In einer tristen Wohnblocksiedlung schließt der vereinsamte und schikanierte Junge Owen (Smit-McPhee) eine ungewöhnliche Freundschaft mit dem neuen Nachbarsmädchen Abby (Cloe Moretz). Diese zieht mit ihrem vermeintlichen Vater (Richard Jenkins) seit langem rastlos durchs Land. Gefangen im geist und Körper eines Kindes ist sie gezwungen, ihren überlebenswichtigen Blutdurst zu verheimlichen. Aber in einer Welt zwischen zärtlicher Vertrautheit und grausamem Terror ist es schwer, den Freund hereinzubitten…(Verleihinfo)

Filminfos

  • O-Titel: Let me in (GB/USA 2010)
  • Dt. Vertrieb: Universal
  • EAN: 5050582886474
  • VÖ: 19.4.2012
  • FSK: ab 16
  • Länge: ca. 116 Min.
  • Regisseur: Matt Reeves („Cloverfield“)
  • Drehbuch: Matt Reeves nach dem Roman von John Arvide Lindqvist
  • Musik: Michael Giacchino
  • Darsteller: Kodi Smit-McPhee („The Road“, als Owen), Chloe Grace Moretz („Gregs Tagebuch 1“, „Kick Ass“ als Abby), Richard Jenkins („Eat Pray Love“, als Thomas), Cara Buono („Hulk“, als Owens Mutter), Sasha Barrese („Hangover 2“, als Vampiropfer Virginia), u.a.

Handlung

In Los Alamos wurde während des 2. Weltkriegs die Atombombe entwickelt (Projekt Manhattan), folglich ist es eine künstliche, völlig durchgeplante Stadt. Da hier immer noch viele Akademiker arbeiter, ist sie zugleich auch die Stadt mit dem höchsten Durchschnitts-IQ in den USA. Dennoch ereignet sich hier eine Geschichte, die von den primitivsten menschlichen Trieben geprägt ist.

Prolog

Man schreibt den März 1983, als ein eskortierter Krankenwagen durch die nächtliche Wüste rast, um einen Verletzten mit schweren Gesichtsverätzungen ins Hospital zu transportieren. Ein Polizist (Elias „Der Exorzist“ Koteas) will den Mann sehen, denn er hat schon ähnliche Fälle überall in den Staaten gesehen und will ihrer Ursache auf den Grund gehen. Er erhält gerade einen Anruf, dass eine Tochter zu dem patienten existiere, als ein Schrei ertönt: eine Krankenschwester ist zeugin, wie der Patientin sich aus dem Fenster in die Tiefe stürzt. Auf einem Notizblock steht: „Es tut mir leid, Abby“…

Haupthandlung

Zwei Wochen zuvor. Der zwölfjährige Owen wird von seinen Mitschülern massiv gemobbt, weil sie ihn – nicht ganhz zu Unrecht – für ein Mädchen halten, denn er wehrt sich niemals. Nur wenn er allein ist, geht er mit einem neu gekauften Taschenmesser auf einen der Bäume in der Wohnanlage los, angetan mit einer transparenten Maske. In Los Alamos gibt es kein Nachtleben für seinesgleichen, außer in der Spielhalle – und dort lauern Kenny, der Mobber, und seine fiesen Freunde.

Owens Mutter lebt in Scheidung und muss tagsüber hart arbeiten. Sie hat für ihren Sohn sehr wenig Zeit (ihr Gesicht ist nie im Bild). Deshalb beobachtet Owen mit Vorliebe seine Nachbarn, als wäre er Jimmy Stewart in Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“. Allnächtlich gibt es bei Virginia heißen Sex zu sehen. Aber heute abend kommen neue Mieter, ein alter Mann und ein etwa zwölfjähriges Mädchen, das offenbar seine Tochter ist. Sie geht barfuß durch den Schnee… Da ihre Wohnung sich neben Owens Kinderzimmer befindet, bekommt er mit, wie sie streiten. Als er versucht, sich mit dieser Abby anzufreunden, weist sie ihn zurück: „Wir können nicht befreundet sein.“ Das soll sich schon bald ändern.

Am nächsten Tag erfährt Owen in der Schule, dass ein junger Mann ermordet im Wald gefunden wurde. Die Polizei beginnt herumzuschnüffeln, und ein FBI-Ermittler (Elias Koteas) stellt die üblichen neugierigen Fragen. Abby riecht heute komisch, als sie ihn im Hof besucht und mit seinem Zauberwürfel spielt. Am nächsten Tag ist erneut ein Mann tot, und in Abbys Wohnung sind wieder ärgerliche Stimmen zu hören. Aber jetzt sieht das Mädchen wesentlich besser aus und riecht nicht mehr so streng. Er leiht ihr seinen Zauberwürfel.

