe ist recht klein – aber nicht zu klein für einen mageren Hänfling wie Adam. Tja, und dann stellt sich heraus, dass Maggie Wilde nicht nur eines, sondern zwei Kinder hatte. Wo aber ist Adams Schwester Natasha abgeblieben?

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 16:9
Tonformate: D und GB in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: keine

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton entsprechen dem Niveau eines guten TV-Geräts. Das wundersame Auftauchen von deutschen Untertiteln, etwa für Hörgeschädigte, erwartet der Zuschauer bei ZDF-Serien-DVDs schon gar nicht mehr.

Extras: Die gibt’s hier nich!

Unterm Strich

Selten habe ich einen derart lieblos gemachten Auftakt zu einer Krimiserie gesehen wie diesen. Es ist denkbar, dass Brenda Blethyn (oder ihr Agent) dem TV-Studio eine solche Spin-off-Serie abtrotzte oder aufschwatzte. Ob des Erfolges auf seiten der Zuschauer war man dann bass erstaunt und spendierte großzügig eine weitere Staffel und so weiter.

Das Besondere an der Figur der Vera Stanhope ist zum einen die authentische Schilderung eines bislang kaum abgegrasten Landstrichs der britischen Inseln, nämlich Newcastle und seine Umgebung. Die Leute dort werden als „Geordies“ bezeichnet und sprechen mit einem harten, von Wikingern und Dänen abstammenden Akzent. (Ich habe mal einen Geordie kennengelernt: er spielte exzellent Gitarre und liebte „chön charfe“ Currygerichte.) Manchmal kommen sie mir schon wie halbe Schotten vor, so weit entfernt sind sie – innerlich wie äußerlich – vom fetten, lässigen Süden des Königreichs.

Unter der rauhen Schale spielen sich allerdings die gleichen menschlichen Dramen wie überall sonst ab, und die korpulente, von Angina geplagte Vera Stanhope scheint ein ungewöhnliches Gespür dafür, die Zusammenhänge aufzuspüren, die zu diesen Dramen geführt haben. Um die knapp 90 Minuten jeder Episode – darin gleich das Format auch „Lewis – der Oxford-Krimi“ – zu füllen, präsentiert jeder Falle erst eine Reihe Verdächtiger, dann passiert meist ein zweiter Mord, der die Spürnase auf die richtige Spur führt.

Von da an kommt es nur noch darauf, das endgültige Geständnis herbeizuführen. Doch wie die zweite Staffel zeigt, kann das Finale auch ganz anders aussehen und etwa in einem Selbstmordversuch bestehen. Für den Krimifans ergibt sich häufig ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern aus anderen Krimiserien oder Kinofilmen.

Im Unterschied zu solchen Krimiserien weist Vera Stanhope kaum ein Privatleben auf, das ihr Probleme bereiten und sie vom jeweiligen Fall ablenken könnte. Selbst das Auftauchen einer Schwester namens Cara in Staffel 3 bleibt folgenlos. Dementsprechend kann sie ihrem heimlichen Spitznamen „Mussolini“ alle Ehre machen.

DVD

Die DVD bietet an Standards nur die mindesten: DD 2.0, keine Untertitel, halbwegs gutes Bild, keine Extras – fertig, aus, Amen.

[Wertung]

Mima2016: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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