Zwei Paare finden sich in einem schicken Haus zusammen, um den Partnertausch zu praktizieren. Dieses Unterfangen stellt sich als schwieriger heraus als erhofft. Und das Ergebnis des zweiten Tages unterscheidet sich ebenfalls erheblich von dem, was sie erwartet haben.

Dieser niederländische Erotikfilm ist nicht zu verwechseln mit dem französischen Erotikthriller gleichen Titels.

Filminfos

  • O-Titel: Swingers (NL)
  • FSK: ab 16
  • Länge: ca. 90 Min.
  • Regisseur: Stephan Brenninkmeijer
  • Drehbuch: Stephan Brenninkmeijer
  • Musik: Danny Weijermans
  • Darsteller: 
    • Joep Sertons spielt Timo
    • Nienke Brinkhuis spielt Alex(andra), Timos Partnerin
    • Danny de Kok spielt Julian
    • Ellen van der Koogh spielt Diana, Julians Frau

Handlung

Julian und Diana sind seit rund zehn Jahren zusammen. Während Dianas reiche und sittenstrenge Eltern im Urlaub sind, wird deren luxuriöses Haus zweckentfremdet: Hier soll ein Swingertreffen stattfinden. Diana hat mächtig Bammel vor der neuen Erfahrung, doch Julian redet ihr gut zu. Was kann schon passieren?

Da kommen auch schon die erfahrenen Swinger: die extrovertierte Alexandra und der zurückhaltende Timo. Es dauert nicht lange, da macht sich Alex an Diana heran, während Timo sich weigert, „in Emotionen zu investieren“. Zunächst muss also das Eis gebrochen werden. Alex ent-führt Diana in die Sauna und würde sie dort auch zu gerne ver-führen, doch das klappt leider erst im Swimming Pool. Unterdessen kehren die Männer vom Wein-Einkaufen zurück und gesellen sich zu den Damen: Julian schnell, Timo eher nicht. Der Mann scheint ein echtes Problem zu haben, dabei swingt er mit Alex schon seit vier Jahren.

Schließlich kommt es zum Höhepunkt der Nacht. Während sich Timo ausklinkt, macht seine Partnerin Alex die beiden Neulinge Diana und Julian mit den Freuden eines flotten Dreiers bekannt. Als sie jedoch ein Geräusch aus dem Badezimmer hören, halten sie inne und sehen nach: Timo hat sich die Hand aufgeschnitten und schaut sie tränenüberströmt an. Den Sex kann man jetzt natürlich abhaken.

Diana träumt von Sex mit Timo, den sie in einem Swingerklub hat. Wie in Träumen üblich, verhält sie sich ganz anders als in der Realität: Sie trägt ein provozierendes Lack & Leder-Outfit, mit dem sie die Männer auf laszive Weise anmacht. 

Der zweite Tag

Alex und Timo haben separat geschlafen und wollen eigentlich gleich abreisen. Doch die Dinge entwickeln sich ganz anders als erwartet, nämlich mit spielerischer Leichtigkeit.

Mein Eindruck: der Film

Mir hat der erotische Streifen ausnehmend gut gefallen, zu meiner eigenen Übrraschung. Schließlich wird das Thema „Swinger“ täglich in irgendwelchen Pornos weidlich ausgeschlachtet, nur um dem Zuschauer, der nur eines will, das alte Rein-raus-Spiel zu zeigen. 

Brenninkmeijers Film ist meilenweit von solchem Voyeurismus entfernt. Es werden keine primären Geschlechtsmerkmale gezeigt (was sicher nicht ganz einfach zu bewerkstelligen war). Die vier Akteure sind genau gezeichnet und verhalten sich dementsprechend. Außerdem entwickeln sie sich rasch weiter, weil sie auf den ungewöhnlichen Verlauf dieses Treffens individuell verschieden reagieren. So entwickelt etwa zu unserer Überraschung auch die extrovertierte Alex gewisse Ängste und Zweifel. Das ermöglicht es Diana, die sonst so verklemmt erscheint, sie zu trösten und wiederaufzubauen.

Die zurückhaltende Kamera zeigt keine Genitalien, wie das ein Pornoregisseur fordern würde, sondern immer wieder die Gesichter der Schauspieler in Großaufnahme. Merke: Es geht hier um ihre Gefühle und Gedanken, nicht so sehr um Körperkontakt. Die Musik von Danny Weijermans tut ein Übriges, indem sie sich der jeweiligen Situation gut anpasst.

In jeder Einstellung spürt der Zuschauer die Sympathie, die der Regisseuren seinen Darstellern entgegenbringt. Diese haben übrigens ohne Gage gespielt, wie sie im Making-of freimütig zugeben. Die Sympathie deckt sich mit dem, was die Untertitel in falschem Deutsch „Einfühlsamkeit“ nennen, also Einfühlungsvermögen. Weil sich die Figuren psychologisch plausibel weiterentwickeln, ist der Streifen interessant genug, um ihn ein zweites Mal sehen zu wollen.

Kein Wunder, dass die Premiere, wie das Making-of zeigt, begeisterte Zuschauer sah und in Cannes sofort auf Interesse bei den Filmrechtekäufern hervorrief.

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 16:9
  • Tonformate: DD 5.1 und 2.0
  • Sprachen: D, NL
  • Untertitel: D, NL
  • Extras:
    • Deutscher Trailer (1:33)
    • Original-Trailer (1:33)
    • Making-of „Swingers“ (ca. 30 Min., mit Untertiteln)
    • 3 Deleted Scenes (ca. 4:30)
    • Audiokommentar des Regisseurs
    • Trailershow: Junimond (D 2004); Baby (F oder Formular); Ausweitung der Kampfzone (nach Houellebecq; F); Nói Albinoi (von Dagur Kári, Island?)

Mein Eindruck: die DVD

Das wichtigste Element des Bonusmaterials ist meines Erachtens das Making-of, das sich immerhin eine halbe Stunde Zeit nimmt, um die vier Darsteller sowie den jungen Regisseur zu interviewen. Das sind allesamt ernsthafte Bemühungen, die Dreharbeiten und die Intention des Films zu beschreiben. Wie hat man beispielsweise die heikle Dreier-Szene gedreht? Das fand ich ziemlich interessant. Sound und Bild sind einwandfrei, obwohl die dunklen Szenen sicherlich nicht einfach zu fotografieren waren.

Weil aber sich schon bei deisem Beitrag die deutschen Untertitel als fehlerhaft („Einfühlsamkeit“ usw.) erwiesen, habe ich mir den Regiekommentar gespart – und somit eine Menge Verdruss, schätze ich. Die Trailer kann man abhaken, denn es handelt sich um Werbung. Immerhin sind einige interessante Newcomer darunter. Ich bin nicht sicher, ob „Ausweitung der Kampfzone“ schon bei uns gelaufen ist, höchstens in Programmkinos. Die drei „Deleted Scenes“ sind keine gar keine, sondern lediglich erweiterte Versionen der jeweiligen Endfassung. Da ging nur wenig Wesentliches verloren.

Unterm Strich

Im Gegensatz zu Pornos und „Erotikthrillern“ zeigt „Swingers“ mit ernsthafter Sympathie ein erotisches Experiment in all seinen psychologischen Weiterungen und Folgen. Dabei wirkt der Film nicht voyeuristisch, sondern legt echtes Interesse an der Entwicklung der Charaktere an den Tag. Das Bonusmaterial empfiehlt sich durch hilfreiche Zutaten, insbesondere den Audiokommentar und das Making-of. Kaum zu glauben, dass die Schauspieler keine Gage verlangten.

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