Kenny verletzt Owen mit einer Metallrute, was einen blutenden Kratzer in dessen Gesicht hinterlässt. Während er seine Mutter über die Ursache anlügt, bringt er dies gegenüber Abby nicht fertig. Er vertraut ihr. Sie drängt ihn, endlich zurückzuschlagen, und verspricht, ihm zu helfen. Sie sei stärker, als sie aussehe. Nach einem problemlosen Spielhallenbesuch umarmt er sie. Über ein Morse-Alphabet, das er ihr gegeben hat, können sie per Klopfzeichen kommunizieren, gerade so, als wären sie Gefängnisinsassen. Und er gibt ihr Shakrespeare „Rome und Julia“ zu lesen. Vielleicht werden sie ja mal ein Liebespaar.

Etwas sehr Drastisches muss geschehen sein, ahnt Owen, als Abby vor seiner Tür steht und Einlass begehrt. Inzwischen hat er mehr Selbstbewusstsein und triezt sie ein bisschen, indem er seine Erlaubnis zurückhält. Da beginnt sie plötzlich im ganzen Gesicht zu bluten. Erschreckt lässt er sie herein und umarmt sie. Abby ist wirklich ein ungewöhnliches Mädchen. Und nun, da ihr Behüter umgekommen ist, braucht sie Owen mehr denn je zuvor. Denn der Ermittler hat endlich ihre Spur gefunden…

Mein Eindruck

Die Übertragung des Milieus von Johan Alvide Lindqvists Vampirroman ist durchaus gelungen. Die im Original stimmungsprägende, triste Wohnsiedlung ist in „Los Alamos“ (Drehort war teisl auch das nahe Albuquerque) durchaus wiederzufinden: Die abweisende Kälte der Architektur wird noch von der Schneekälte des Winters potenziert. Dass Abby (Chloe Grace Moretz) barfuß darüberspaziert, signalisiert sofort ihre Andersartigkeit. Aber worin sie sich genau von allen Mädchen unterscheidet, wird erst allmählich klar, denn wir wissen, was sie angeht, immer nur soviel wie Owen (Kodi Smit-McPhee). Das macht die Entdeckungsreise ins Vampirland spannend. Und da beide androgyn aussehen, ist nie klar, ob nicht auch Abby ein Junge ist.

Die Inszenierung dieses US-Remakes der schwedischen Erstverfilmung von Tomas Alfredsson ist langsam und einfühlsam, steigert sich aber ab der Mitte zu immer drastischeren Gewaltakten des Horrors. Ahnen wir angesichts der Schächtung des ersten Opfers des Behüters (hervorragend: Richard Jenkins), dass es möglicherweise um Blutmagie geht, so wird der Überfall auf das nächste Opfer wesentlich deutlicher: Ein hilflos scheinendes Mädchen bringt einen ausgewachsenen Mann zur Strecke und saugt ihn aus. Der Horror nimmt seinen Lauf. Aber war es wirklich die unschuldige Abby, die dafür verantwortlich ist? Wir können nicht sicher sein, und Owen ahnt noch nichts Böses.

Dafür nimmt der Terror, den Kenny (Dylan Minnette) an seiner Schule ausübt, graduell zu, bis er eine Verletzung davonträgt. Seine Selbstverteidigung macht Fortschritte, bis er schließlich in der Lage ist, Kenny (Dylan Minnette) massiv am Ohr zu verletzen. Der Schrecken der Pubertät drückt sich nicht mehr nur psychisch aus, sondern wird zunehmend sichtbar.

Dieser Terror ist eine Erscheinungsform des Bösen, das eines der Grundthemen der Handlung ist. Kenny wird selbst terrorisiert und von seinem älteren Bruder Jimmy als „kleines Mädchen“ bezeichnet, nachdem Owen Kenny eine Verletzung beigebracht hat. Diese Kette des Schreckens und der Demütigung spiegelt sich auf einer höher gelagerten Ebene in Ronald Reagans Rede über das „Reich des Bösen“ wider, die schon im Prolog im Fernseher des Krankenhauses zusehen ist. Kennys Terror entlarvt reagans Anschuldigung gegenüber der Sowjetunion als pure Lüge: Der Terror ist in den USA ebenso zu Hause wie das Böse, und zwar bis hin zum einzelnen Individuum. Der Schrecken, das ist Teil des Reagan-Machismo, ein Wahnsinn, der Methode hat.

