Salvo Montalbano, Polizeichef in der kleinen typisch sizilianischen Küstenstadt Vigata, besitzt die Redegewandtheit, Sturheit und das Temperament der Sizilianer, hasst nichts mehr als Korruption und hegt ein tiefes Misstrauen gegen den selten funktionierenden Beamtenapparat. Am liebsten arbeitet er als Einzelgänger. Auch wenn alle Beweise und Indizien vorzuliegen scheinen, ist ein Fall für Montalbano noch lange nicht gelöst. Er sperrt sich sich stets gegen eine allzu schnelle und bequeme Wahrheitsfindung.

Staffel 2:

In gewohnter Manier schlägt der Commissario zurück, wenn es in Vigàta heiß her geht. Der liebenswerte Eigenbrötler mit einer Vorliebe für schöne Frauen und gutes Essen macht es sich in den neuen Episoden nicht bequemer, sondern gibt erst recht alles, wenn andere den Fall schon zu den Akten legen. Dabei löst er ungeklärte Rätsel, so das eines querschnittgelähmten Goldschmieds, der sich selbst umgebracht haben soll. Oder löst den Fall einesw erschossenen Mannes, der ein umtriebiges Liebesleben hatte. Auch ein ums Leben gekommener alter, blinder Mann weckt das Interesse des Commissarios. Zuletzt hat er es mit dem rätselhaften Autounfall zu tun, der ihn auf die Fährte albanischer Flüchtlinge bringt. Mit klarem Verstand und Geschicklichkeit geht Montalbano in die Ermittlungen. (gekürzte und korrigierte Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Il Commissario Montalbano. Vol. 2 (D/I/SE 2000)
Dt. Vertrieb: Edel
VÖ: 2011
EAN: 4029759064121
FSK: ab 12
Länge: ca. 410 Min.
Regisseur: Alberto Sironi
Produktion: RAI Fiction
Drehbuch: Francesco Bruni, Angela Pasquini, Andrea Camilleri
Musik: Franco Piersanti
Darsteller: Luca Zingaretti (Salvo Montalbano), Katharina Böhm (Livia Burlando), Peppino Mazzotta (Polizist Fazio), Isabelle Sollmann (Ingrid Sjöström), Pietro Montadon (Pietro Rizzo) u.a.

Die Episoden (je ca. 102 Minuten)

Folge 5: Von der Hand des Künstlers (Tocco d’artista)

Commissario Montalbano wird am frühen Morgen zur Werkstatt des querschnittsgelähmten Goldschmieds Alberto Larussa gerufen, der dort tot aufgefunden wurde. Offenbar hatte er sich auf eine Art elektrisch umgebauten Rollstuhl selbst das Leben genommen. Montalbano zweifelt aber von der ersten Sekunde an der Selbstmord-Theorie, zumal in der Nacht ein weiterer Toter aufgefunden wird, der sechzigjährige Elektriker Ignatio Cucchiara. In diesem Fall spricht alles für eine Ermordung, doch es gibt keine Hinweise, weder auf den Täter noch auf ein Motiv. Montalbano ahnt, dass es eine Verbindung zwischen beiden Todesfällen gibt und beginnt trotz Widerstandes seitens des zuständigen Ermittlungsrichters mit seinen Untersuchungen. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Die Handlung ist durch ein verzwicktes Hin und Her gekennzeichnet. Mal erscheint Montalbano der Bruder des „Selbstmörders“, Giacomo Larussa, als Mörder, dann wieder nicht. Die beiden stritten sich vor 31 Jahren um eine gemeinsame Freundin, die sie beide liebten, Emma, die deren Liebe erwiderte. Doch dann entkräftet Giacomos Anwalt einen Verdachtspunkt nach dem anderen, und auch Alberto Larussa scheint kein Unschuldslamm gewesen zu sein. Allerdings gibt es noch einen zweiten Mord in der gleichen Nacht…

Wieder mal hängt alles mit allem zusammen, demonstriert Montalbano, und die Vergangenheit schläft nicht. Bloß gut, dass der Commissario in Livia wenigstens eine Zukunft hat – selbst wenn er sie – aus Versehen natürlich – mal zwei Stunden warten lässt.

