Im Mittelpunkt der Krimireihe nach den Romanen der britischen Autorin Ann Cleeves steht die Ermittlerin DCI Vera Stanhope, die die Verbrechen mit sarkastischem Witz, Mut und List aufklärt. Dabei steht Vera ihr Vertrauter und langjähriger Kollege DS Joe Ashworth, gespielt von David Leon, als ihre rechte Hand zur Seite. Sie vertraut Joe blind, und er unterstützt sie bei ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Gemeinsam lösen sie in fesselnden Filmen schwierige Fälle mit großer Begeisterung und beispielloser Professionalität.

Sie nähern sich mit viel Fingerspitzengefühl dem Mord an einer jungen Frau vor einem Ferienhaus. In einem anderen Fall wird ein bekannter Chirurg ermordet. Gleichzeitig wird Joe mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und muss mit seinen Dämonen eine Wiedergutmachung leisten. Auch mit einem brennenden Mann im Freizeitpark und einem ermordeten jungen Schürzenjäger, dessen Anrufliste vom Handy gelöscht wurde, bekommen sie es zu tun. Doch kommen sie auch in diesen fesselnden Fällen dahinter, was sich zugetragen hat? (Verleihinfo)

ZDF neo zeigte bislang zwölf Folgen der fünf Staffeln.

Filminfos

O-Titel: Vera. Season 3 (GB 2013)
Dt. Vertrieb: Edel germany
VÖ: 4.9.2015
EAN: 4029759-106135
FSK: ab 12
Länge: ca. 354 Min.
Regisseure: Thaddeus O’Sullivan, Dusan Lazarevic, Will Sinclair, Paul Cotter
Drehbuch: Paul Rutman, Gaby Chiappe, Marston Bloom
Musik: Ben Bartlett
Darsteller: Brenda Blethyn (DCI Vera Stanhope), David Leon (DS Joe Ashworth), Wunmi Mosaku (Holly), Paul Ritter, Jon Morrison u.a.

Die Episoden: 4 Folgen zu je ca. 89 Minuten

Folge 1: Luftschlösser (Castles In The Air)

Vor einem Ferienhaus wird Lizzie Faulkner nachts erschossen. Wer hat die junge Frau ermordet? Verdächtigt wird Robert Doran, der vor Jahren wegen eines Gewaltverbrechens verhaftet wurde. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass statt Lizzie Faulkner eine gewisse Corinne Franks das Wochenende im Ferienhaus hätte verbringen sollen. Mit viel Fingerspitzengefühl löst DCI Vera Stanhope zusammen mit ihrem Team den komplizierten Fall. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Lizzie Faulkner und ihre beiden Freundinnen feiern ein feuchtfröhliches Wochenende, als Lizzie einen Schuss hört, hinausgeht und selbst per Schrotladung ins Jenseits befördert wird. Bis Vera Stanhope herausbekommt, dass die Nacht im Ferienhäschen ein Geschenk war und eigentlich Corinne Franks hier hätte nächtigen sollen, dauert es eine Weile. Aber fortan konzentriert sich ihre Ermittlung auf das Ehepaar Franks, beide sind erfolgreiche Architekten: Sie haben die Ferienhaussiedlung sogar selbst entworfen. Lizzie war Corinnes Physiotherapeutin.

Da wird Corinne nachts auf der Straße zu Tode gefahren und es stellt sich heraus, dass sie selbst einmal in einen Unfall verwickelt gewesen ist. Sie wurde freigesprochen, aber Vera traut dem Braten nicht. Damals kam Maggie Bishop zu Tode, und ihr Mann versucht seitdem, das Urteil revidieren zu lassen. Steckt er dahinter – oder doch sein Sohn, der auffällig viele Computer besitzt?

Letzten Endes geht es um Untreue, zerbrochene Ehen – und verräterische Beweise, versteht sich. Das Finale ist besonders dramatisch und beklemmend, denn eine der Betroffenen droht, sich vom Dach ihres Hauses zu stürzen, mitsamt ihren zwei kleinen Töchtern…

Folge 2: Die verlorene Schwester (Poster Child)

Kurz vor seiner Pensionierung wird der bekannte Chirurg Dan Marsden in seinem Haus erschossen. Doch damit nicht genug. Seine Frau wird angeschossen und seine zwei Töchter entführt. DCI Vera Stanhope und ihr Team stehen vor einem Rätsel: Wer hatte ein Motiv, den beliebten Chirurgen zu ermorden? Warum wurde auch auf dessen Ehefrau Laura geschossen? Und wo sind seine zwei Töchter? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Diese Episode hatte ich schon einmal im Fernsehen gesehen, so dass ein wenig der Spannung wegfiel. Dennoch ist diese Episode hochspannend, denn ganz allmählich wird die Rolle des Täters aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Aus einem potentiellen Terroristen und Kidnapper wird allmählich ein Familienangehöriger eines der beiden Mädchen – Amira stammt wie er aus dem Irak und wurde von Doc Marsden adoptiert.

