1451: Nach dem Tod seines Vaters besteigt der 18-jährige Mehmed II. den Thron und wird Sultan des Osmanischen Reiches. Der junge Herrscher wird von seinen Feinden als unerfahren und schwach eingeschätzt. So auch vom oströmischen Kaiser Konstantin, dessen stolze Hauptstadt Konstantinopel mit ihren gigantischen Mauern als uneinnehmbar gilt.

Mehmed jedoch will das Werk seines Vaters vollenden, ein Weltreich zu erschaffen. Dazu muss er Konstantinopel erobern. Er stellt eine riesige Armee auf und lässt Kriegsschiffe bauen. Sein Jugendfreund Hasan verliebt sich derweil in die selbstbewusste und schöne Era, deren Vater früher der beste Kanonenbauer des oströmischen Reiches war. Nur er kann eine Kanone mit noch nie erreichter Feuerkraft entwickeln, um die Mauern Konstantinopels zu bezwingen.

Im Frühjahr 1453 marschiert das gigantische türkische Heer vor die Tore der Stadt. Während die Belagerung in vollem Gange ist, ruft Konstantin seine europäischen Verbündeten und den Vatikan zur Hilfe. (Cinefacts.de)

Filminfos

O-Titel: Battle of Empires: Fetih 1453 (Türkei 2012)
Dt. Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment
Erscheinungstermin: 2. Oktober 2012
EAN-Nummer: 4048317475322
FSK: ab 16
Länge: ca. 156 Min.
Regisseur: Faruk Aksoy
Drehbuch: Irfan Saruhan, Atilla Engin
Musik: Oguz Kaplangi
Darsteller: Devrim Evin, Ibrahim Celikkol, Dilek Serbest, Erden Alkan, Recep Aktug, Halis Bayraktaroglu, Özkan Güngör, Volkan Keskin, Sedat Mert, Ali Riza Soydan, Ozan Cobanoglu

Handlung

Anno 629 prophezeit Mohammed seinen Anhängern in Medina, dass Byzanz, der Erbe Roms, dereinst von Muslimen erobert werde. 1432 wird in Adrianopel endlich der prohezeite Eroberer geboren: Mehmet. Doch Mehmet ist es nicht in die Wiege gelegt, Herrscher zu werden und die Christen zu verjagen. Erst muss sein älterer Bruder Alaadin fallen und sein Vater Murat sterben, ehe er 1451 den Thron besteigen kann. Er ernennt Halil zum Großwesir der ihn später um ein Haar verraten wird. Sein engster Freund Hasan wird ein herausragender Offizier in der Kavallerie.

Die Welt voller Feinde, die es zu beschwichtigen gilt, soll der Angriffsplan gegen die Großmacht am Bosporus Erfolg bringen. Die Türken unter byzantinischer Herrschaft werden von Prinz Orhan regiert, der unter Kaiser Konstantin für Ruhe sorgt. Mehmet ist dem Kaiser tributpflichtig. Der kaiser wiederum sieht sich vom Vatikan unterstützt, sollte Mehmet ihn angreifen wollen, denn in Rom betrachtet man Mehmet als den Antichrist. Der Vatikan ist in der Lage, ein Heer Kreuzritter aus Ungarn zu entsenden – und tut dies auch zwei Jahre später. Außerdem sieht sich Mehmet von Fürsten der Region Konya in Anatolien angegriffen.

Dies sind alles zu lösende Probleme. Zwei Jahre später verfügt Mehmet über ein gigantisches heer, eine riesige Flotte und durch Meister Urban und seine schöne Tochter Era über die größte jemals gebaute Kanone. Diese kanone allein ist in der Lage, die dicksten Mauern, die jemals um eine Stadt errichtet wurden, zu durchschlagen – die von Byzanz.

Erst im April 1453 rückt Mehmet auf die metropole vor. 40 Tage beißt er sich an ihren Mauern die Zähne aus, und seine Verluste sind niederschmetternd. Dann wendet sich das Blatt, als ihm eine höhere Macht zu Hilfe kommt…

Mein Eindruck

Dieser Propagandafilm für Sultan Mehmet, den Reichsgründer, hat zwei Botschaften: Erstens ist die Eroberung Konstantinopels eine prophezeite, also religiöse Notwendigkeit gewesen. Das kann man hinterher natürlich immer leicht behaupten, denn keiner kann’s widerlegen (alle Ketzer wurden hingerichtet).