Folge 6: Das Spiel des Patriarchen (La gita a Tindari)

Der umtriebige Nenè Sanfilippo wird vor seinem Haus erschossen aufgefunden. Commissario Montalbano und seine Leute finden in der Wohnung von Nenè auch CD-Roms und Videokassetten, viel belastendes und anrüchiges Material. Nenè hatte ein bewegtes Sexualleben und nahm heimlich seine Bettgeschichten auf Videokassetten auf. Ein intensiver Briefwechsel mit einer bestimmten Frau fällt dem Commissario besonders auf und es gelingt ihm und seinen Leuten herauszufinden, um wen es sich dabei handelt. Die Griffos, die im selben Haus gewohnt haben, sind von einem Ausflug nach Tindari nicht mehr zurückgekommen. Besteht da etwa ein Zusammenhang? (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Na, und ob! Allerdings ergeben sich die komplexen Zusammenhänge aus drei verschiedenen Elementen. Bis Montalbano, Augello und ihre Mitarbeiter bzw. Freunde die Zusammenhänge ausgetüftelt haben, vergeht doch einige Zeit – Zeit genug, um eine ganze Galerie verführerischer Frauen vorüberparadieren zu lassen. Da ist zunächst einmal Livia, die Allerbeste, aber auch Ingrid darf bei Montalbano übernachten (unter sehr kuriosen Umständen). Aber dann gibt es noch Vania, Ingrids Freundin, welche wiederum mit dem Transplantationschirurgen Isgró verheiratet ist – und sich offenbar in Gefahr befindet. Aber wieso räkelt sich die verheiratete Vania so verführerisch unter Nenè Sanfilippos Videokamera?

Der titelgebende Patriarch, das ist der Mafiaboss Sinagra. Er will Montalbano sprechen und bittet ihn dabei mit gewundenen Worten (und unter den wachsamen Augen einer ganzen Kompanie von Wächtern) um einen gefallen, der sich nicht so einfach entschlüsseln lässt. Am Ende jedenfalls gucken Polizei und Pfarrer, die sich haben einspannen lassen, dumm aus der Wäsche. Sinagra hat sie alle um den Finger gewickelt.

In einer Szenen dürfen die Zuschauerinnen einen Hauptdarsteller mit entblößtem Sixpack bewundern. Montalbano versuchen mit brachualen Mitteln in ein Landhaus einzudringen, das den Griffos gehörte. Aber wieso war es für Nené so wichtig? Um die geprellte Schulter dürfen sich danach die zarten Hände von Ingrid Sjöström kümmern…

Folge 7: Liebe und Brüderlichkeit (Il senso del tatto)

Ein alter blinder Mann, Nené Piccolomini, kommt ums Leben. Zunächst sieht alles danach aus, als sei er durch ein Unglück gestorben, denn bei der Untersuchung des Hauses findet die Polizei eine leere Gasflasche und den Hund des Blinden. Aber Commissario Montalbano will nicht so recht an ein Unglück glauben. Im Kommissariat erfährt er dann, dass der Ingenieur Di Stefano, Gründer und Vorsitzender eines Wohltätigkeitsvereins, den blinden alten Mann unterstützt hat. Seltsam kommt dem Commissario dabei vor, dass der Ingenieur den Hund unbedingt haben möchte, weil der von seinem Verein ausgebildet worden ist. Und als der Gerichtsmediziner dem Commissario erklärt, dass der alte Mann durch die Überdosis eines Schlafmittels an einem Herzversagen gestorben ist, und dass dieses Flaschengas überhaupt nicht giftig ist, fühlt er sich in seinem Misstrauen bestätigt und beginnt zu ermitteln. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Montalbano dröselt da ein ziemlich verwickeltes Garn auf, doch die Suche nach dessen Kern lohnt sich. Denn so kommt er nicht nur zur Adoption von Nenés Blindenhund, sondern auch auf die Spur einer Drogenhändlerbande, die schwer in Geldwäschegeschäfte investiert hat. Folglich kommt es zu weiteren Morden, die Rätsel aufwerfen.