Doch wer hat den Iraker überhaupt herbeigerufen und ins Land geschmuggelt (der Irak steht ja auf der Schwarzen Liste der Sicherheitsbehörden ganz oben)? Hier darf sich der Zuschauer auf einige Überraschungen gefasst machen. Hier bekommt er auch die Antwort auf die Frage, wer die Luftballons ans Tor vom Marsden-Haus befestigte, obwohl die Geburtstagsfeier des guten Doktors doch erst zwei Tage später stattfinden sollte…

Was sich mir aber nicht ganz erschlossen hat, war die dubiose Rolle der britischen Botschaft in Bagdad, als es darum ging, Amira aus dem Land zu bringen und an Doc Marsden zu vermitteln. Offenbar wollte ein Kriegsfotograf, der ein preisgekröntes Foto von Amira, dem Trümmermädchen, geschossen hatte, sie selbst adoptieren. Wer nun was deichselte, das sollte man sich vielleicht zweimal anhören.

Folge 3: Schuld und Sühne (Young Gods)

Eine Gruppe Zehntklässler verbringt ein paar Tage in einem Freizeitpark. Am Abend sitzen sie am Lagerfeuer, als ein Mann brennend und schreiend von einem Steilhang ins Wasser stürzt. Der 25-jährige Gideon Frane kann nur noch tot geborgen werden. Die Schüler sagen aus, dass sie im Vorfeld einen Streit gehört haben. Nach und nach kommen DCI Vera Stanhope und ihr Team dahinter, was sich tatsächlich zugetragen hat. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

War es Selbstmord oder steckt mehr dahinter? Gideon Frane war Investmentmakler und einst ebenso ein Schüler an der katholischen Eliteschule, an der auch die Zehntklässler zur Schule gehen. Eine der jungen Zeuginnen, Ruthie Calvert, erzählt ein bisschen über die Schule St. Finnan’s und über das, was man dort über Gideon Frane weiß. Vera ist überrascht, dass sich eine Friseuse im Städtchen über Gideons Tod freut: Endlich ist der Stalker tot!

Lizzie hat ein wasserdichtes Alibi: Sie übernachtete bei ihrem schwulen Chef Kit. Wenig später findet Vera die Mordwaffe: eine altertümliche Petroleumlaterne, wie man sie beim Campen verwendet. Und der Rechtsmediziner stößt in Gideons Blut auf eine Zutat, die dort nichts zu suchen hat: Atropin. Hat sich Gideon also doch mit dem Gift der Tollkirsche vergiftet und alles war nur ein blöder Unfall mit Selbstverschulden?

Vera beschließt, sich auf die Schule zu konzentrieren – und stößt auf eine Mördergrube… Nein, dies ist keine wohlfeile Kirchenkritik, wie man sie in England seit Cromwell Zeiten immer wieder antrifft. Vielmehr läuft es auf eine Dreiecksgeschichte hinaus, die offenbar sehr schiefging. Aber die Ermittlung zeigt auf, was aus den Absolventen werden kann: eine ist Nonne geworden, ein anderer ist auf Drogenentzug, und dass Gideon Frane kein netter Kerl war, wissen wir ja schon.

Aber dass man sexuelle Diskriminierung auch unter Cops antrifft, wird in dieser Episode erstmals überdeutlich gezeigt. Veras Kollege Kenny geht Kit, den schwulen Friseur, hart und ungerecht an. Später versöhnen sich die beiden wieder.

Folge 4: Der verlorene Sohn (Prodigal Son)

John Warnock ist ein Schürzenjäger. In einer Bar reißt er eine junge Frau auf und überredet sie, mit zu ihm nach Hause zu kommen. Während er draußen auf sie wartet, wird Warnock erstochen. In seinem Auto findet die Polizei 6000 Pfund in bar und einige Prepaid-Handys. Bei allen wurden die Anruflisten gelöscht, außer bei einem. DCI Vera Stanhope stößt auf einen entscheidenden Hinweis aus Warnocks Vergangenheit. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Dieser Fall ist die reinste Achterbahn. Offenbar geht es nicht nur um die feindliche Übernahme der lokalen Brauerei Harper, sondern auch um eine Erbschaft: eine lukrative Pferdefarm. Maggie, die Erbin der Farm, will den Brauereibesitzer Harper (Cunningham) heiraten, der nicht nur Geld in die Ehe einbringt, sondern auch die bildhübsche Tochter Eva, die möglicherweise mit John Warnock, dem Wachmann, hatte, vielleicht aber auch nicht.

Entscheidend ist, ob Maggie, Eva und Harper ein Alibi für die Tatzeit hatten. Alle sagen, sie wären auf einer Feier gewesen, aber stimmt das auch? Und natürlich geht es um ein tödliches Geheimnis.