Die Wende

Die Wende in der Dramatik kommt mit dem spektakulär fotografierten Autounfall (siehe Making-of), den der Behüter erleidet. Höhepunkt: Ein weiterer Mann, der sich mit Säure das Gesicht verätzt hat, um seine Identität auszulöschen. Hierbei handelt es sich um die erste Szene des Prologs, als der eskortierte Krankenwagen durch die nächtliche Wüste rast. Mittlerweile sind also 14 Tage der erzählten Zeit vergangen.

Doch wer wird ihr neuer Behüter werden? Diese bange Frage bezieht sich natürlich auf Abbys engsten Kontakt: Owen. Doch sie muss ihm etwas geben, das er nicht zurückweisen kann: sein Leben. Und das ist schon bald notwendig. Danach ist er willens und in der Lage, Abby gegen den Ermittler zu verteidigen. Denn dieser dringt nun in Abbys Wohnung ein. Nur scheinbar ist sie leer, denn der Horror weiß sich geschickt zu verbergen…

Aussagen

Der Vampirmythos hat den Alltag von Kindern erreicht. Dessen Schrecken ist eine passende Metapher für die Schrecken des Mobbings, den Heranwachsende täglich erleben. Sowohl der Regisseur als auch der Buchautor geben (im Making-of, Teil 2) an, Mobbing selbst erlebt zu haben. Der Regisseur war zudem ein Spätentwickler, so dass er selbst androgyn wirkte wie Owen. Er identifiziert sich mit der Geschichte, so dass es kein Wunder ist, wenn er sich extra viel Mühe gab, mit seinen beiden jungen Darstellern diesen Schrecken erfahrbar zu machen. (Er stand in engem Kontakt mit dem Buchautor und mit Steven Spielberg.) Die düstere Optik, die gruseligen Spezialeffekte und die Aussage tragen zum positiven Eindruck bei.

Doch worin besteht die Aussage des Films? Eigentlich müsste Owen schreiend davonlaufen, als er das wahre Wesen seiner besten Freundin erkennt. Sie ist kein „teenage dirtbag“, sondern ein Blutsauger. Da kann man schon Muffensausen kriegen, und er ruft deshalb seinen Dad an, um zu erfahren, ob es so etwas wie das Böse geben kann. Dad (gesprochen von Elias Koteas) beantwortet die Frage nicht, sondern gibt bloß Owens Mutter die Schuld an solchen irren Fragen. Dass die Wirklichkeit viel seltsamer sein kann als ein Scheidungskrieg, kommt ihm offenbar gar nicht in den Sinn.

Gut oder böse?

Aber ist Abby wirklich böse, lautet die Frage. Nicht, wenn man ein Freund wie Owen ist, sondern bloß ein Opfer. Böse und Gut sind relative moralische Kategorien. Das ist die besondere Leistung des Films: Dass wir Mitleid mit dem Vampir bekommen und es Owen gönnen, dass er dessen neuer Behüter wird (wie Renfield für Graf Dracula). Zuvor hat es der Regisseur geschafft, dass wir Mitleid mit Richard Jenkins bekommen haben, dessen Versuche, frisches Blut für Abby zu besorgen, regelmäßig scheitern.

Vorbilder

Der Regisseur gibt freimütig zu, dies bei Hitchcock abgeschaut zu haben, nämlich in „Bei Anruf Mord“. Weitere Vorbilder wie Hitchcocks „Fenster zum Hof“, Roman Polanskis „Rosemary’s Baby“ und Donald Sutherlands Copthriller „Klute“ (mit Jane Fonda als Nutte) standen ebenfalls Pate. Dass er sämtliche relevanten Vampirfilme kennt, bedarf wohl keiner Erwähnung.. Obendrein war das britische Studio Hammer Films das produzierende Studio, welches zu seinen Verdiensten die gesamte klassische Vampir- und Horror-Kinemathek (von „Dracula“ bis „Frankenstein“) zählen kann. Die Schlusszene erinnert laut Regisseur an den Schluss von „The Graduate/Die Reifeprüfung“, als Dustin Hoffman und Natalie Wood im Bus in die Zukunft fahren. In „Let me in“ sind es Owen und – in einem Schrankkoffer – Abby, der uralte, ewig 12 Jahre alte Vampir.