Dass er im angeblichen „Urlaub“ auf der westsizilianischen Insel Levanzo ausgerechnet auch seine Dauerfreundin Livia einspannt, ist mit gar nicht netten Hintergedanken verbunden. Livia, die die Schliche der Kerle kennt, findet bald heraus, dass er auf Levanzo nicht bloß mit ihr romantische Urlaubstage zu verbringen gedenkt, sondern zugleich ermittelt. Als er auch seinen Kollegen Mimi Augello als „Ersatzmann“ ins Spiel schickt, damit er auch in Vigata ermitteln kann, ist das Maß voll – und Livia dreht den Spieß einfach, indem sie heftig mit Mimi flirtet.

Die Psychologie der Figuren, merkt man schnell, ist recht holprig und wenig überzeugend. Denn Livia verzeiht ihrem Beinahe-Göttergatten wirklich alles, und auch Augello hat von seiner Beatrice nichts zu befürchten. Bemerkenswert fand ich, dass dieser Liebeszirkus den Blindenhund Orlando zum eigentlichen Star macht. Denn Orlando verfügt über verborgene Qualitäten und Fähigkeiten, die den diversen Herr-und Frauchen offensichtlich fehlen. Intelligenz beispielsweise.

Folge 8: Montalbanos Arancini (Gli arancini di Montalbano)

Außerhalb des Zuständigkeitsbereichs von Vigàta geschieht ein Autounfall, bei dem das Ehepaar Pagnozzi ums Leben kommt. Obwohl eigentlich nicht zuständig, wird Montalbano an den Ort des Geschehens gerufen. Dort erfährt er, dass Stefania Pagnozzi mal seine Geliebte war. Außerdem stellt sich schnell heraus, dass der Unfall unmöglich ein normaler Unfall gewesen sein kann. Montalbano nimmt die Ermittlungen auf. Er untersucht die Villa der Pagnozzis, die noch nicht bezogen wurde, in der aber das Ehepaar Pagnozzi vor dem Unfall noch gewesen war. Bei der Durchsuchung stellt sich heraus, dass in derselben Nacht, in der die Pagnozzis ums Leben kamen, in deren Landhaus eingebrochen worden ist. Eine erste Ermittlungsspur führt zu albanischen Flüchtlingen. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Als Montalbano herausfindet, dass Giacomino Pagnozzi der Alleinerbe ist, wird er natürlich misstrauisch, doch ein weiterer Zeuge meint, es müsse jemand anderes gewesen sein, der die Bremsen des Wagens der Pagnozzis manipulierte – er hat den Kerl nämlich dabei beobachtet, als er selbst in deren Villa einbrach…

Montalbano hat offenbar ein wesentlich weiter gefasstes Empfinden für Gerechtigkeit als Beamte wie der Polizeipräfekt, die Verbrechen und ihre Opfer lediglich zu Wahlkampfzwecken gebrauchen können. Montalbano sieht (wie sein Schöpfer) die menschliche Tragödie hinter den scheinbar vordergründigen Geschehnissen. Als er nach dem Motiv für den Mord an den Pagnozzis sucht, stößt er auf eben diese Tragödie. Hier ist ein warnender Hinweis angebracht: Die Tragödie endet in einem Moment, der den Zuschauer schockieren soll – und wird.

Aber als Ausgleich gibt es auch die Komödie, la comédie humaine. Sie hängt mit Silvester zusammen. Der Commissario bekommt so viele Einladungen zum Jahresausklang, dass er kaum weiß, wem er zusagen soll – seiner Livia, die nach Paris will; seiner Haushälterin Adelina, die so göttliche Arancini, ein Süßgebäck, fertigen kann; oder den Kollegen von der Mordkommission? Wir dürfen gespannt sein, wer diesmal das Rennen um Montalbanos Zeit macht. Aber wer weiß, wo seine wahren Prioritäten liegen, der kennt die Lösung schon…

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 16:9
Tonformate: D in DD 2.0
Sprachen: D
Untertitel: keine
Extras: Auf Innenseite des DVD-Covers Inhaltsangaben und Fotos zu jeder Episode, 2 Trailer

Mein Eindruck: die DVD

Der Ton liegt wie stets in Dolby Digital 2.0 stereo vor, was das übliche TV-Niveau beim ZDF ist. Das Bild hat sich im Vergleich zu Staffel 1 wesentlich gebessert. Statt in 4:3 liegt es nun in 16:9 vor: Es wirkt nicht mehr gequetscht, sondern natürlich und v.a. komplett – es füllt die gesamte Bildschirmfläche eines 16:9-Geräts, wie es sein soll. Grieselige Stellen gehören der Vergangenheit an.