Zweitens machte der Untergang Ostroms die Welt ein ganzes Stück besser. Die Byzantiner und übrigen Christen sind dekadent und zerstritten, Prinz Orhan ist ein verachtenswerter Türke ohne Glauben (aber mit supergeilen Mädels), und nur Mehmet, der rechtgläubige Herrscher, ist ausersehen und in der Lage, die Welt zu beherrschen, die der Islam qua Botschaft verlangt -siehe oben.

Der Film endet damit, dass der Sultan zwar jede Menge Christen hat abschlachten lassen, doch er verschont die Frauen und Kinder, die in der Hagia Sophia Kathedrale Zuflucht gesucht haben. Man kann davon ausgehen, dass in die nun aufgehende Sonne des rechten Glaubens auch Mehmets Frau Gülbaran und sein Sohn Bayezid reiten werden. merke: Mehmet ist nicht nur der prophezeite König der Welt, sondern auch ein ganz toller Mensch.

Vorlagen

Man muss nicht lange suchen, um die Vorlage für diesen Monumentalschinken zu finden: Es ist leider der dritte Teil von Peter Jacksons Verfilmung des „Herrn der Ringe“. Schon die Massenszenen, die im Computer erzeugt wurden, setzten hier wie dort eine spezielle Software voraus, um all die zahlreichen Figuren glaubhaft zu bewegen. Jacksons Firma besaß diese Software bereits anno 2000.

Inzwischen hat sich die Welt eine ganze Ecke weitergedreht und jede Spieleschmiede, die was auf sich hält, vermag Massenszenen à la „Die Schlacht auf den Pelennor-Feldern“ oder „Königreich der Himmel“ im Rechner zu erzeugen. Flammen, Tiere, menschliche Figuren, Schiffe, Wasser – alles lässt sich im Rechner mehr oder wenig glaubhaft generieren. Die Frage, ob das auch sehenswert ist.

Denn nicht nur die Schlachtenszenen wurden weitgehend „inspiriert“ übernommen, sondern auch die Botschaft: Der prophezeite König wird wiederkehren, um die Menschen zum Widerstand zu einen und dem Bösen Einhalt zu gebieten. Das Böse, das ist in diesem Fall der christliche, dekadente Westen. Bezeichnend, dass alle Christen – mit drei Ausnahmen – ohne Psychologie und weitgehend namenslos präsentiert werden.

Diese drei Ausnahmen sollte man sich deshalb genauer anschauen. Alle drei stammen aus Genua, das offenbar einen höheren Rang als Rom einnimmt, ähnlich hoch etwa wie Venedig. Da ist Era, die durch Kreuzritter zur Waisen und Sklavin gemacht wurde, bis Meister Urban, der zweite Christ, sie an Kindes Statt aufnahm. Nun befinden sich beide in Edirne, wo Mehmet residiert. Der dritte Christ ist der genueser Offizier Giustiniani, der Era zur Frau begehrt und ihr nach Konstantinopel nachsegelt. Dort stellt er sich auf Bitten des Papstes in den Dienst von Kaiser Konstantin.

Beim Kundschaften erspäht er seine Era in den Armen eines türkischen Offiziers, bei dem es sich um keinen anderen als Mehmets Schwertbruder Hasan handelt. Wie es das Hollywood-Skript vorschreibt, entbrennt Giustiniani umgehend in Eifersucht und bemüht sich nach Kräften, hasan das Leben schwer zu machen. Wie vorauszusehen, kulminiert die romantische Handlung in einem ellenlangen Schwertduell der beiden Recken. Fatal, dass die beiden einander bis aufs Haar gleichen: kantiges Kinn, schwarze Haarmatte, heroische Bart- und Muskelpracht usw. Da fällt es schwer, sie auseinanderzuhalten, wenn sie aufeinander losgehen.

