Bei der Besprechung des folgenden Films bin ich mir ziemlich sicher, dass nur sehr wenige meiner Leser schon einmal von ihm gehört haben. Die Rede ist von „Takva – Gottesfurcht“, einem Drama aus deutsch-türkischer Koproduktion.

[FILM]

~Inhalt~

Muharrem (Erkan Can) ist ein streng gläubiger Moslem. Leider gerät er in die Fänge einer religiösen Sekte und soll in deren Auftrag in Istanbul Mieten eintreiben und „weltliche Geschäfte“ erledigen. Allerdings ist sich Muharrem nicht sicher ob er der Aufgabe gewachsen ist, denn die Millionenmetropole Istanbul konfrontiert den eher einfach gestrickten Mann mit lasterhaften Abgründen. Doch Muharrem stellt sich der Aufgabe, mit der Folge, dass ihn nachts sexuelle Phantasien plagen und er immer tiefer ein einen Sog aus Macht- und Geldgier gerät. Sein religiöses Weltbild gerät völlig aus den Fugen und stellt den Mann auf eine harte Probe.

~Meine Meinung~

„Takva – Gottesfurcht“ ist ein packender Film, der ein in der Filmwelt noch wenig beachtetes Thema angeht. Ohne das Geschehen zu bewerten gelingt es Regisseur Özer Kiziltan einen Blick auf das Leben eines gläubigen Moslems zu werfen und zu porträtieren, wie dessen Leben aus den Fugen gerät. Dadurch, dass sich die Geschichte problemlos in andere Städte oder auf andere Glaubensrichtungen transferieren lässt, gibt dem Film eine besondere Note und als Zuschauer kommt man so nicht in die Versuchung das gesehene als Blaupause für das Verhalten von Moslems zu sehen.

Überzeugend ist aber nicht nur die Regiearbeit von Kiziltan. Hauptdarsteller Erkan Can (In the jail now, Destiny) spielt Muharrem mit einer Wucht, dass man sich seinem Spiel nur schwer entziehen kann. Jede seiner Handlungen kann man nachvollziehen, jedes seiner Gefühle kann man mitfühlen. Kurz gesagt, Erkan Cans Darstellung von Muharrem nimmt einen wahrlich gefangen.

Bei so viel Lob, ist es schwer nachzuvollziehen warum der Film so wenig bekannt ist. Doch auf diese Frage lässt sich eine schnelle Antwort finden. Der Film ist im Prinzip das, was man einen klassischen Arthouse-Film nennt und eben nicht die typische Blockbusterunterhaltung. „Takvan – Gottesfurcht“ will dass man mitdenkt und das erfordert vom Zuschauer die volle Aufmerksamkeit. Es gibt einfach viele kleine Dinge, die im Film passieren, die auf den ersten Blick eher unscheinbar sind, im ganzen aber tiefen Einfluss auf die Story haben.

[DVD]

~Bild~

Die DVD zu „Takva – Gottesfurcht“ ist leider ein wenig der Schwachpunkt des Films. So ist das Bild nicht immer perfekt und rauscht an manchen Stellen leider etwas. Auch könnten manche Szenen ruhig ein wenig heller sein. Das Bildformat ist allerdings Heimkino tauglich. Im Bildverhältnis 1.85:1 wird einem der Film präsentiert.

~Ton~

Auch der Ton ist nicht perfekt. Um den Film wirklich perfekt erleben zu können, sollte man des türkischen mächtig sein, denn nur in dieser Sprache liegt der Film vor. Doch selbst bei dieser Tonspur muss man leider Abstriche machen, denn das Tonformat ist Dolby Digital 2.0 Stereo. Auf rundum Ton muss man also verzichten. Da „Takva – Gottesfurcht“ aber ein eher ruhiger Film ist und große Actionszenen nicht das Kernelement des Films sind, ist dies allerdings nicht ganz so dramatisch.

Damit man „Takva – Gottesfurcht“ auch genießen zu können ohne türkisch zu können, wurde der Film Deutsch untertitelt. Die Untertitel fangen aus meiner Sicht die Stimmung des Films gut ein und so macht es auch dann Spaß den Film sich anzuschauen, wenn man auf die Untertitel angewiesen ist.

~Extras~

Leider liefert die DVD zu „Takva – Gottesfurcht“ kaum Extras. Der mitgelieferte Audiokommentar von Produzent Fatih Akin lohnt sich aber. Doch genau dieser Audiokommentar ist auch das einzige Bonusmaterial auf der DVD.

~Meine Meinung~

Ist der Film ein echter Geheimtipp, wird die DVD dem Film leider nichtgerecht. Bei so einer Filmperle ist es schon schade, dass auf eine Synchronisation verzichtet wurde, aber auch, dass die Bildqualität nicht perfekt ist, ist etwas traurig. Ein wenig entschädigt der Audiokommentar für die anderen Schwächen, doch kann ein Audiokommentar das Gesamtprodukt auch nicht komplett retten. Insgesamt ist die DVD zu „Takva – Gottesfurcht“ für mich eine qualitativ eher durchwachsene DVD.

[Fazit]

„Takva – Gottesfurcht“ ist eine echte Filmperle. Regisseur Özer Kiziltan inszeniert ein heikles Thema völlig wertfrei und schafft so einen Film der bewegt! Dank eines gut aufgelegten Hauptdarstellers Erkan Can kommt die Sogwirkung des Films gleich doppelt zur Geltung und so ist „Takva – Gottesfurcht“ ein Film, den man sich unbedingt angesehen haben sollte!

[FILMFAKTEN]

Titel: Takva – Gottesfurcht
Originaltitel: Takva
Jahr: 2006
Land: Deutschland, Türkei
Länge: 96 Minuten
Regie: Özer Kiziltan
Drehbuch: Onder Cakar
Darsteller: Erkan Can – Muharrem
Güven Kiraç – Rauf
Meray Ülgen – Seyh
Öznur Kula – Hacer
Erman Saban – Muhittin
Murat Cemcir – Mahmut
Settar Tanriogen – Ali Bey
Genre: Drama
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: EuroVideo, epiX
Erscheinungstermin: 18.09.2008

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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