Detective Chief Inspector Jane Tennison (Helen Mirren) wird beauftragt, den Mord an einem Callboy aufzuklären, welcher im Apartment der Schauspielerin Vera Reynolds tot aufgefunden wurde. Bei ihren Ermittlungen gerät sie nicht nur an den brutalen Zuhälter des Jungen, sondern muss sich auch gegen Intrigen und Vertuschungsaktionen innerhalb der Londoner Polizei zur Wehr setzen.

Filminfos

O-Titel: Prime Suspect 3 (Großbritannien 1993)
Dt. Vertrieb: Koch Media
FSK: ab 16
Länge: ca. 206 Min.
Regisseur: David Drury
Drehbuch: Lynda La Plante
Musik: Stephen Warbeck
Darsteller: Ciaran Hinds, David Thewlis, Helen Mirren, John Benfield, Michael Shannon, Peter Capaldi, Tom Bell u.a.

Handlung

In der Nacht des 17. Juli verbrennt der 16-jährige Strichjunge und Pornodarsteller Colin „Conny“ Jenkins in der Wohnung von Transvestiten-Revuesänger Vernon alias Vera Reynolds. Am nächsten Tag tritt Detective Chief Inspector (DCI) Jane Tennison (Mirren) ihre neue Stelle beim Sittendezernat der Metropolitan Police an. Ihr Vorgesetzter heißt Holiday, doch offenbar hat auch Superintendent Chiswick vom Morddezernat hier eine Menge zu sagen.

Tennisons „Aktion Soko“ soll eigentlich die Stricherszene kontrollieren, doch der offensichtlich durch Mord verursachte Vebrennungstod von Colin Jenkins lenkt ihre Ermittlungen in eine neue, bei ihren Vorgesetzten unerwünschte Richtung. Als sie belauscht, wie ihr Chef sie am Telefon gegenüber Chiswick für „ahnungslos“ erklärt, weiß sie, dass mehr hinter diesem Fall steckt, als man ihr erzählt hat. Und dass ihre Vorgesetzten jemanden zu decken versuchen, aber wen? Als sie ihr einen Aufpasser namens Dalton an die Seite stellen, trickst sie ihn aus, stellt ihn kalt, dreht ihn schließlich sogar um.

Colin Jenkins gehört zur Szene der Strichjungen, die von einem Mann namens James Jackson (David Thewlis) terrorisiert werden. dieser Jackson scheint mit Edward Parker Jones (Ciarán Hinds) zusammenzuarbeiten, dem Leiter des Betreuungszentrums für Straßenjungen, das mitten im Rotlichtviertel Soho liegt. Parker Jones hat zwar eine Menge Urkunden von Auszeichnungen in seinem Büro hängen, doch davon lässt sich Tennison nicht beeindrucken. Sie lässt im Leben dieses Mannes forschen und stößt auf einige dunkle Flecken. Sofort pfeifen ihre Vorgesetzten sie zurück. Sie soll Jackson einbuchten und Parker Jones in Ruhe lassen, oder sie müsse sich Sorgen um ihre Karriere machen. Ein Schuss vor den Bug.

Heimlich begibt sich Tennison auf eine Reise nach Cardiff und anderen Wirkungsstätten des tollen Mr. Parker Jones. Und stößt auf Grausiges. Anthony Field wurde von dem damaligen Heimleiter Parker Jones ab dem Alter von acht oder neun Jahren sexuell missbraucht. Als er nach drei Jahren davonlief, weil es seiner Mutter bessser ging, erstattete er Anzeige, doch der Beamte in Zivil, der ihn vernahm, nannte ihn einen Lügner und vergewaltigte ihn seinerseits. Anthony musste zurück ins Heim. Bei Jason Baldwin verlief die Bekanntschaft mit Parker Jones genauso. Er und seine Freunde nannten Parker Jones den „Seelenfänger“. Vor Tennisons Augen stürzt sich Jason in den Tod. Sie ist entsprechend geschockt und entschlossen, Parker Jones dingfest zu machen. Doch wer war jener Polizeibeamte, der den „Seelenfänger“ schützte?

Auftritt der Reporterin Jessica Smythe. Sie hat Colin Jenkins mehrfach interviewt. Er wollte damals Geld haben, um ein gutes Model werden zu können, drehte sogar Privatpornos für gutbetuchte alte Macker. Doch der einzige Name, den er auf Smythes Tonbändern nennt, ist der von James Jackson. Ansonsten drohte er, einen hohen Polizeibeamten bloßzustellen. Doch bevor er dies tun konnte, wurde er beseitigt.

Zwei von Tennisons Beamten verkleidet sich als Tunten, um in der exklusiven Schwulenklubszene Londons ermitteln zu können. Auch dort taucht James Jackson auf, und dieser Aufpasser kriegt spitzt, dass jemand seiner Schützlinge geplaudert haben muss. Dem will er gleich mal mit seinem Klappmesser Manieren beibringen…

Mein Eindruck

Diesmal kämpft Tennison an allen Fronten. Sie bekämpft die Stricherszene der minderjährigen Aids-Opfer und Junkies ebenso wie diejenigen, die sie missbrauchen, also die Pädophilen (Mr.X, der unbekannte Polizist), ihre Kuppler (Parker Jones), Fotografen (Mark Lewis) und Einschüchterer (Jackson). Die dritte Front eröffnen ihre eigenen Vorgesetzten – eines der Markenzeichen der ganzen Serie.

