Harte, unbequeme Krimikost für Fans von „Für alle Fälle Fitz“ mit Oscar- und Golden Globe-Gewinnerin Helen Mirren („The Queen“).

Im 5. Teil der mehrfach ausgezeichneten Krimi-Reihe ermittelt Superintendent Jane Tennison (Helen Mirren) in einem scheinbar einfachen Fall: Ein Drogenkurier wurde ermordet und der „heiße Verdacht“ fällt auf dessen Arbeitgeber. Doch der beharrt auf seiner Unschuld und ermittelt auf eigene Faust…

Filminfos

O-Titel: Prime Suspect 5: Errors of Judgement (GB 1996)
Dt. Vertrieb: Koch Media
FSK: ab 16
Länge: ca. 201 Min.
Regisseur: Philip Davis
Drehbuch: Guy Andrews
Darsteller: Helen Mirren, David O’Hara, John McArdle, Julia Lane u.a.

Handlung

Tag 1

Superintendent Jane Tennison (Helen Mirren) arbeitet nun quasi freiberuflich für die Arbeit und hält u.a. Vorträge über die Polizei an Schulen. Doch Manchesters Vorort Deanfield ist ein besonders hartes Pflaster, und ihr fallen einige Dinge, die nicht zur richtigen Ordnung, die das Gesetz vorsieht, passen, z.B. der Straßenraub. Tennison verlangt vom lokalen Polizeichef Martin Ballinger einen Job, und prompt handelt sie sich damit eine Menge Ärger ein.

In einem Sozialbaughetto wurde ein Dealer erschossen und dessen Boss, Clive „Street“ Norton, schleppt einen weiteren verwundeten Jungen aus der Wohnung, in der das Verbrechen geschah. Obwohl ein Dutzend Scharfschützen und Cops ihre Ballermänner auf ihn gerichtet haben, fordert der Kerl sie geradezu dazu auf, ihn abzuknallen. Tennison runzelt die Stirn. Was macht Street so sicher, dass keiner schießen würde? Und woher kennt er sie selbst?

Der Tote ist der Dealer Nazir Ahmed, dere Verwundete, der nun im Hospital liegt, Michael Jones. Seine Freundin Janice Lafferty sitzt an seinem Bett. Tennison schickt sie raus, doch Michael sagt kein einziges Wort, sondern streicht ihr sogar frech übers Gesicht. Etwas geht in Deanfield vor sich, das ihr nicht gefällt. Die Tatwaffe muss eine Halbautomatik sein, aber sie wurde nirgends gefunden. Tennison macht dem ihr zugeteilten Team Beine, sich zu beeilen. Sie will Listen sehen, Ergebnisse, Befunde, Autopsieberichte, möglichst noch vorgestern. Die Beamten kommen ins Schwitzen.

Als Tennison Street besicht, lässt der sie voll auflaufen. Merkwürdig: Warum ist Streets Polizeiakte so dünn? Sie fordert die Akte der Staatsanwalt an (und die ist sehr viel dicker!). Kollege Rankine hat in Streets Drogenorganisation einen Informanten, Tony Rice ist Streets Leibwächter, aber leider etwas psychopathisch veranlagt. Rice sagt: „Street hat Nazir nicht getötet.“ Das könnten auf einen beginnenden Bandenkrieg hindeuten. Das denkt auch Street und ermittelt in eigener Sache. Er holt einen gegnerischen Dealer von der Straße und lässt ihn von seinen Rottweilern erst bedrohen, dann anknabbern. Der Mann sagt immer noch, er wisse nichts. Mist. Eine Mauer des Schweigens.

Tennison, nie eine Kostverächterin, verbringt die Nacht im Bett beim verheirateten Mr. Ballinger. Dessen Frau Lauren ist gerade verreist. Martin stellt sich die Lösung des Drogenproblems in Form der Ghettoisierung vor: Eindämmung in rote Bezirke sowie Kontrolle. Bei dieser Vorstellung überkommt Tennison das kalte Grausen, denn es führt dazu, dass das Ghetto von innen heraus zerstört wird. Ballinger will jedoch den umliegenden gesellschaftlichen Organismus vorm Übergreifen dieses Drogen-Virus bewahren.

Tag 2

Als Martin Jones sich am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlässt, geht er als erstes zu seiner Freundin Janice Lafferty, denn er hat sonst niemanden. Kaum sieht Janices Bruder Campbell den Jungen, rennt er aus dem Haus und zur Polizei. Er gibt zu Protokoll, er selbst habe Nazir getötet. Seine Mutter Maureen, ein Junkie, sagt, er habe eine blühende Phantasie, und Tennison hat ebenfalls diesen Eindruck. Sie behält ihn 24 Stunden in der Zelle, hat aber vor, ihn freizulassen.

Detective Rankine berichtet Tennison, Streets Mann Rice wolle sie sprechen. Sie zieht eine kugelsichere Weste an, bevor sie zusammen nachts zum Treffpunkt gehen, einer alten verfallenden Kirche. Wenn Rice ihr etwas antut, so sind die Kollegen in der Nähe, um ihr beizustehen. Doch es gibt eine böse Überraschung. Street ruft Rice auf dessen handy an und sagt ihm, er sehe ihn. Das bedeutet erstens, dass sich Street von Rice verraten fühlen muss und zweitens, dass jemand Street von diesem geheimen Treffen erzählt hat. Mist: In ihrer eigenen Organisation hat Tennison einen Maulwurf.