Der Glanzpunkt dieser Episode ist für mich der Auftritt von Liam Cunningham. Er spielt in „Game of Thrones“ Ser Davos, den Zwiebelritter mit den abgeschnittenen Fingerkuppen, und zwar mit einem derart schwarzen Humor, dass es schon wieder bewegend ist. Dass Cunningham einer der erfolgreichsten Schauspieler Englands ist, belegen zahlreiche Auftritte in TV-Krimis und Krimispielfilmen. Ich kann mich noch gut an seinen Auftritt in „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ an der Seite von Brendan Gleeson erinnern.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 16:9
Tonformate: D und GB in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: Trailershow

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton entsprechen dem Niveau eines guten TV-Geräts. Das wundersame Auftauchen von deutschen Untertiteln, etwa für Hörgeschädigte, erwartet der Zuschauer bei ZDF-Serien-DVDs schon gar nicht mehr.

Extras:

  1. Trailershow (ca. 6 min.)
    • George Gently vol. 4 & 5
    • Scott & Bailey (Duo von Ermittlerinnen)
    • Rectify, Staffel 1

Unterm Strich

Diese Staffel hat mir wesentlich besser gefallen als die erste. Brenda Blethyn lässt ihre Figur Vera Stanhope souveräner erscheinen, nicht mehr so engstirnig – und sie zeigt sich hier auch nie in jenem geblümten Kleid, das ihre füllige Figur nur schwer verbergen konnte. In fast jeder Lebenslage behält Vera nicht nur Recht, sondern auch die Fassung – und die Oberhand.

So kann sich der Zuschauer gemütlich zurücklehnen und sich auf den jeweiligen Fall konzentrieren. Damit die neunzig Minuten gut gefüllt sind, muss jeder Fall reichlich verzwickt sein. Mehr dazu weiter unten. Die Fälle fanden bei mir großen Anklang. Ein brandaktuelles Thema ist derzeit der Menschenschmuggel (Folge 2). Dass auch Expolizisten wie John Warnock krumme Dinger drehen können, erzählt ungefähr jeder dritte Krimi, auch hierzulande.

Auffällig ist die Verwicklung von Kindern und Jugendlichen in die Fälle: Schüler wie Gideon Frane waren nicht immer brav, sondern fies, und was Bishop junior mit Corinne Franck trieb, steht sich schon bald heraus. Das wichtigste Paar Jugendlicher sind allerdings die Marsden-Töchter. Deren Rolle scheint anfangs unverfänglich: harmlose Opfer. Doch Vera stößt schon bald auf Ungereimtheiten. Fortan muss sie Fingerspitzengefühl beweisen.

Über Vera Stanhope

Das Besondere an der Figur der Vera Stanhope ist zum einen die authentische Schilderung eines bislang kaum abgegrasten Landstrichs der britischen Inseln, nämlich Newcastle und seine Umgebung. Die Leute dort werden als „Geordies“ bezeichnet und sprechen mit einem harten, von Wikingern und Dänen abstammenden Akzent. (Ich habe mal einen Geordie kennengelernt: er spielte exzellent Gitarre und liebte „chön charfe“ Currygerichte.) Manchmal kommen sie mir schon wie halbe Schotten vor, so weit entfernt sind sie – innerlich wie äußerlich – vom fetten, lässigen Süden des Königreichs.

Unter der rauhen Schale spielen sich allerdings die gleichen menschlichen Dramen wie überall sonst ab, und die korpulente, von Angina geplagte Vera Stanhope scheint ein ungewöhnliches Gespür dafür, die Zusammenhänge aufzuspüren, die zu diesen Dramen geführt haben. Um die knapp 90 Minuten jeder Episode – darin gleich das Format auch „Lewis – der Oxford-Krimi“ – zu füllen, präsentiert jeder Falle erst eine Reihe Verdächtiger, dann passiert meist ein zweiter Mord, der die Spürnase auf die richtige Spur führt.

Von da an kommt es nur noch darauf, das endgültige Geständnis herbeizuführen. Doch wie die zweite Staffel zeigt, kann das Finale auch ganz anders aussehen und etwa in einem Selbstmordversuch bestehen. Für den Krimifans ergibt sich häufig ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern aus anderen Krimiserien oder Kinofilmen.

Im Unterschied zu solchen Krimiserien weist Vera Stanhope kaum ein Privatleben auf, das ihr Probleme bereiten und sie vom jeweiligen Fall ablenken könnte. Selbst das Auftauchen einer Schwester namens Cara in der vorliegenden Staffel 3 bleibt folgenlos. Dementsprechend kann sie ihrem heimlichen Spitznamen „Mussolini“ alle Ehre machen.

DVD

Die DVD bietet an Standards nur die mindesten: DD 2.0, keine Untertitel, halbwegs gutes Bild, eine Trailershow – fertig.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.