Im Rahmen der Aktion „Ein Film, viele Blogger“ von „Schöner denken“ habe ich mir den Film „Silkwood“ angesehen, der mit Meryl Streep (Wie beim ersten Mal, Mamma Mia!) und Cher (Mondsüchtig, Meerjungfrauen küssen besser) prominent besetzt ist.

[INHALT]

In der Brennelementfabrik in der Karen Silkwood (Meryl Streep) arbeitet kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Gegenüber den Mitarbeitern werden diese Zwischenfälle verharmlost, Sicherheitsdokumente werden teilweise gefälscht.

Karen möchte dies nicht mehr so hinnehmen und beginnt sich in der Gewerkschaft zu engagieren. Ihre Ansprechpartner dort fordern Sie auf Beweise für Ihre Behauptungen zu liefern um diese gegen die Konzernleitung einsetzen zu können, doch der Konzern scheint ein übermächtiger Gegner zu sein und mit unfairen zu kämpfen. Auf mysteriöse Weise wird sie selbst mehrfach radioaktiv kontaminiert und muss eine schmerzhafte Desinfektion über sich ergehen lassen. Und auch privat muss Karen einige Rückschläge einstecken. Der Rückhalt unter den Kollegen sinkt nach und nach immer mehr und auch ihr Freund wendet sich von ihr ab, da er ihr Engagement in der Gewerkschaft nicht teilt.

Als Karen die nötigen Dokumente zusammen hat, soll es zu einer Übergabe an einen Reporter der New York Times kommen, doch Karen kommt nie am verabredeten Übergabepunkt an.

[MEINE MEINUNG]

Die Geschichte von „Silkwood“ ist durchaus interessant und mit Mike Nichols hat ein Filmemacher auf dem Regiestuhl platzgenommen, der schon vor „Silkwood“ mit Filmen wie „Die Reifeprüfung“ und „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ gezeigt hat, dass er hervoragende Filme drehen kann. Doch Nichols Inszenierung konnte mich leider nur bedingt überzeugen. So interessant die Geschichte auch ist, gelingt es Nichols nicht die Situation in der Brennelementefabrik fesselnd einzufangen. Klar hat man in den 80er Jahren Geschichten noch anders und oft langsamer als heutzutage erzählt, doch ich behaupte mal, dass man auch vor 33 Jahren schon in der Lage war Interesse für seine Figuren zu erschaffen.

Doch genau dies schafft Nichols aus meiner Sicht nicht. Neben der Hauptfigur Karen Silkwood beleuchtet er ihr gesamtes Umfeld viel zu genau und die ersten 20 Minuten war ich mir nicht sicher ob der Film sich noch intensiver mit Silkwood beschäftigen wird oder sich doch eher auf mehrere Figuren konzentriert.

Schlussendlich rückt die Figur Silkwood dann doch mehr und mehr in den Mittelpunkt, doch bis es tatsächlich dazu kommt, dass nun auch noch die Zwischenfälle und Karens Engagement in der Gewerkschaft eine Rolle spielen, vergeht noch einmal einiges an Zeit.

Hat der Film dann zu seinem Hauptthema gefunden, wird „Silkwood“ durchaus spannend. Nicht nur die Hauptfigur, sondern auch der Zuschauer fragt sich, warum ausgerechnet Sie plötzlich mehrfach kontaminiert wird. Wenn man Silkwood das erste Mal unter der kalten Dusche sieht und zu sehen bekommt wie ihr Körper mit einer harten Bürste abgeschrubbt wird, fiebert man mit Karen mit und wünscht sich, dass ihre Tortur bald zu Ende sein mag.

Auch wie sich ihr soziales Umfeld mehr und mehr von Karen entfernt kann überzeugen und nimmt einen mit. Wenn ihre Beziehung zu ihrem Freund auf Grund ihrer Gewerkschaftsarbeit mehr und mehr bröckelt, denkt man sich einerseits, dass ihr Freund dann wohl nicht der richtige ist, wenn er seine Freundin nicht unterstützt, andererseits kann man ihren Freund auch verstehen, arbeitet er doch in der gleichen Fabrik wie Karen und ist so sein Job in Gefahr, sollte die Fabrik schließen müssen.