War also die Eroberung Konstantinopels nötig, um eine Frau zur gläubigen Muslimin und Heldenmutter zu machen? (Denn Era ist offenbar von Hasans Zungenkuss schwanger geworden und wird seinen Erben austragen, selbst wenn Hasan das Zeitliche segnet.) Die Stadt als zu erobernde Frau? Man könnte beinahe durcheinanderkommen. Und so gesehen, nimmt die Shahi-Kanone, die Mehmet abfeuert, eindeutig phallische Form an.

Historisch korrekt?

Die Wikipedia-Autoren haben den historischen Gehalt untersucht: „In seinem Bezug zu den tatsächlichen Ereignissen ist der Film keineswegs historisch exakt. So kommt beispielsweise die Plünderung der Stadt überhaupt nicht vor, ebenso wenig wie die zahlreichen Gewaltakte an oströmischen Bürgern und Amtsträgern nach den Kämpfen: Viele wurden ermordet, versklavt oder vertrieben. Stattdessen wird gezeigt, wie Mehmet II. sehr gnädig mit den Zivilisten umgeht.

Auch die von ihm angeordnete Bestattung des toten Kaisers Konstantin nach christlichem Brauch – die seine religiöse Toleranz und Güte illustrieren soll – ist fiktiv. Der Kaiser fiel unerkannt im Kampf, sein Leichnam wurde nie gefunden. Offenkundig nimmt der Film Partei für die osmanische Seite, die historischen Fakten werden dementsprechend selektiv oder direkt falsch dargestellt.“

Die Blu-Ray

Technische Infos

Sprache: DTS HD Master Audio 5.1 in Deutsch, DTS HD Master Audio 5.1 in Türkisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Niederländisch
Bildseitenformat: 16:9 – 1,77:1
Extras: Trailer, Trailershow

Mein Eindruck: die Blu-Ray

Der Sound der Blu-Ray ist ebenso herausragend wie die Qualität des Bildes. Das Bildformat von 16:9 ist manchmal gerade noch ausreichend für die breiten Schlachtenpanoramen, mit denen der Streifen aufwartet. Und die winzigen Details in diesen Menschenmassen können von dem hochauflösenden Bild gerade noch dargestellt werden. Warum Englisch und Niederländisch als Untertitel angeboten werden, wissen nur die Produzenten. Die Untertitel unterscheiden sich übrigens beträchtlich von der Synchronisation und sind dadurch sehr entlarvend.

EXTRAS

  1. Originaltrailer (3:05 min): Der Trailer schildert die actionreichen und romantischen Höhepunkte des zweieinhalb Stunden langen Films.
  2. Trailershow:
    • Soldiers of Fortune
    • Juan of the Dead
    • Helden des Polarkreises
    • Ritterfürst Jaroslaw
    • Mulan
    • Beyond the Front Line
    • Schlacht um Finnland
    • Hara-Kiri

Tja, das war’s auch schon. Von Bonusmaterial kann also keine Rede sein. Außer Werbung nichts gewesen.

Unterm Strich

Der mit 16 Mio. Euro teuerste Film der türkischen Filmgeschichte ist mit großer Vorsicht zu genießen. Er passt in das Konzept des Neo-Osmanismus der Regierung Erdogan und ruft Türken in aller Welt auf, sich zu ihrem Herkunftsland zu bekennen und alle Christen zu hassen. Dabei wird nicht mehr zwischen Religionszugehörigkeit und Geburtsort unterschieden – jeder, der nur halbwegs den Islam ausübt und türkische Vorfahren hat, hat automatisch ein türkischer Patriot zu sein.

Man braucht sich deshalb über Geschichtsfälschung (s.o.), Abziehbilder und heroische Parolen in diesem Propagandamachwerk nicht zu wundern. Der Verstand gibt auf, wenn alle „Allahu akbar!“ schreien. Das war schon immer der Punkt, an dem Parolen über die Vernunft und die Menschlichkeit obsiegten. Und deshalb ist es wichtig zu beobachten, wer diese Parolen zu welchen Zwecken von sich gibt. Ich warte immer noch auf eine Erklärung des Titels. „Fetih“ wird an keiner Stelle im Film auch nur erwähnt.

Die Blu-Ray

Die Silberscheibe weiß außer Werbung nichts zu bieten. Man hätte ja sonst die Interviews übersetzen müssen. Wenigstens Sound und Bild sind bestens.

[Wertung]

Mima2016: 2 out of 5 stars (2 / 5)

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.