Untertitel gibt es wie in fast allen EDEL/ZDF-Produktionen keine, ebensowenig den Originalton.

Extras

  1. Auf der Innenseite des DVD-Covers finden sich Inhaltsangaben und Fotos zu jeder Episode
  2. Auf Disc 4 finden sich zwei Trailer zu:
    • Auf Disc 4 gibt es als Programmhinweis einen Trailer zu den ersten zehn Staffeln von INSPECTOR BARNABY: sehr schräge Mordfälle in der englischen Grafschaft Midsomer, die nach 14 Staffeln BARNABY ziemlich entvölkert sein dürfte.
    • George Gently vol. 1, eine ausgezeichnete Retro-Krimi-Serie aus England, die in den sechziger Jahren spielt.

Unterm Strich

Der Stil dieser Staffel ist wesentlich sparsamer als der der ersten. Es überwiegen die Innenaufnahmen, und Aufnahmen in alten sizilianischen Straßen ersetzen die aufwendigen Landschaftsaufnahmen von früher. Verhöre in engen Zimmern werden aneinander gereiht, und die Cops haben kaum noch ein Privatleben. Selbst die Länge der Folgen wurde gekürzt. So mancher mag das positiv sehen, denn nun ist der Plot gestrafft und alle Wendungen erfolgen, hopplahopp, im D-Zug-Tempo.

Eine Ursache für diese neue Kompaktheit liegt auch an der Kürze der Vorlage: Hier wurden vor allem Erzählungen verfilmt, so etwa „Montalbanos Arancini“, „Liebe und Brüderlichkeit“ sowie „Von der Hand des Künstlers“. Lediglich „Das Spiel des Patriarchen“ beruht meines Wissens auf einem Roman. Entsprechend langatmig und kompliziert ist die Geschichte, in der der Mafia-Don Balduccio Sinagra eine undurchsichtige Rolle spielt.

Zwischen menschlichem Drama und Komödie versucht sowohl die jeweilige Verfilmung als auch Montalbano selbst die Balance zu halten. Das ist nicht immer einfach. Mir erscheint beispielsweise die Folge um den Hund orlando und sein totes Herrchen ein wenig misslungen zu sein. Könnte es sein, dass der Hund seine Mneschlichen Mitdarsteller an die Wand spielt? Ihm kommt jedenfalls sehr viel Aufmerksamkeit zu. Mehr als etwa der guten, beinahe treuen Livia.

Der Commissario ist meist ein verschmitzt denkender Bursche, aber mit einem Pokerface. Montalbanos sizilianischer Humor ist durchzogen von einer Skepsis gegenüber der Güte des Schicksals (oder Gottes) und den Göttern der juristischen Bürokratie. Allerdings hilft ihm der gewitzte Humor dabei, in einer Welt zu überleben, die, selbst wenn sie eine erfundene Welt ist, sich nicht allzusehr von unserer Wirklichkeit unterscheidet.

Als roter Faden dient sein Privatleben. Zuständig ist dafür vor allem Livia, seine norditalienische Dauerfreundin. Sie wird von Katharina Böhm recht annehmbar verkörpert – natürlich ganz anders als eine heißblütige Sizilianerin, und blond ist sie auch noch. Daneben gibt es jede Menge Verlockungen, und Ingrid Sjöström ist ebenfalls blond. Was nie gesagt wird: Diese blonden nordischen Damen haben in den Augen der Sizilianer eine andere Vorstellung von Treue und Familie als die Sizilianerinnen. Davon kann der arme Mimí Augello ein Lied singen: Er ist bei Beatrice in SEHR festen Händen, auch wenn sie hin und wieder Mühe hat, seine „lockere“ Vergangenheit als Junggeselle zu akzeptieren (wie in Folge 4).

Die DVD

Während ich den Folgen vier Sterne gönne, ziehe ich einen Punkt für die magere Ausstattung der DVD-Box ab. Keine Untertitel, kein O-Ton und kaum Bonusmaterial. Wenigstens ist die Bildqualität wesentlich besser als im Vergleich zu Staffel 1.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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