Kurz nach dem 2. Weltkrieg in Nizza: John Robie (Grant) ist ein ehemaliger Juwelendieb, berüchtigt als „Die Katze“. Er gerät unter Verdacht, eine neue Reihe spektakulärer Juwelendiebstähle in den Luxushotels der Riviera begangen zu haben. Um sich selbst zu entlasten (und den Fängen der Polizei zu entgehen), macht er sich auf die Jagd nach dem wahren Dieb. 

Dabei trifft er auf die verwöhnte amerikanischen Millionenerbin Frances (Kelly). Robie will den Dieb mit dem Schmuck von Frances’ Mutter ködern. Er tappt jedoch in seine eigene Falle – aber Frances, die ihn für schuldig hält, beweist ihm ihre Liebe, indem sie ihm trotzdem zur Flucht verhilft. In einem hochspannenden Finale wird der wahre Dieb entlarvt. (Oscar für die beste Kamera und drei Oscar-Nominierungen.)

Filminfos

  • O-Titel: To catch a thief (GB 1955)
  • Dt. Vertrieb: Paramount Pictures
  • VÖ: 10. Mai 2012 
  • FSK: ab 12
  • Länge: ca. 106 Min.
  • Regisseur: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: John Michael Hayes nach dem Roman von David Dodge
  • Musik: Lyn Murray
  • Kostüme: Edith Head
  • Darsteller: Cary Grant (John Robie), Grace Kelly (Frances Stevens), Jessie Royce Landis (Jessie Stevens, ihre Mutter), John Williams (H.H. Hughson), Brigitte Auber (Danielle Foussard), Charles Vanel (Msr. Bertani), René Blancard u.a.

Handlung

John Robie (Grant) bekommt mal wieder ungebetenen Besuch: die Polizei, la sureté. Na toll, kann man sich nicht mal in den Bergen von Nizza zur verdienten Ruhe setzen? Schließlich will auch ein einstiger Dieb seinen Lebensabend genießen. John ist schon über fünfzehn Jahre nicht mehr im „Geschäft“. Aber der Polizei ein Schnippchen zu schlagen, das kann er immer noch. Schließlich nennt man ihn nicht umsonst „Robie the Cat“. Und eine Katze hat bekanntlich neun Leben.

Er kontaktiert seine alten Kumpels aus der Zeit der Résistance gegen die vor kurzem beendete deutsche Besetzung Südfrankreichs. Bertani ist nicht nur ein alter Freund und Restaurantbesitzer, sondern hat auch die richtigen Kontakte. Vor der Polizei kann John mit der bildhübschen Tochter des Oberkellners Foussard entkommen. Danielle (Brigitte Auber) tut ihm den Gefallen, ihn mit dem Motorboot nach Cannes zu fahren. Er ist ihr Mentor gewesen, unter anderem in Englisch, aber offenbar auch in anderen Dingen, denn sie will mit ihm nach Südamerika auswandern, ihn heiraten und dort als seine Komplizin „arbeiten“. John lehnt den Heiratsantrag dankend ab. Er hat schon genug Ärger am Hals.

Im Strandklub sagt man ihm, dass ein Mann ihn sprechen wolle, den Bertani kenne. Dieser Mr. Hughson (John Williams) komme von der Versicherung Lloyd’s. John hat in der Zeitung von den Juwelendiebstählen in den Luxushotels von Nizza gelesen und ist wütend. Hughson soll ihm die Namen von sechs der reichsten potentiellen Opfer nennen, damit sich John an deren Fersen heften und so den Juwelendieb fangen kann, der seine eigene Methode imitiert und ihn so zur Zielscheibe der Sureté gemacht hat. Auf dem Blumenmarkt von Nizza, wo er Hughson trifft, kann John fast den Flics entkommen. Der Kommissar Lepic gibt John nur zehn Tage Zeit, um seine Unschuld zu beweisen, dann werde er hopsgenommen. Lepic hofft, dass John einen Fehler begeht, und er ihn deswegen verhaften kann. Auch das ist John klar.

