Wenn man an Epilepsie leidet hat am es nicht leicht. Mit Tabletten kann zwar dagegen vorgegangen werden, doch ganz kein ein epileptischer Anfall nie ausgeschlossen werden. Immer und überall muss man aufpassen, nicht bestimmten Reizen ausgesetzt zu sein die einen Anfall auslösen können. Im Film „Electricity“ macht sich die an Epilepsie leidende Hauptdarsteller auf die Suche nach ihrem Bruder und die Krankheit ist nur ein Stein der ihr dabei in den Weg gelegt wird.

[INHALT]

Lily (Agyness Deyn) leider an Epilepsie und immer erleidet sich epileptische Anfälle. Das ist die gewohnt, das kennt sie und darum machen ihr die Anfälle und ihre Krankheit auch keine Sorgen. Sie hat sich mich ihrer Situation abgefunden, will sich wegen ihrer Krankheit nicht binden. Ihr einziger wirklicher Freund ist hier Chef, der Boss der lokalen Spielhalle.

Lilys Leben und ihre Routine wird allerdings jäh durcheinander geworfen, als ihre Mutter stirbt. Zwar hatte Lily immer ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Mutter, doch nun muss sie sich um den Nachlass kümmern. Zusammen mit ihrem Bruder Barry (Paul Anderson) will Lily das Elternhaus veräußern, doch Lily möchte, dass auch ihr anderer Bruder Michael (Christian Cooke) an dem Erlös beteiligt wird. Doch dieser ist seit langer Zeit verschwunden, hat keinen Kontakt mehr zur Familie.

Fest entschlossen ihren Bruder zu finden, macht sich Lily nach London auf. Mit wenig Geld und nur einer ganz vagen Ahnung wo Michael sein könnte. Die große Stadt stellt die Epileptikerin vor scheinbar unlösbare Probleme.

[MEINE MEINUNG]

Für mich ist „Electricity“ ein ganz wunderbarer Film. Ich habe die Hauptdarstellerin Agyness Deyn (Pusher, Here) von der ersten Minute an in mein Herz geschlossen und mich in den tollen Bildern verloren, die Regisseur Bryn Higgins (Owens erste Liebe) erschaffen hat. Ihm gelingt es, dass man mit der Hauptfigur mitleidet und ihm gelingt es eine tolle Symbolik für die epileptischen Anfälle zu erschaffen. Wenn man quasi ins Gehirn von Lily blickt und sieht es da anfängt zu zucken, dann der Schnitt kommt und man wieder von „außen“ auf die Szene schaut, dann fühlt man mit, versteht ein wenig wie sich ein Mensch mit Epilepsie fühlen muss.

Auch wenn Lilys Medikamente umgestellt werden, sie aber lieber die alten Medikamente und weiter nehmen möchte, trotz der Gefahr, dass die Anfälle sich mit der alten Medikation häufen, kann man mit ihr mitfiebern. Sie will lieber mit Anfällen leben, als dass ihr Körper sich auf ein neues Medikament und neue Nebenwirkungen einstellen muss. Sie will lieber den Status Quo halten anstatt Experimente zu machen.

Agyness Deyn spielt Lily dabei aber auch wirklich gut. Man könnte Deyn vielleicht vorwerfen, dass sie zu hübsch für die Rolle sei, zu hübsch für ein einfaches Mädchen aus einem kleinem englischen Kaff, doch dieser Vorwurf wäre falsch. Das Model wirkt in „Electricity“ gar nicht fehl am Platz, war sich nicht zu eitel natürlich zu wirken und sich nicht zu schade ihren Körper mit blauen Flecken und Schürfwunden zu zeigen. Deyn geht komplett in ihrer Rolle auf und verleiht dem Film so die extra Note Echtheit, die es braucht um die eigentlich einfache Geschichte spannend zu machen.

Die Story von „Electricity“ wurde nämlich schon vielfach erzählt. Doch wie das so ist bei bekannten Geschichten kommt es auf das Wie an. Und wie Bryn Higgins seine Geschichte erzählt ist aus meiner Sicht wirklich gelungen. Er schafft es nicht nur seine Hauptfigur interessant zu halten, sondern ihr auch Nebencharaktere an die Seite zu stellen, die die Geschichte weiterbringen. Jede Figur trägt ihren Teil dazu bei, dass der Film interessant bleibt. So zum Beispiel Barry, dessen Figur alles andere als ein Sympathieträger ist. Dennoch möchte man wissen, wie sich seine Figur entwickelt. Wissen, warum er so handelt wie er handelt. Man sieht ihn nicht einfach als Stichwortgeber, sondern als Bestandteil des Ganzen.

Und was für Barry gilt, gilt später auch für Michael und sogar für eine Bekanntschaft die Lily in London macht. Ihr Boss nimmt dabei eine ganz besondere Rolle ist, ist er doch der Ruhepol in Lilys Leben, der Vaterersatz, eine Art Schutzengel. Und auch wenn seine Szenen nicht die größten sind, hat man das Gefühl, dass etwas fehlen würde, wenn diese es nicht in den Film geschafft hätten.

„Electricity“ ist wohl einer dieser Filme, die viele leider einfach links liegen lassen werden, da die Geschichte nur bedingt spannend klingt. Doch dies ist meiner Meinung nach ein großer Fehler. „Electricity“ ein Film, bei dem man mit der Hauptfigur mitfiebert. Ein Film, der den Zuschauer auf eine ganz besondere Reise mitnimmt. Ein Film, der einen die Krankheit Epilepsie etwas besser verstehen lässt, bei dem man mit der Hauptfigur mitleidet, ihr wünscht, dass die Suche erfolgreich ist. Kurz gesagt hat Higgins hier einfach einen Film geschaffen, den man gesehen haben sollte!

[FAZIT]

Es gibt Filme, die bleiben einem lange in Erinnerung. „Electricity“ ist so ein Film. Die Suche von Lily nach ihrem verschollenen Bruder ist herzergreifend und berührend erzählt und Lily eine Figur, die man sofort ins Herz schließt. Wer sich „Electricity“ entgehen lässt, lässt sich ein ganz großes Drama entgehen!

[FAKTEN]

Titel: Electricity
Genre: Drama
Regie: Bryn Higgins
Drehbuch: Joe Fisher, Ray Robinson
Darsteller: Paul Anderson – Barry O‘Connor
Christian Cooke – Michael O‘Connor
Lenora Crichlow – Mel
Alice Lowe – Sylvia
Agyness Deyn – Lily O‘Connor
Erscheinungsjahr: 2014
Land: UK
Laufzeit: 96 Minuten
Altersfreigabe: nicht bekannt
Verleih: nicht bekannt

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen beim Filmfest München.

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