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 2,35:1 (anamorph)
  • Tonformate: DD 5.1
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: D, Englisch
  • Extras:
    • Making-Of, darin a) Special Effects der Autounfall-Szene und b) Hinter den Kulissen
    • Audiokommentar des Regisseurs
    • Unveröffentlichte Szenen
    • Trailer
    • Trailershow

Mein Eindruck: die DVD

Der Ton liegt lediglich in zwei Sprachen für Hauptfilm und Untertitel zur Auswahl vor, und das im bescheidenen TonStandard DD 5.1. Das Bild jedoch ist besser, als dieser durchschnittliche Standard erwarten lässt. Wer kann, sollte sich die Blu-Ray zulegen.

EXTRAS

  1. Making-Of: Es besteht aus zwei Teilen:
    1. Special Effects der Autounfall-Szene (11:35 min): Dieser Teil geht detailliert auf die spektakuläre Autounfallszene ein, die den Mittelteil beendet und Abby ohne Behüter zurücklässt. Dieser Behüter versucht, ein neues Opfer zu beschaffen, doch der junge Mann wehrt sich vehement. Der Behüter baut einen Unfall, bei dem sich der Wagen überschlägt. Die Kamera scheint sich direkt im Wagen zu befinden und filmt, wie die Körper durcheinanderwirbeln. Tatsächlich besteht die Szene aus zwei Aufnahmen, zahlreichen digitalen Ergänzungen. Sie wurde minutiös vorbereitet, wie demonstriert wird. Weitere CGI-unterstützte Special-Effects-Szenen werden kommentarlos präsentiert.
    2. Hinter den Kulissen (16:24 min): Dies ist der Teil, der einem Making-of am nächsten kommt: Die Macher und Darsteller geben ihre Kommentare ab, darunter auch Elias Koteas, der im „Exorzisten“ den zweifelnden Priester spielte und hier den FBI-Ermittler mimt. Kodi, der Owen-Darsteller, hasst den „Exorzisten“, was die Sache etwas ironisch macht. Er erklärt, wie die Szene gedreht wurde, in der er halbnackt von den Mobbern über den Boden der Umkleide geschleift wird.

      Abby wird gespielt von Chloe Grace Moretz, die schon etlichen Horrorstreifen mitwirkte, wie es scheint, darunter in „Kick Ass“, „Gregs Tagebuch“ dürfte für sie wesentlich lustiger gewesen sein. Chloes Aufgabe ist es, ein primitives Wesen so gruselig wie möglich darzustellen, und das kriegt sehr glaubwürdig hin. Make-up-Effekte und Stimmverzerrung spielen dabei hilfreiche Rollen. Außerdem wichtig: blutig aussehende Prothesen, die dann schließlich im Schwimmbecken der Schule auftauchen, in der die Mobber Owen ersäufen wollen.
  2. Unveröffentlichte Szenen (ca. 7 min): Hier können wir drei wirklich unveröffentlichte Szenen entdecken, wahlweise mit oder ihne Audiokommentar. Davon ist die dritte die wichtigste: Sie zeigt verschlüsselt, wie Abby zum Vampir gemacht worden ist, möglicherweise von ihrem eigenen Vater – eine Missbrauchsszene also, die für manches Publikum zu starker Tobak wäre.
  3. Originaltrailer (2:20 min): Der Trailer baut auf zunehmende Spannung, schockt im Mittel mit blutiger Action und deutet ein gruseliges Finale an. Wer da nicht neugierig wird, dem ist nicht zu helfen.
  4. Audiokommentar des Regisseurs: Selten habe ich einen derart eloquenten Kommentator erleben dürfen wie Matt Reeves. Er redet von der ersten Sekunde an druckreif, ohne Satz und Komma und in einem fort. Selten, dass er mal eine Verschnaufpause gönnt, um eine intensive Szene zu genießen. Zahlreiche seiner Einlassungen habe ich oben in meinem Eindruck bereits berücksichtigt, und man sollte zudem unbedingt das Making-of in seinen zwei Teilen ansehen.

    Darüber hinaus enthüllt Matt Reeves freimütig, in welchen Punkten sein Skript wesentlich von der Buchvorlage und der Erstverfilmung, die er beide empfiehlt, abweicht. So ist der Behüter im Buch nicht etwa nach der Halbzeit tot, sondern kämpft in einem ausnehmend blutigen Showdown als Halbtoter mit. Im Buch ist Abby ein kastrierter Junge. Owen entdeckt dies möglicherweise, als sich Abby umzieht, doch das bekommen wir nicht gezeigt.