Das wichtigste potentielle Opfer ist Mrs. Jessie Stevens (Jessie Royce Landis), die mit ihrer Tochter Francie (Grace Kelly) eine ganze Suite in einem der Nobelhotels bewohnt. Robie stellt sich ihnen als ein Mr. Conrad Burns aus Oregon vor, und mit Hilfe seines amerikanischen Akzents hofft es ihm zu gelingen, sie auch für eine Weile hinters Licht zu führen. (Wie man sich doch selbst täuschen kann.) Doch Jessie Stevens hat die feste Absicht, ihre Tochter zu verkuppeln. Und nach einer Weile findet diese an dem verkappten Holzhändler unerwartet großen Gefallen und gibt ihn zum Abschied einen Kuss, der mehr erhoffen lässt.

Doch wie heißt es im Sprichwort? „Man braucht einen Dieb, um einen Dieb zu fangen“ – und auch dessen Herz…

Mein Eindruck

An der Oberfläche scheint es nur um die Lösung eines Kriminalfalles zu gehen: die Juwelendiebstähle. Doch es gibt noch andere Themen. Einer davon ist die Bewältigung der Vergangenheit und der aufbau einer neuen Zukunft. Robie hat große Probleme mit seiner früheren Kameraden, die glauben, er sei zur anderen Seite übergelaufen. Und richtig: Als man ihn sucht, werden auch sie festgenommen. Denn sie sind allesamt nur auf Bewährung draußen. Sie spielen auf Zeit und hoffen, dass Gras über ihre Vergangenheit wächst – eine Täsuchung.

Natürlich spielt auch Robie, aber nicht nicht mehr nur um seinen Lebensabend, sondern bald auch um seine Leben (statt seiner wird Foussard getötet: offenbar ein Versehen), seine Freiheit – und um seine Liebe zu Francie. Der Abend im Casino, als die Aufmerksamkeit von Jessie Stevens auf sich lenkt, indem er einen Jeton im Dekolleté einer Spielerin versenkt, ist nur der Auftakt zu einem riskanten Spiel mit hohem Einsatz. Interessanterweise ist das Thema „riskantes Spiel“ einer der Vergleiche, mit denen Robie Versicherungen vergleicht. Dagegen meint Hughson, der Versicherungsmann, eine Versicherung sei eher wie eine Wette – natürlich ebenfalls mit einem Einsatz.

Das riskanteste Spiel von allen ist jedoch nicht etwa, die Jagd nach dem wahren Täter, sondern die Jagd nach John Robies Herz. Dieses Spiel will Francie gewinnen – ob sie wohl dabei Glück hat? Ihr Einsatz ist hoch: Sie fährt einen heißen Reifen, direkt am Abgrund entlang; sie enttarnt den properen Mr Conrad Burns als den gesuchten Juwelendieb John Robie; und schließlich ersinnt sie eine List, um es John zu ermöglichen, den wahren Dieb zu erwischen. 

War für Francie früher die Liebe nur ein Spiel, in dem sie nicht wusste, ob die anderen Mitspieler hinter ihr oder nur hinter ihrem Geld her waren (wie John es so spitz formuliert), so ist aus diesem neuen Spiel für sie tiefer Ernst geworden, als ein Mann stirbt: Foussard. Es hätte genauso gut John sein können. Sie will den Höchstpreis gewinnen, John selbst, aber nicht mehr zum Zeitvertreib, wie in der Nacht des Feuerwerks, sondern aus echter Liebe.

Hört man im Original genau auf die wunderbaren Dialoge, die John Michael Hayes ersann, so erscheint das oberflächliche Geplänkel, das als Tändelei zwischen Cary Grant und der bezaubernden Grace Kelly aufgefasst werden kann, als ein Fechtduell, das mit Worten ausgetragen wird. Das Duell, das hinter einer prächtigen Fassade von (falschen) Edelsteinen und Kostümen stattfindet, vollzieht sich in den fünf Akten des klassischen Dramas. 

Die Nacht des Feuerwerks entspricht dem dritten Akt, in dem sich eine schicksalhafte Verknüpfung vollzieht und zu einem neuen Ziel steuert: John und Francie küssen einander – nur um einander wieder zu verlieren – zum Schein, versteht sich. Erst der vorletzte Akt nach der Beedrigung Foussards und das Finale nach dem Showdown auf dem Dach bindet beide wieder zusammen. Der wahre Edelstein, die wahre Beute ist das Herz des jeweils anderen: Francie bekommt ihren John doch noch, als die „good woman“, als die sie sich bewährt hat. Doch es gibt einen Haken, der typisch Hitchcock ist: Ihre Mutter wird ebenfalls in Johns Haus einziehen.

