Eine stark verweste Leiche mit einem auf die Brust eingeritzten Kreuz wird gefunden – alles deutet auf einen Ritualmord hin. Als ein weiterer Mord unter ähnlichen Umständen geschieht, wird Sebastian Bird verdächtigt, in dessen Kommune die beiden Toten Mitglieder waren.

Einzig Gerichtsmedizinerin Dr. Samantha Ryan ist nicht von seiner Schuld überzeugt. Bei ihren Nachforschungen stößt sie auf einen weiteren Verdächtigen, der für die Mordserie in Frage kommt. Aber die Chief Superintendentin gibt ihr Anweisung, die Finger von dem Fall zu lassen. Lässt sich eine Dr. Ryan so etwas gefallen? Selbstverständlich nicht!

Die vier Samantha-Ryan-Krimis auf DVD:

  1. Mädchentod
  2. Nacht ohne Ende
  3. Tödliche Traditionen
  4. Countdown zum Tod

Filminfos

O-Titel: Long days, short nights (GB 1996)
Dt. Vertrieb: Polyband 2004
FSK: ab 16
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Mike Barker
Drehbuch: Ashley Paroah, Nigel McGreery
Darsteller: Amanda Burton (Dr. S. Ryan), John McGlynn (Inspektor Adams), Clare Higgins (Super Intendent Farmer) u.a.

Handlung

Louise James, eine hübsche Blondine, wird bei den SM-Sexspielchen in Sebastian Birds feudalem Haus mit einem Messer geschnitten. Da ist Schluss mit lustig. Bird stellt den besoffenen Mark, der ihr das angetan hat, zur Rede, aber es ist zwecklos. Sie setzen erst Louise zu Hause ab und vergattern sie zum Schweigen (alles wird gefilmt und fotografiert), dann bricht ein handfester Streit zwischen Bird und Mark aus. Sie ringen miteinander…

Zwei Wochen später wird eine stark verweste Leiche gefunden. Es ist ein Mann, und er hat sogar noch seine Papiere bei sich: Es ist Mark James, wohnhaft bei Sebastian Bird. Dr. Samantha Ryan ist wütend: Ihr Standeskollege, der Polizeiarzt Dr. Owen, ist ohne Schutzanzug auf den Tatort spaziert, als sei er hirnamputiert. Außerdem hat er hier gar nichts zu suchen.

Später stellt sich heraus, dass er den Tatort kontaminiert hat. Sauerei! Er entschuldigt sich bei Ryan, verweist auf seinen Seelenzustand, nachdem er vor zwei Wochen seine Frau Janet verloren habe. Und er gibt ihr einen Tipp, wo sie einen Experten finden könne, der ihr die Bedeutung der Schnitte in der Leiche erklären könne, die ein umgekehrtes Kreuz bilden.

Dieser Experte ist Prof. Simon Clark von der Universität Cambridge. Der weißhaarige Schlaukopf erwähnt beiläufig den Namen von Sebastian Bird. Der sei zwar der Uni verwiesen worden, aber dennoch in seinen Augen ein anerkannter Experte in zeitgenössischem Okkultismus. Allein in Großbritannien gebe es eine Viertelmillion Hexen und Hexer. Achja, und ob man vielleicht bei der Leiche einen Efeukranz gefunden habe? Das gehöre nämlich mit zum Ritual.

Nach zwei Vernehmungen hat die Polizei immer noch nichts Handfestes gegen Bird , auch nicht gegen das weibliche Kommunemitglied Fran, die offenbar von Bird schwanger ist, aber trotzdem kokst. Nachdem man ihr suggeriert hat, dass Bird offenbar Mark, einen ihrer Lover, getötet hat, zieht sie bei Daniel Finn ein, einem weiteren Mitglied der Kommune. Doch Daniel will alles vergessen, was Schreckliches mit Louise passiert ist. Als Bird auftaucht, der seine schwangere Freundin zurückhaben will, wirft er ihn gewaltsam hinaus. Wenig später findet man Daniel erdrosselt in seiner Dusche, komplett mit zwei kreuzförmigen Schnitten. Die Tat bereitet der armen Fran einen gehörigen Schock. Hat Bird erneut zugeschlagen?

Seltsamerweise denkt Dr. Ryan aber nicht wie die Polizeitruppe, der sie ja nicht angehört. Sie kann es sich leisten, dem ausdrücklichen Befehl der Chief Superintendentin Farmer (Clare Higgins) zuwiderzuhandeln und weiter zu ermitteln. Das ist gut so, denn so kommt sie einem weiteren Verdächtigen auf die Spur. Und der ist gerade dabei, ein weiteres Mitglied der Kommune ins Jenseits zu schicken…

Mein Eindruck

Was hier wie eine richtig gut ausgetüftelte Krimistory aussieht, wirft bei näherer Betrachtung doch eine ganze Menge Fragen auf. Wie kam es zum Beispiel, dass ein einfacher Polizeiarzt den Tatort betreten darf, der für die Crime Scene Investigation (CSI) Unit reserviert ist? Nur Polizisten und die Gerichtsmedizinerin haben hier etwas zu suchen. Schon die Ausgangslage ist hier also etwas schief, und nur dramaturgische Gründe können diesen Ablauf erklären. Es gäbe noch eine Reihe weiterer solcher Vorfälle.