    Interessant ist die gestalt des FBI-Ermittlers. Mit Elias Koteas wurde ein alter Bekannter aus dem „Exorzisten“ engagiert, und das erwies sich als Glücksfall. Ursprünglich sollte er den Behüter spielen, bevor Richard Jenkins einstieg und viele gute Ideen einbrachte. Koteas interpretiert den FBI-Cop als Geist. Der Mann hat sein ganzes leben der Jagd nach dem Vampir gewidmet; nun ist er am Ende seiner Suche angelangt und muss dem Objekt seines Horrors ins Antlitz schauen. Da macht er einen entscheidenden Fehler…

    Das Setting hat einen ebenso großen Einfluss auf die Darstellung wie die Pop-Musik. Beides ist wichtig, um das Ambiente der Reagan-Zeit des Jahres 1983 zu simulieren. Zum Ambiente gehört die bis heute existierende Spielhalle von Andersons Pharmacy in Los Alamos. Hier ist beispielsweise der Urvater aller Videospiele, Pac Man, zu sehen. Sehr anachronistisch. In der Pop-Musik sind die frühen achtziger Jahre vertreten. Matt Reeves erklärt jedes Detail, denn er ist sehr stolz darauf.

    Michael Giacchinos Original-Score hingegen ist eine ganz andere Liga. Um die notwendige unheimliche Stimmung zu erzeugen, setzt er dissonante Akkorde und Kadenzen ein, die an Stanley Kubricks Musik für „Shining“ erinnern und von den modernen Komponisten Ligeti und Penderecki stammen könnte. Der harmonische Kontrast dazu wird von Harfen, geigen und Chören beigetragen: Dies ist das Romeo-und-Julia-Thema. Horror und Liebe feiern eine unheilige Hochzeit.
  5. Trailershow
    1. Insidious (Psychothriller mit hohem Klaustrophobiefaktor)
    2. Hierro – Insel der Angst (span. Psychothriller um ein verschwundenes Kind)
    3. Scream 4: allseits bekannte Horrorparodie
    4. The Unborn (Horror um Zwillinge, von denen der vor der Geburt gestorbene sein Leben zurückhaben will, und zwar jetzt)

Unterm Strich

„Let me in“ funktioniert auf zwei Ebenen, zum einen als Coming-of-age-Geschichte, die Züge von „Romeo und Julia“ aufweist, zum anderen als Vampirgeschichte als Parabel auf eine Kultur der emotionalen Kälte und des Terrors. Wenn Abbys Behüter versucht, ihr frisches Blut zu verschaffen, betätigt er sich als eine Art Terrorist, der seine Opfer unter der Zivilbevölkerung sucht. Das er immer wieder scheitert, ist nicht seine Schuld.

Analog dazu übt Kenny eine Art Psychoterror gegenüber Owen aus, um auf diese Weise etwas zu bekommen, was den Terror, dem er selbst in seiner Familie ausgesetzt ist, ausgleicht. Es ist daher nur folgerichtig, dass es nicht Kenny, sondern sein älterer Bruder ist, der Owen zu töten droht, indem er ihn unter Wasser drückt. Kenny und Jimmy haben jedoch nicht mit dem ultimativen Terroristen gerechnet: Abby, dem uralten Vampir, der (aus unerfindlichen Gründen) für immer zwölf Jahre alt ist.

Das US-Remake

Matt Reeves hat völlig legitim aus dem Roman von John Arvide Lindqvist eine völlig andersartige Interpretation gewonnen als Tomas Alfredsson in seiner Erstverfilmung. Da ich die Erstversion nicht kenne, muss ein Vergleich entfallen, aber es wäre interessant, das mal zu unternehmen.

Reeves legt eine große Anteilnahme am Thema an den Tag, vor allem deshalb, weil er selbst unter Mobbing an der Schule zu leiden hatte, genau wie der Buchautor (siehe den Regiekommentar). So ist ein anrührender, aber auch spannender Vampirthriller entstanden, der weitgehend auf Selbstzweck verzichtet und sich ganz auf seine beiden Hauptfiguren konzentriert.

Ich halte es für wahrscheinlich, dass die blutigen Effekte im Free-TV zugunsten einer FSK-12-Fassung ausgeblendet werden. Wer also die ungeschnittene Fassung sehen möchte, sollte zur Silberscheibe greifen.

Die DVD

Die DVD bleibt technisch unter ihren Möglichkeiten, und daher empfehle ich die Blu-Ray, besonders um einen besseren Sound zu erhalten. Das Bonusmaterial umfasst die üblichen Zutaten und lässt den Zuschauer wohlinformiert zurück.

Fazit

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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