„I´m Alan Lombardo, stage three lymphoma. Pleased to meet you.“ –

Krebs- und Alltagsdramen scheinen ja spätestens seit Regisseur Alejandro González Iñárritus‘ Erfolg „Biutiful“ oder Andreas Dresens Filmpreisgewinner „Halt auf freier Strecke“ im Mainstream angekommen zu sein. „50/50 – Freunde fürs Überleben“ mit Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt („Inception“, „500 Days of Summer“) entpuppt sich aber bei näherer Betrachtung keineswegs als ebenso heftiger Schlag in die Magengrube wie einst „Biutiful“ oder „Halt auf freier Strecke“, sondern (trotz der gleichen inszenatorischen Vorhersehbarkeit) Dank der gut aufgelegten und sympathischen Darstellerriege und des komödiantischen Grundtons als harmonischer, mit entsprechender „Feel-Good-Attitüde“ versehener, fluffiger Gegenentwurf zu den genannten Depressiva.

Man kann Jonathan Levines Film die immanente, dramaturgische Konventionalität und Vorhersehbarkeit nicht einmal übel nehmen. Denn ihm Kern seiner „Dramödie“ werden alltägliche, zwischenmenschliche Themen wie „echte“ Freundschaften und „Liebe“ behandelt, in deren Zuge die Protagonisten auf die entsprechenden Bewährungsproben gestellt werden. Wobei auch nach kurzer Laufzeit klar ist, welchen dramaturgischen Stellenwert Darstellerinen wie Bryce Dallas Howard („The Help“) und die sehr sympathisch wirkende Anna Kendrick („Up in the air“) in „50/50-Freunde fürs überleben“ einnehmen. Regisseur Jonathan Levine gelingt trotzdem phasenweise sogar das Kunststück, am Schicksal des jungen Adam (hervorragend: Joseph Gordon-Levitt) geschickte, bis kurz vor Schluss auch ernsthafte, eingestreute Zweifel in Sachen Ausgang aufkommen zu lassen. In Verbindung mit der Genre typischen „Low Key“ Erzählweise, der dafür dringend benötigten Glaubwürdigkeit bzw. Authentizität der Darsteller, den daraus resultierenden Aspekten wie Herzenswärme und Charme fühlt man am Ende trotz des komödiantischen Grundtons mit Joseph Gordon-Levitts‘ Schicksal mit.

„Nice to meet you. Oh, I’m Adam Lerner, schwannoma neurofibrosarcoma.“ –

Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt („Inception“) gibt den zunächst in seiner Hochphase des Lebens befindlichen Protagonisten Adam so überzeugend, dass er sich nicht vor der Leistung eines Javier Bardem („No Country For Old Men“) oder Milan Peschel („Halt auf freier Strecke“) verstecken muss. Präzise wie mit einem chirugischem Skalpell gelingt es ihm in seiner Rolle, ohne jedes „Overacting“ die wichtigsten menschlichen Facetten wie Verzweiflung, Wut, Angst, Trauer und Freude glaubwürdig zu verkörpern. Dazu darf in dessen gespielten „Therapiesitzungen“ die junge Anna Kendrick als sympathisches Gegenstück, höchstwahrscheinlich „vernünftigste“ Frau und logischste Antwort für Adam ein weiteres Highlight abliefern: Als von leichten Unsicherheiten durchdrungene Nachwuchspsychologin ist sie es, die in charmanter Art einen Schlüssel zur Psyche und zum Herzen Adams findet.

Das Aufeinandertreffen beider Protagonisten mündet in charmanten, mit leisem, trockenem und ehrlichem Humor durchtränkten Lebens-Situationen, die im Verlaufe der Handlung noch ein ganz anderes Schicksal suggerieren. Dank des harmonischen Zusammenspiels von Joseph Gordon-Levitt und Anna Kendrick blüht Jonathan Levins‘ Film inmitten des spießbürgerlich-grauen Lokalkolorits richtig auf. „50/50“ ist Schauspielerkino im besten, altmodischen Sinne. Für den nötigen Witz sorgt Komödienass Seth Rogen („Jungfrau (40), männlich, sucht…“), der sich als „ehrliche“ Haut für die etwas gröberen „Buddy-“ und Schulterklopf-Momente ohne falsches Pathos und Mitleid verantwortlich zeichnet. Die immer gern gesehene Anjelica Huston („Die Royal Tenenbaums“) überzeugt auch hier wieder einmal. Als Adams resolute Mutter mit dem Herzen am richtigem Fleck, sorgt sie für die restlichen, dringend benötigten zwischenmenschlich-tragischen Töne.

„50/50 – Freunde fürs überleben“ wird mit Sicherheit nicht den „Directors Guild Award“ in Sachen dramaturgischer Originalität eines Drehbuchs gewinnen. Ebenso fehlt es zu höheren Qualitätssphären an einem linearen Spannungsbogen. Aber eines macht Regisseur Jonathan Levine richtig: er beweist ein unheimlich sensibles Gespür für schwierige (zwischenmenschliche) Themen und trifft trotz der ungewohnten Darreichung den Nerv des Betrachters. „50/50 – Freunde fürs überleben“ sollte man im Kinojahr 2012 gesehen haben.

[Wertung]

blockbusterandmore: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

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