Der schwarzhäutige Sebastian Bird mit dem Astralkörper ist ein supercooler Typ, selbst dann noch, wenn ihn die Bullen in Mangel nehmen. Da er auch noch was im Köpfchen hat – er hat ja studiert -, deichselt er es durch eine Begegnung mit Dr. Ryan so, dass alle Beweise, die sie liefert, vor Gericht ungültig werden. Wie? Ganz einfach: Jeder Kontakt zwischen Verdächtigen – Bird – und Zeugen – Dr. Ryan – ist strengstens untersagt, denn nur so kann die Unvoreingenommenheit des Zeugen gewährleistet werden. Bird hat die Bullen ausgetrickst, die nun ziemlich blöd aus der Wäsche gucken. Und Samantha Ryan schämt sich nicht mal!

Aber sie ist auf der richtigen Spur. Und ihr „Instinkt“ sagt ihr, dass die unscheinbare Fran den Schlüssel zum Geheimnis der Kommune aus Bird, Mark, Daniel und Fran darstellt. Doch wie soll sie das Vertrauen der schwangeren Kokserin gewinnen? Sie legt Fran nahe, dass der nächste Mordanschlag wahrscheinlich ihr selbst gelten werde. Ryan ist hier zwar auf dem Holzweg, aber da endlich redet Fran. Und bietet eine Überraschung nach der anderen.

Es gibt eine Nebenhandlung, über deren Sinn und Zweck ich im Unklaren bin. Ricky ist Ryan Neffe und weil er keinen Vater hat, hat er ständig Trouble mit seiner Mutter und der Ordnungspolizei. Ryan zieht ihn näher zu sich heran, und die Erfahrungen, die er in ihrer Nähe sammelt – er bekommt seine erste Leiche zu Gesicht -, scheinen ihn zu läutern. Von seiner Mutter, ihrer Schwester, muss sich Ryan allerdings heftige Kritik gefallen lassen? Wieso hat Ryan keine Kinder? Befriedigt es sie vielleicht, Leichen aufzuschnippeln, die sich nicht wehren können? Ryan ist sich sicher, dass ihr Job einen Sinn hat. Wir auch. Aber welchen?

Die stärkste Figur, die mich nachhaltig beeindruckt hat, ist allerdings nicht die unnahbare Ryan, sondern der souverän und cool auftretende Bird. Der Schauspieler Colin Salmon ist inzwischen aus der britischen TV-Liga anno 1996 in die internationale Spielfilmliga (ich glaube, er trat in „Die Dolmetscherin“ auf) des Jahres 2005 aufgestiegen, und höher kann man kaum noch steigen. Das Stilmittel der frontalen Close-up-Aufnahme seines Gesichts trägt dazu bei, dass sich der Zuschauer sein Gesicht einprägen kann. Die Close-ups machen die Vernehmungen der Polizei zu einem intensiven Erlebnis.

Was uns der Film sagen will

Ständig geht es um fehlende Väter, angefangen vom jungen Delinquenten Ricky über die völlig losgelöste Fran zum adoptierten Bird bis hin zur aussteigenden Louise Owen. Was also ist mit den Vätern los? Sind alle desertiert? Aber nicht doch, schließlich steht Gerichtsmediziner Trevor seiner Frau Jenny vorbildlich bei der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes bei (hypernervös natürlich, schließlich ist es für ihn eine Premiere). Aber dann gibt es da noch Dr. Owen, der gerade seine Frau und seine Tochter verloren hat. Was ist mit ihm – ist er Opfer oder Täter oder gar beides? Der Film stellt das Thema zur Diskussion, ohne vorgefertigte Antworten zu liefern.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 4:3 (Vollbild)
Tonformate: D in DD 2.0 , Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: Keine

Mein Eindruck: die DVD

Die FSK-16-Einstufung ist vollauf gerechtfertigt. Der Anblick von madenwimmelnden, schwarzverwesten Leichen ist nicht für jeden Magen verträglich. Auch die hübsche Sexszene (keine Genitalien werden gezeigt) in der Mitte oder die mit dem Messer geschnittene junge Frau am Anfang sind wohl nicht für Kinderaugen vorgesehen. Ganz am Schluss gibt noch einmal starken Tobak, vor dem gewarnt sei: Scheinbar ohne Schnitt (aua!) wechselt die Kamera von Birds Gesicht zu seinem entblößten Rücken. Wir sehen, wie ein Skalpell mühelos die Haut durchdringt und einen Schnitt das ganze Rückgrat entlang ausführt. Wie haben die das bloß hingekriegt, fragt man sich entsetzt.

Das Bild fehlerlos und von Fernsehqualität. Der Ton ist mit Dolby Digital 2.0 nicht auf dem Stand der Technik. Deutsche oder gar englische Untertitel sucht man vergeblich. Ebenso irgendwelches Bonusmaterial oder gar ein Booklet. Simpler geht’s nicht mehr. Polyband, dein Name ist Sparta.

Unterm Strich

Eine realistisch dargestellte, aber dennoch überraschend aufgelöste Mordserie zwingt den Zuschauer zum Nachdenken. Allerdings wirft die Handlung bei etwas Nachdenken doch Fragen hinsichtlich ihrer Plausibilität auf. Würden echte Profis solche kolossalen Fehler begehen? Hoffentlich nicht!

Gute Schauspielerleistungen, eine flotter Schnitt und eine intensive Closeup-Kamera fesseln die Aufmerksamkeit des Zuschauers, so dass ich der Handlung mit großer Spannung folgte. Das Finale lässt an Überraschung, Dramatik und gutem Timing nichts zu wünschen übrig.

Die DVD an sich bietet passable Fernsehqualität, aber die Ausstattung könnte man genauso gut von einer Videocassette erwarten. Hier geizt der deutsche Vertrieb Polyband, und nicht nur bei dieser Silberscheibe.

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