[Einleitung]

Wenn ein Film in seiner Produktionsphase schon holprig vorankommt, zweimal Regisseure gewechselt werden, dabei Schauspieler abspringen und der übrig gebliebene Regisseur auch erst flüchten wollte, aber dann doch zurückkehrt, heißt das nichts gutes für einen Film, der daraus entstehen soll. The Tourist wurde aber dennoch aus diesen Umständen heraufbeschworen. Der Mann, der sich doch dafür entschieden hat zurückzukehren ist der Mann mit dem pompös anmutenden Namen, Florian Henckel von Donnersmarck. Der Deutsche hat sicherlich noch das beste aus diesem Projekt herausgeholt, aber konnte dieses Remake vom fünf Jahre zurückliegenden Original Fluchtpunkt Nizza (OT: Anthony Zimmer) nicht mehr retten.

[Handlung]

The Tourist handelt von Elise (Angelina Jolie) und Frank (Johnny Depp). Die eine, eine Frau, die beim Betreten eines Raumes alles einnimmt, jeden Blick, die Aufmerksamkeit jedes Einzelnen Anwesenden. Der eine, ein Tourist in Venedig, ein Mathelehrer, der gerne Spionageromane liest. Elise setzt sich im Zug neben Frank, der mit diesem Augenblick den wohl besten Tag seines Lebens begonnen hat. So bezaubernd und verführerisch Elise auch ist, sie ist in gefährlichen Machenschaften verwickelt, was Frank auch nach kurzer Zeit erfahren wird, wenn ihn zwei Kriminelle über den Dächer von Venedig verfolgen.

[Kritik]

The Tourist funktioniert nicht richtig. Es mag vielleicht an der schwierigen Produktion gelegen haben, auch an den verpflichteten Schauspielern oder einfach nur am Zuschauer lenkenden Drehbuchs. Ersteres ist wahrscheinlich noch das mildeste Problem gewesen, wenn überhaupt. Der Film an sich will zunächst witzig sympathisch sein, wandert dann in seine Thriller-Atmosphäre bis es die wenigen Actionszenen versucht galant auf die Leinwand projiziert und sich desöfteren mit dem Score von James Newton Howard zu überhastet und aufregend gibt bis es schlussendlich stets in Streichermusik mündet. Unterstrichen wird dabei das Schauspiel von Johnny Depp und Angelina Jolie. Letztere ist perfekt für die Rolle der be- und verzaubernden Elise. Nur ergötzt sich die Kamera vielleicht etwas zu sehr auf sie, um den Film auf eine Art qualitativ zu steigern. In meinen Augen ist sie sogar besser als Johnny Depp in The Tourist. Mit leichten, aber überzeugenden Augenaufschlägen und besorgten, aber weitaus mehr sagenden Blicken konnte sie von Anfang an ihre Rolle ausfüllen. Johnny Depp hingegen kann nur am Anfang glänzen. In der Mitte des Films erfährt sein Charakter eine Kehrtwende, die ihm gar nicht gut kommt. Am Anfang stimmt die Chemie zwischen Depp und Jolie wunderbar, da sich die beiden mit netten, pfiffigen Dialogstücken etwas necken und einen guten, sympathischen Start hinlegen. Im Laufe des Geschehens, besonders ab der Kehrtwende, funktioniert Depps Charakter aber nicht mehr. Er verändert sich und es ist wieder Johnny Depp, der Star, nicht der Mathelehrer Frank.

Natürlich hat das Drehbuch einiges zu verschulden. Es ist nicht überzeugend oder in irgendeiner Art nachvollziehbar. Es ist nützlich für den Fortschritt der Geschichte, aber die ist auch eine aufgeplusterte Farce, die den Zuschauer in Gedanken lenkt, um das lasche Ende aufregend zu gestalten, sodass die Inszenierung letztendlich das Ganze ad absurdum führt. Die ganzen Twists sind fad und können deswegen leider überhaupt nicht überzeugen. Es ist schade, denn Film war gerade am Anfang sympathisch genug, um mich an der Stange zu halten, sich aber am Ende nicht ausgezahlt hat. Nichtsdestotrotz, man kann The Tourist für all das berechtigt verdammen, man kann es aber auch nicht so eng nehmen und das würdigen, was doch irgendwo noch unterhaltsam war. Florian Henckel von Donnersmarck überzeugt in manchen Szenen noch mit stilsicheren Bildern. Es gibt eine nette Traumszene und eine zwar bedeutungsschwangere Zeitlupenszene, die aber dennoch seine Wirkung entfalten kann. Die witzigen Szenen sind sogar auch desöfteren gelungen, wenn Frank z.B. sich immer auf spanisch mit „gracias“ bedankt, obwohl er in Italien ist. Und das letzte Argument kann Angelina Jolie sein, die lange nicht mehr so anmutend ist wie in The Tourist. Unterm Strich sollte es für diesen holprigen, irreführenden Film aber dennoch heißen: No Gracias.

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