Ein Fluch liegt auf Aman. Alle, die durch seine Kugel sterben, kommen zurück. Erst wenn sie ihren Kopf verlieren, sind sie für immer erledigt. Auch die fünf Männer, die seine große Liebe vergewaltigt und geschwängert haben, erheben sich wieder von den Toten. Jetzt soll die Rache auf ihrer Seite sein. Sie sammeln ein Heer von Untoten für das letzte Gefecht.

Zu viele für einen einzelnen Mann. Aman rettet deshalb den jungen Sträfling Fabulos vor dem Galgen und bietet ihm einen gut bezahlten Job an: Er erwartet die Zombies am Schlachthaus seiner Ziehmutter, wo er seine Stiefschwester Sueno lieben gelernt hatte. Sie war bei der Geburt des Bastards in ihrem Leib gestorben. An dem Ort, an dem alles begann, soll es auch zu Ende gebracht werden … (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Gallowwalkers (USA 2012)
Dt. Vertrieb: Ascot
VÖ: 27.8.2013
EAN: 7613059404212
FSK: ab 18
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Andrew Goth
Drehbuch: Andrew Goth, Joanne Reay
Musik: Stephen Warbeck
Darsteller: Wesley Snipes (Kaos/Aman), Kevin Howarth (Kansa), Riley Smith (Fabulos), Tanit Phoenix (Angel), Patrick Bergin (Marshall Gaza, genannt Der Sheriff), Simona Brhlikova (Kisscut) u.a.

Handlung

Aman, der Killer, jagt die drei (vier?) Vergewaltiger seiner Geliebten Sueno, um sie zu enthaupten. Tut er dies nicht, ehren sie als Untote zurück. An den Gleisen der Eisebahn stellt er sich den drei Untoten, die rot in ihre Kardinalsroben gekleidet sind. Ein Zeuge schaut dem Showdown zu.

In vielen Rückblenden erfahren wir die Vorgeschichte: Nach dem Verlust seiner Eltern – seine Mutter taucht als Angehörige eines Schwesternordens auf – kommt der Junge Aman bei einer Ziehmutter (Jenny Gago) unter, die einen Schlachthof betreibt und einen Brunnen besitzt, der in der trockenen Einöde ringsum wertvoll ist. Für das Enthaupten des Viehs setzt sie eine Guillotine ein, die im Finale eine unheilvolle Rolle spielen wird…

Sie hat eine Tochter Sueno, und es kann nicht ausbleiben, dass Aman und Sueno sich verlieben. Doch eines Tages verließ er sich, um eine Aufgabe zu erfüllen. Diese Gelegenheit nutzten vier Männer, um sie zu überfallen. Doch nur drei von ihnen vergewaltigten sie, der vierte konnte ihr das nicht antun.

Die Vergewaltiger landeten aus ungeklärten Gründen – hat die Ziehmutter sie angezeigt? – in den Zellen eines Wüstengefängnisses. Dort fand Aman sie und erschoss einen nach dem anderen, auch eine Frau. Doch Nr. 4 konnte er nicht erschießen, denn der hatte sich bereits erhängt. Als Aman zurückkehrte, kam er in der Wüste um. Seine Mutter intervenierte für ihn bei den Mächten. Gott oder der Teufel gewährten ihre Bitte, Aman ein Weiterleben zu erlauben, unter einer Bedingung: Alle, die er erschossen hatte, würden ebenfalls zurückkehren…

Nun bereiten sich diese Untoten auf den finalen Angriff vor, um ihre Rache zu üben. Ein Gefangenentransport bringen Todgeweihte zu einer breiten Galgenplattform an einem Ort, der sich Enochs Hammer nennt. Kansa, der Anführer der Untoten, setzt sich das Gesicht eines Getöteten auf und sieht nun aus wie ein Engel des Todes. Seine Gefährtin Kisscut assistiert am Galgen. Er selbst plant eine Wiederauferstehung – die seines Sohnes, der sich erhängte. Dafür sind bestimmte unappetitliche Zutaten erforderlich.