Das Filmfinale hat bei mir dann leider wieder Minuspunkte gesammelt, denn dieses kommt sehr abrupt. Zwar sorgen Texttafeln nach der Schlussszene noch für ein wenig Aufklärung, doch insgeheim hätte ich mir erhofft, dass das Ende dann doch etwas behutsamer daherkommt. Was sich der Film am Anfang zu viel Zeit nimmt, wird so gefühlt einfach hinten raus mit diesem Ende wieder herausgeholt. Warum Nichols für „Silkwood“ eine Oscarnominierung für die beste Regie erhalten hatte, ist mir nach Sichtung des Films somit allerdings nicht ganz klar, denn wie man lesen kann, hat der Film in diesem Bereich für mich doch einige Schwächen.

Bei einem Film wie „Silkwood“ muss natürlich auch einen Blick auf die Darsteller werfen. Nach ihrem Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Rolle in „Kramer gegen Kramer“, schaffte Streep es für ihre Leistung in „Silkwood“ für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert zu werden. Und auch wenn Sie sich am Ende Shirley MacLaine in „Zeit der Zärtlichkeit“ geschlagen geben musste, liefert Sie in „Silkwood“ eine packende Leistung ab, die mit einer besseren Regiearbeit sicher noch besser zur Geltung gekommen wäre.

Die zweite Darstellerin, die für ihre Leistung in „Silkwood“ mit einer Oscarnominierung belohnt wurde ist Cher. Wer nicht so mit Filmen vertraut ist, erwartet vermutlich nicht, dass eine Sängerin so gut schauspielern kann, dass es oscarwürdig wäre. Als Dolly Pelliker beweist sie den Zweiflern allerdings das Gegenteil, denn sie spielt Karens Freundin wirklich überzeugend und so, dass man diese Freundschaft auch glaubt und bereits in den ersten Minuten das Gefühl hat, dass Cher und Meryl Streep auch privat eine Freundschaft entwickelt haben. Und dass die Oscarnomierung für Cher nicht nur Zufall war, hat sie ja vier Jahre später auch bewiesen. 1988 gab es nämlich einen Goldjungen für ihre Rolle in „Mondsüchtig“.

[FAZIT]

„Silkwood“ leidet leider an seiner sehr langsamen Inszenierung, die dazu führt, dass es viel zu lange dauert bis der Film sein eigentlich Thema zeigt. Klar ist der Film gut gespielt und behandelt ein wichtiges Thema, doch macht es der Film es durch seine langsame Art nicht leicht ihn zu mögen. Auch das abrupte Ende spricht nicht gerade für „Silkwood“. Dennoch gehört Mike Nichols Films zu den Werken die man sich gut anschauen kann, da Meryl Streep in ihrer starken Frauenrolle einiges wieder rettet. Das Thema ist zudem auch 33 Jahre nach Veröffentlichung immer noch aktuell, denn ähnliches passiert auch heute noch in vielen Wirtschaftszweigen.

[FAKTEN]

Titel: Silkwood
Originaltitel: Silkwood
Genre: Biographie, Drama
Regie: Mike Nichols
Drehbuch: Nora Ephron, Alice Arlen
Darsteller: Meryl Streep – Karen Silkwood
Kurt Russell – Drew Stephens
Cher – Dolly Pelliker
Craig T. Nelson – Winston
Diana Scarwid – Angela
Fred Ward – Morgan
Ron Silver – Paul Stone
Charles Hallahan – Earl Lapin
Josef Sommer – Max Richter
Sudie Bond – Thelma Rice
Henderson Forsythe – Quincy Bissell
E. Katherine Kerr – Gilda Schultz
Bruce McGill – Mace Hurley
David Strathairn – Wesley
J.C. Quinn – Curtis Schultz
Erscheinungsjahr: 1983
Land: USA
Laufzeit: 131 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: EuroVideo

[Wertung]

Gnislew: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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