Die Superintendents Holiday und Chiswick decken einen hohen Polizeibeamten, der selbst schon in eine interne Polizeiermittlung verwickelt gewesen ist. Als Tennison ihn aufsucht, streitet er alles ab und wirft sie hochkant aus seinem feudalen Haus. Sie kommt nicht an ihn ran, auch nicht über Parker Jones, der sich als ebenso aalglatt erweist und zu all den ungeheuerlichen Anschuldigungen, die Tennison im ins Gesicht wirft, nur „kein Kommentar“ sagt. (Ciarán Hinds spielt zur Zeit den Julius Caesar in der fulminanten TV-Serie „Rom“ und hat immer noch diesen arrogant-autoritären Gesichtsausdruck wie schon 1993.)

Tennison ist auf höchst glaubwürdige Weise von dem traurigen Schicksal der von Pädophilen ausgebeuteten und missbrauchten Straßenjungen zutiefst berührt. Nicht nur, weil sich Anthony Field in einer beeindruckenden Aussage die Wahrheit von der Seele abquält und weil sich Jason Baldwin vor ihren Augen in den Tod stürzt, sondern vielleicht auch, weil sie keine eigene Familie hat. Sie liebt zwar einen verheirateten Buchautor namens Jake Hunter, doch sie will die Beziehung, die keine Zukunft hat, abbrechen. Als sie von ihrem Frauenarzt erfährt, dass sie nach einer Liebesnacht mit Jake schwanger ist, freut sie sich zunächst. Doch sie entschließt sich aus vielerlei Gründen, das Kind abzutreiben. Ihre tränenreiche Reaktion auf diese Entscheidung ist eine der vielen bewegenden Szenen dieser Doppelepisode.

Die letzte Front, an der Tennison kämpft, sind die Medien. Zu Anfang hat sie Jessica Smythes Kontaktversuche abgewimmelt, doch als diese sagt, sie haben das Mordopfer vor seinem Tod interviewt, will sie alle Bänder. Sie helfen ihr zu verstehen, worum es eigentlich ging: um Erpressung. Die Dienste von Edward Parker Jones waren für seine Kunden nie kostenlos. Als Tennison einsehen muss, dass sie nicht an Parker Jones herankommt, spannt sie die Medienfrau Smythe ein, um die öffentliche Hinrichtung des „Seelenfängers“ in die Wege zu leiten – komme, was da wolle.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: Vollbild (1.33:1)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: keine

Mein Eindruck: die DVD

Die Bildqualität ist ebenso durchschnittlich wie die des Tons. Von Stereoeffekten kann bei diesem DD-2.0-Sound kaum je die Rede sein. Das Bild ist hell und und wirkt im Vergleich zu heutiger Qualität einigermaßen erträglich scharf, ist aber selbstverständlich die übliche Fernsehqualität. Von digitaler Überarbeitung also keine Spur.

Von Extras gibt es nichts zu erzählen, alldieweil sie nicht vorhanden sind. Eine Kapiteleinteilung betrachte ich nicht als Bonus, obwohl sie sich als nützlich erweist. Somit ist zu konstatieren, dass die DVD-Fassung ziemlich genau der Qualität einer VHS-Ausgabe entspricht. Daher erstaunt der hohe Preis, den Koch Media dafür verlangt: Mit 19 Euronen darf man bei Amazon zugreifen.

Unterm Strich

Diese Doppelepisode von „Heißer Verdacht“ ist ungemein realistisch, schonungslos und emotional inszeniert (Drehbuch: Lynda LaPlante), so dass kein Zuschauer unberührt bleiben dürfte. Nur durch diese ungebremste Wucht des Eindrucks kann auch die gewünschte Zuschauerreaktion ausgelöst: Empörung über die Zustände auf der Straße, über die Ausbeuter und über die Pädophilen, die sich selbst in den hohen Rängen der Polizei ungestraft an den Schwächsten der Gesellschaft vergreifen dürfen.

Bis jetzt. Denn Tennison hat ein Gewissen, und das ist ebenso eine furchtbare Waffe wie eine antreibende Motivation. Spielend gelingt es ihr, ihre intriganten Vorgesetzten auszutricksen und selbst ihren Aufpasser Dalton auf die eigene Seite zu ziehen. Mich wunderte nur, woher Tennison diese unglaublöiche Energie nehmen sollte, um alles durchzustehen. Das ist eben der Unterschied zwischen der Fiktion des Fernsehens und dem wirklichen Leben.

Schade, dass die Doppel-DVD nicht die gleiche Güte aufweist. Ohne Untertitel und Bonusmaterial ausgestattet, lässt sie sich ebenso als VHS erwerben, wahrscheinlich sogar zu einem günstigeren Preis. Das führt zu einem Punktabzug.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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