Aman zerschießt einem der Gefangenen die Ketten und befördert ihn zu seinem Assitenten. Fabulos darf sich gleich bewähren, als er in ein Labyrinth voller Untoter stürzt, die Aman ins Beinahe-jenseits befördert hat. Zusammen mit Suenos seltsamem Sohn – sie selbst liegt in einem gewaltigen Hügel begraben – bereiten sie sich auf das Kommen der Bande des Todesengels vor…

Mein Eindruck

Die Welt des Aman genannten Rächers ist ein Fegefeuer. Die Landschaft ist, wie beim vom Regisseur verehrten Sergio Leone, eine Ansammlung von Symbolen, die sich auf eine abstrakte Ebene verteilen. Die Wüste, die Aman und seine Verfolger durchqueren, ist wie seit jeher eine Prüfung und eine Begegnung mit den Mächten, die über das Schicksal eines Menschen bestimmen. Wenn also drei Zombies gekleidet in Kardinalsroben dem Rächer gegenüberstehen, so ist dies nicht nur ein direktes Zitat aus dem Anfang von „C’era una volta il West“ (Spiel mir das Lied vom Tod), sondern eine seelische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

Aman ist wie sein Widersacher ein „hollow man“, ein Mann, der durch einen schrecklichen Verlust sein seelisches Zentrum verloren hat. Er und Kansa haben ihr Liebstes verloren: Aman seine Sueno, Kansa seinen Sohn, der sich erhängte. Doch während Kansa versucht, seinen Sohn wie ein Parodie von Jesus wiederzuerwecken, scheint sich Aman mit Suenos Verlust abngefunden zu haben. Die Frage ist allerdings, ob er ein Lebender oder auch nur ein Wiedergänger wie Kansa ist. Wie sein Assi sagt: „Der Tod ist auch nicht mehr das, was er mal war.“

Ganz anders hingegen die inneren Räume. Hier herrschen die Mütter, allen voran Suenos Mutter, die Metzgerin mit dem Herzen einer Löwin. Hier findet der Showdown mit Skullbucket statt. In der Höhle, wo die Riesensäulen wie aus Luxor emporragen, kommt es zum Showdown mit Kisscut, der Gefährtin des Oberschurken Kansa.

Männer und Frauen der Mächte wandeln im Fegefeuer-Reich, um die Seelen der Verdammten auf den rechten Weg zu geleiten. Da ist der Priester ebenso wie die Schwestern des ordens, der Amans Mutter angehört. Sie umstehen den Galgen, auf dem Kansa eine Massenhinrichtung vornehmen möchte. Passenderweise spricht der Marshall, der die Gefangener bewacht (Patrick bergin) wie ein missionarisch beseelter Großinquisitor der katholischen Kirche.

Es ist klar, dass der finale Showdown zwichen den beiden Hauptfiguren Aman und kansa an einem erhöhten Punkt stattfinden muss: auf dem Gipfel eines Plateaus. Dies ist quasi Golgatha v2.0, und so erscheint es konsequent, dass der wiedezuerweckende Sohn von Kansa hier am Kreuz aufgehängt erscheint. Fragt sich, ob die Wiederauferstehung glückt. Nebenfiguren wie Angel sind nur hübsche Dekoration.

Heruntergebrochen auf diese relativ einfache Metaphernebene ergibt die Handlung durchaus einen Sinn, besitzt aber den holzschnitthaften Charakter und Verlauf eines Comic-Strips. Auch die Figuren, die höchstens ein oder zwei Merkmale aufweisen, beeindrucken nicht gerade durch schlaue Sprüche oder anrührende Seelenregungen. Aman ist so eine Art Jerusalem Man (vgl. David Gemmell) des Endzeitalters, der nun die finale Rechnung präsentiert bekommt. Vielleicht muss dieser Rächer ja für die Sünden unserer Zeit geopfert werden. Vielleicht ist aber auch die Stunde des Widersachers gekommen. Wie die Sache ausgeht, darf nicht verraten werden.

Die Blu-ray

Technische Infos

Tonformat: DTS HD Master Audio 5.1 in Deutsch, DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: Widescreen (1.78:1)
Extras: O-Trailer, Dt. Trailer, Interviews, B-Roll, Trailershow

Mein Eindruck: die Blu-ray

Die Qualität von Bild und Ton ist bestens, die Untertitel stimmen weitgehend mit der deutschen Synchronisation überein – was auch nicht selbstverständlich ist.

