Die folgende Filmkritik wird präsentiert von:
Wehrdienst oder Zivildienst? Diese Frage haben sich millionen von deutschen männlichen Jugendlichen viele Jahre gefragt. Wer den Dienst an der Waffe verweigert hat, hat dann seinen Zivildienst in Altenheimen oder anderen caritativen Bereichen geleistet. Auch Zivildienst im Ausland war möglich und für diesen hat sich im Film „Am Ende kommen Touristen“ der Hauptdarsteller Sven (Alexander Fehling) entschieden. Er leistet seinen Zivildienst im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz.

[INHALT]

Es gibt bestimmt schönere Orte an dem man seinen Zivildienst leisten kann als Oswiecim, das frühere Auschwitz. Sven leistet allerdings genau dort seinen Zivildienst. An der Gedenkstätte treffen Massentourismus, Trauer und Geschichte aufeinander. Ein Ort mit Geschichte!

An diesem Ort, trifft der junge Sven auf den ehemaligen KZ-Häftling und heutigen Kofferrestaurator Stanislaw (Ryszard Ronczweski). Stanislaw hat immer noch Vorurteile gegenüber den Deutschen und dennoch entwickelt sich zwischen ihm und Sven eine Art Freundschaft. Nach und nach führt Stanislaw Sven in die Geschichte Auschwitzs und das dunkle Kapitel Deutschlands ein.

Auch Ania (Barbara Wysocka) lernt Sven während seines Zivildienstes kennen. Ania arbeitet als Übersetzerin und schon bald funkt es zwischen den beiden. Doch diese Liebe wird schon bald auf eine harte Probe gestellt, denn Ania geht nach Brüssel um zu studieren.

[MEINE MEINUNG]

Wenn deutsche Filme sich mit der Nazivergangenheit befassen, kann es schnell passieren, dass die Moralkeule geschwungen wird. In den ersten Minuten hatte ich auch bei „Am Ende kommen Touristen“ Angst, dass genau dies passiert. Regisseur Robert Thalheim (Netto) gelingt allerdings der Spagat, den ernsten Hintergrund den der Ort der Handlung mit sich bringt und die Geschichten der Hauptfiguren so unter einen Hut zu bringen, dass das KZ zwar einen Teil der Handlung darstellt, aber es nicht darum geht dem Zuschauer vorzuhalten wie schlimm die damalige Zeit war.

Vielmehr erzählt „Am Ende kommen Touristen“ eine Geschichte über Vorurteile und wie diese nach und nach immer mehr abgebaut werden. Wenn Sven das erste Mal auf Stanislaw trifft spürt man als Zuschauer deutlich die Kälte die im Raum des ersten Treffens herrschen musste. Mit nur wenigen Einstellungen vermittelt Thalheim zudem, die abneigende Haltung des ehemaligen KZ-Häftlings dem deutschen Jungspund gegenüber.

Ein „leichter“ Film ist „Am Ende kommen Touristen“ aber nicht. Auch wenn es einige Momente gibt, bei denen man schmunzeln kann ist der Film ein Drama auf ganzer Linie. Ich würde den Film als gelungene Charakterstudie eines jungen Menschen bezeichnen, der die dunkle deutsche Vergangenen nicht miterlebt hat und nun mit Dingen konfrontiert wird, auf die einen niemand vorbereiten kann. „Am Ende kommen Touristen“ lässt dabei die Vorurteile bröckeln und legt den Grundstein für eine neue deutsch-polnische Freundschaft.

[FAZIT]

„Am Ende kommen Touristen“ ist deutsches Kino wie es sein soll. Der Film erzählt eine Geschichte, die das deutsche Publikum betrifft und bewegt sich dabei deutlich über den Niveau einer Fernsehproduktion. Ohne mit der Moralkeule zu schwingen packt Robert Thalheim ein ernstes Thema an und verpackt dies in eine gelungene Charakterstudie. Auch wenn „Am Ende kommen Touristen“ keine Leichte Filmkost ist, so ist dieser Film doch ein Film, den man unbedingt gesehen haben sollte!

[FILMFAKTEN]

Titel: Am Ende kommen Touristen
Jahr: 2007
Land: Deutschland
Länge: 81 Minuten
Regie: Robert Thalheim
Drehbuch: Hans-Christian Schmid, Bernd Lange
Darsteller: Alexander Fehling – Sven Lehnert
Ryszard Ronczewski – Stanislaw Krzeminski
Barbara Wysocka – Ania Lanuszewska
Piotr Rogucki – Krzysztof Lanuszewski
Rainer Sellien – Klaus Herold
Lena Stolze – Andrea Schneider
Lutz Blochberger – Jürgen Dremmler
Willy Rachow – Lehrling Micha
Roman Gancarczyk – Restaurator Karol
Adam Nawojczyk – Restaurator Piotr
Halina Kwiatkowska – Zofia Krzeminska
Joachim Lätsch – Lehrer
Genre: Drama
Altersfreigabe: FSK freigegeben ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Warner Bros.

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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