Tag 3

Jetzt beginnen die Dinge in Deanfield, interessant zu werden…

Mein Eindruck

Mittlerweile ist die Serie bereits Routine, das Konzept der semi-dokumentarischen Aufbereitung heißer Themen altbekannt. Das bedeutet aber nicht, dass die Luft raus wäre. Helen Mirren spielt ihre Jane Tennison immer noch präsent und engagiert, aber diesmal scheint sie nicht so ganz involviert zu sein wie sonst. Möglicherweise liegt dieser Eindruck aber auch an der geradezu gemächlichen Gangart, wie dieser Fall präsentiert wird. Der Fall ist komplex und vor allem das soziale Umfeld trägt entscheidend zu den Wendungen in den Ermittlungen bei. Aber nach einer Weile fragte ich mich, ob so manche Szene mit Street notwendig ist. Die Macher wollten doch nicht etwa Zeit schinden, oder?

Der zweite Teil ist wesentlich besser als der erste, geht es doch nun auf die Zielgerade und die Erkenntnisse fallen wie Puzzleteile an den richtigen Platz, um ein Gesamtbild zu ergeben. Doch Jane Tennison verhält sich nicht gerade professionell, als sie den Kollegen nicht verrät, wohin sie fährt (evtl. wegen dem Maulwurf). Und sie lässt sich auch nicht aufspüren, weil sie – man glaubt es kaum – in ein Funkloch gefahren ist. Und das im Industriegebiet von Deanfield.

Das ist natürlich ein dramaturgischer Kniff des Drehbuchautors, um Tennison derart in Gefahr geraten zu lassen, dass wir um sie bangen müssen. Hier steht sie nun ihrem Widersacher gegenüber: Street himself. Doch der ist ja, wie wir spätestens seit dem Treffen mit Rice wissen (s.o.), nicht die Nr. 1 in der Stadt, sondern wird von jemandem, der höhersteht, gedeckt. Und als dieser jemand ebenfalls auftaucht – weshalb auch immer er von diesem Treffen weiß – da ist es natürlich Zeit, alle Unkarheiten zu beseitigen. Während dieses Herumgelabers wartet Janice Lafferty darauf, dass jemand kommt und sie aus dem schwarzen Loch herausholt, in das sie gesprungen ist – auf Streets Befehl hin.

Das alles ist nicht wirklich überzeugend. Noch weniger überzeugend ist das Schweigen von Nr. 1 – und das plötzliche Ende, das seinem Mann Clive „Street“ Norton durch Scharfschützen bereitet wird. Doch wenn man mal scharf nachdenkt, dann wird klar, warum die Scharfschützen der Polizei nur auf Street schießen und nicht auf Nr. 1…

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,33:1 (4:3)
Tonformate: D und Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: keine

Mein Eindruck: die DVD

Die Qualität von Bild und Ton sind erheblich besser geworden, wenn man sie mit den Episoden der ersten Staffel vergleicht. Wie eine Einblendung zeigt, liegt der Ton in Dolby Surround vor. Man sollte sich davon aber keine Wunderdinge erwarten. Es wirkt akustisch nur einfach besser als der normale TV-Ton, den man gewöhnt ist. Im Bild sind keine Artefakte etc. zu entdecken, sondern die Bildqualität nähert sich bereits digitaler Qualität an.

Da es absolut null Beiwerk gibt, kann man nur das Fehlen jeglichen Bonusmaterials und aller Werbung konstatieren. Ein Booklet hat es bei dieser Serie noch nie gegeben, und diese DVD macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme.

Unterm Strich

Diese Doppelepisode soll wohl eines deutlich machen: Es nicht okay, wenn ein Gesetzeshüter meint, das Übel, das man kontrolliert, sei weniger schlimm, als das Übel, das man aktiv bekämpft. Mit dem Übel ist diesmal das gesamte Drogenproblem gemeint. Vielleicht wurden in dieser Folge der Serie bereits die heutigen Bandenkriege unter Jugendlichen in London vorweggenommen, deren Hintergrund vermutlich ebenfalls im Drogenhandel besteht.

Wie das brisante Dauerbrenner-Thema in „Heißer Verdacht“ behandelt wird, hat mich aber nicht ganz überzeugt. Und die Dramaturgie erst recht nicht. Der oberste Schurke im Stück ist nämlich schon zeimlich früh auszumachen, und der Versuch, eine falsche Spur zu legen, lediglich halbherzig zu nennen. Dass Tennison so schwer von Begriff oder so blauäugig ist, kann ich ebenfalls schwer nachvollziehen – bisher ist sie gegenüber Gesetzesvertretern nie so unkritisch aufgetreten. Haben ihr die Hormone das Hirn vernebelt? Das passiert eigentlich immer nur den männlichen Figuren.

Und dass sie dieser Nr. 1 in der Stadt kein bisschen am Zeug flicken kann, lässt den Zuschauer auch nicht gerade befriedigt zurück. Da hat man eine Reihe von Leichen in der Gegend rumliegen – und der letztlich Verantwortliche darf ungeschoren seiner Wege ziehen. Ist das jetzt der ultimative Zynismus-Dreh des Drehbuchautoren?

Schade, dass die DVD so lieblos in der Ausstattung angeboten wird. Vielleicht soll dadurch der Preis gedrückt werden, wer weiß. Lediglich ein Schuber veredelt die Doppel-DVD-Box zu einem Sammlerobjekt. Aber wer ein Fan von „Heißer Verdacht“ ist, wird sich wohl auch mit den erstklassigen Filmen an sich zufriedengeben.

[Wertung]

Mima2016: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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