Extras

  1. O-Trailer (2:02 min): Der Appetitanreger fasst die dramatischen Momente zusammen und garniert mit appetitlichen Anblicken wie dem Dekolleté von Angel. Natürlich ist der zentrale Konflikt auf Aman und Kansa zugeschnitten. Coole Sprüche zwischen Aman und Fabulos, seinem Assi, würzen das Horror-Western-Garn.
  2. Dt. Trailer (2:17 min): Wie schon an der Lauflänge ablesbar, bietet der deutsche Trailer ein paar Schnipsel von Szenen mehr. Dies ist besonders am Anfang der Fall.
  3. Interviews (ca. 19 min):
    • mit Wesley Snipes (5:04 min)
    • mit Riley Smith (2:16)
    • mit Kevin Howarth (3:00)
    • mit Tanit Phoenix (1:53)
    • mit Jenny Gago (2:48)
    • mit Stephen Elder (1:44)
    • mit Patrick Bergin (1:02)
    • mit Hector Hank (1:28)

    Die Darsteller – der Regisseur glänzt durch Abwesenheit – geben jeweils ein paar Eindrücke von der Rolle, dem Dreh und dem Film von sich. Ziemlich schräg von Snipes, diesen Streifen als „Science Fiction“ zu bezeichnen. Dies ist mehr eine Kreuzung aus Fantasy und Horror. Der Veteran P. Bergin hält sich mit solchen Deutungen wohlweislich zurück.

  4. B-Roll (16:05 min): Dieser Beitrag zeigt kommentar- und musiklos diverse Dreharbeiten in Namibia. Sehr öde und nur für absolute Cineasten interessant.
  5. Trailershow:
    • Frankenstein’s Army
    • Drecksau (nach Irvine „Trainspotting“ Welsh)
    • Metallica: Through the Never 3D
    • Odd Thomas
    • Drift
    • Europa Report
    • Emperor – Kampf um Frieden
    • Harry Brown (mit Michael Caine)
    • Franklyn
    • Alexandre Aja’s ‚Maniac‘

Unterm Strich

Diese Kombination aus Supernatural Horror und Western huldigt Vorbildern wie „Spiel mir das Lied vom Tod“, aber auch Endzeitmythen wie „Mad Max“ und natürlich dem modischen Zombie-Motiv. Allerdings ergibt Amans Geschichte (Aman = a man, aber auch Amen) als einsamer Rächer à la Clint Eastwood erst einen Sinn, wenn man sie auf die Folie der Heilsgeschichte legt. Jesus ist am Kreuz für unsere Sünden gestorben, aber am dritten Tag wiederauferstanden: Heißt das für Amans Opfer, als Wiedergänger die Erlösung finden zu können – oder nur die ewige Verdammnis?

Wie es sich jedoch für einen anständigen Western gehört, besteht der Plot in erster Linie – vor allem in der zweiten Hälfte – aus einer Reihe von spannenden und einfallsreich inszenierten Duellen. Diese münden wie zu erwarten in den finalen Showdown. Auf einem erhöht liegenden Ort, der gut und gerne als Golgatha (wörtlich: „Schädelstätte“) dienen könnte, wird das Schicksal der Menschheit metaphorisch entschieden.

Doch diesmal stehen sich nicht Charles „Mundharmonika“ Bronson und Henry „Blue Eyes“ Fonda gegenüber, sondern Schauspieler aus der B-Liga. Wesley Snipes gibt den supercoolen Rächer und Kevin Howarth trägt doch tatsächlich die blauen Augen seines Vorbilds – wenn auch nur als Maske! Dieser Showdown hat durchaus Klasse, denn es geht um die Parodie einer Wiederaufstehung, nämlich die von Kansas Sohn. Verschwendet fand ich lediglich die Figur der Tänzerin Angel (Tanit Phoenix): Als erotische Set-Dekoration ist sie viel zu schade, sie hätte als „love interest“ von Aman viel mehr Sinn ergeben.

Wenn also dies die Fingerübung von Regisseur Andrew Goth war, so dürfen wir von ihm noch einiges erwarten. Und der Schauplatz an der Skelettküste von Namibia ist wie geschaffen, das Monument Valley als ikonische Kulisse abzulösen.

Die Blu-ray

Die Qualität von Bild und Ton ist bestens, die Untertitel stimmen weitgehend mit der deutschen Synchronisation überein. Das Bonusmaterial ist nicht gerade umwerfend. Die Interviews sind nicht gerade ausführlich oder sonderlich erhellend. Wenigstens gewähren sie in ihrer Gesamtheit ein paar Einblicke, die ich oben zusammenzufassen versucht habe. Die B-Roll weist weder Kommentar noch Musik auf und wirkt daher todlangweilig.

[Wertung]

Mima2016: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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