Die Blu-Ray

Technische Infos

  • Bildformate: 16:9 – 1.77:1 
  • Sprachen: Japanisch (Dolby Digital Mono), Italienisch (Dolby Digital Mono), Deutsch (Dolby Digital Mono), Englisch (Dolby TrueHD), Französisch (Dolby Digital Mono), Spanisch (Dolby Digital Mono) 
  • Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Dänisch, Niederländisch 
  • Extras: Keine!

Mein Eindruck: die Blu-Ray

Das Bild dieses vergnüglichen und spannenden Streifens ist wunderbar erhalten und sehr farbenfroh – außer natürlich in der Nacht, und selbst dann kann ein Feuerwerk sehr zur optischen Unterhaltung beitragen. Dass all dies nicht bloß „eye candy“ ist (aber auch), zeigen die ernsteren Themen, die ich oben aufgezeigt habe. Einen Punktabzug erhält die BLU-RAY-Fassung allerdings, weil der Ton – außer im englischen original – leider nur in Digital Mono vorliegt. Hier hätte sich Paramount nicht lumpen lassen und ein bisschen ins Digital Remastering investieren sollen. Die Englisch-Version klingt hingegen sehr gut. 

Die deutsche Blu-ray enthält keine Extras. Was uns entgeht ist folgendes: 

  • Commentary by Dr. Drew Casper: Audiokommentar
  • A Night With the Hitchcocks (23:22 min. in 480i)
  • Unacceptable Under Code: Film Censorship in America (11:49 min. in 480i),
  • „Writing and Casting of To Catch a Thief ( 9:03 min. in 480i)
  • „The Making of To Catch a Thief“ (16:54 min. in 480i)
  • Behind the Gates: Cary Grant and Grace Kelly (6:12 min. in 480i)
  • „Alfred Hitchcock and To Catch a Thief: An Appreciation“ (7 :32 min. in 480i)
  • „Edith Head: The Paramount Years“ featurette (13:44 min. in 480i)
  • If You Love To Catch a Thief You’ll Love this Interactive Travelogue
  • Galleries (Movie, Publicity, Production, Visitors on Set) 

Einige dieser Features findet man auf der deutschsprachigen DVD: 

  • Kino-Trailer
  • Schreiben und Casting des Films
  • Making of
  • Alfred Hitchcock – eine Ehrung
  • Edith Head – die Paramount-Jahre
  • Foto- und Postergalerie

Unterm Strich

Diese wunderbar kurzweilige Screwball-Komödie mit Krimizulage bietet jedem etwas. Die männlichen Zuschauer konzentrieren sich wahrscheinlich auf den spannend Handlungsstrang, in dessen Mittelpunkt Cary Grant seine Fähigkeiten als Charmeur, Klettermaxe und kluger Verhandler mit Versicherungsheinis und Kommissaren unter Beweis stellen kann. Dennoch erweist sich seine Figur des ehemaligen Widerstandskämpfers und Juwelendiebes John Robie als nicht gefeit vor der Angst des (nicht angeschnallten) Beifahrers vor dem Abgrund, der neben der Straße gähnt.

Weibliche Zuschauer bekommen mindestens ebenso viel zu sehen. Sie identifizieren sich entweder mit der jungen, strahlend schönen Grace Kelly oder mit ihrer verwitweten Mutter, herrlich schnoddrig gespielt von Jessica Landis. Hier gibt es jede Menge Modisches zu sehen, und die Zimmer des Luxushotels (Ritz) Carlton in Cannes sind keineswegs zu verachten – ich war schon drin. (Es gibt sogar eine Clint Eastwood Suite!) 

Sommer, Sonne, schmucke Männer – was begehrt das Frauenherz mehr? Im grauen Britenalltag des Nachkriegs-Jahres 1955, als viele Dinge noch rationiert waren, musste ein solcher Film wie ein bunter Schmetterling wirken, der einen Sonnenstrahl ins Leben zaubert. Auch heute noch heitert er den Zuschauer, gleich welchen Geschlechts, unweigerlich auf und weiß ihn spannend zu unterhalten.

Die deutschsprachige Blu-Ray ist durch das Fehlen von Bonusmaterial nicht zu empfehlen. Wenn man den bescheidenen Tonstandard akzeptiert – er entspricht dem eines normalen Fernsehers -, so ist man mit diesem Silberling ausgezeichnet bedient. Nur der O-Ton liefert gute Qualität. 

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