Die Wissenschaftler Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) und Sigmund Freud (Viggo Mortensen) arbeiten an modernen Methoden der Psychoanalyse. Als die äußerst verführerische und sexuell offene Sabina Spielrein (Keira Knightley) in seine Anstalt eingeliefert wird, stellt das die Integrität des verheirateten Klinikleiters Jung auf eine harte Probe. Er beginnt eine leidenschaftliche Affäre, doch kurz vor ihrer Enthüllung lässt Jung seine Patientin fallen. Sabina flüchtet zu Sigmund Freud, der sich ihrer Faszination ebenso wenig entziehen kann. In einem Machtkampf intellektueller Eitelkeiten werden aus einstigen Freunden erbitterte Gegenspieler. (cinefacts.de)

Die historische Grundlage für die Filmhandlung hat es wirklich gegeben, wie die Wikipedia-Artikel über Sabina Spielrein und C. G. Jung belegen.

Filminfos

  • O-Titel: A dangerous method (Deutschland / Großbritannien / Kanada 2011)
  • Dt. Vertrieb: Universal
  • EAN-Nummer: 5050582873689
  • VÖ: 14.06.2012 (Kauf-BD)
  • FSK: ab 16
  • Länge: ca. 96 Min.
  • Regisseur: David Cronenberg
  • Drehbuch: Christopher Hampton (nach seinem Theaterstück und John Kerrs Buch „A most dangerous method“)
  • Musik: Howard Shore
  • Darsteller: Viggo Mortensen als Sigmund Freud, Vincent Cassel als Otto Gross, Keira Knightley, als Sabina Spielrein, Michael Fassbender, als Carl Gustav Jung u.a.

Handlung

Die Zeit um das Jahr 1904 ist im Wandel. Königin Victoria ist gestorben, und ihre verschiedenen europäischen Erben beginnen, um die Vorherrschaft in Europa und um die Kolonien zu rivalisieren. Nach den bahnbrechenden Theorien zur Evolution (Darwin) und zur Religionskritik (Feuerbach) hat Nietzsche verkündet, Gott sei tot. Also konzentriert man sich auf den Menschen, insbesondere seine rätselhafte Innenwelt. Ein Wiener Jude namens Sigmund Freud (Mortensen) macht mit seiner „talking cure“ von sich reden, die helfen soll, weibliche Hysterie und sogar Geisteskrankheiten zu heilen. 

Zu Freuds bestem Schüler und schließlich Erbfolger wird der Schweizer Protestant Carl Gustav Jung (Fassbender). Er sieht blendend aus, hat eine vermögende und kluge Gattin namens Emma (Gadon), die hofft, ihm alsbald einen Erben schenken zu dürfen – und nicht bloß Mädchen. Als Klinikarzt nahe Zürich hat er ein gutes Auskommen und darf auf unbeschwerte Tage in Forschung und Therapie hoffen. Bis eines Tages im Juli Sabina Spielrein (Keira Knightley) eingeliefert wird. 

Davor

Die schöne, jüdische Russin wurde von ihrem Vater seit ihrem vierten Lebensjahr körperlich gezüchtigt und empfindet mittlerweile den Schmerz als Ekstase. Schon der Anblick einer Jacke, die ausgeklopft wird, versetzt sie in höchste Erregung. Jung braucht mit seiner „talking cure“ lange, bis sie in der Lage ist, einigermaßen ruhig und verständig zu interagieren. Sie will auf die auf die Uni – und sie will Carl. 

In dieser heiklen Stunde schickt Sigmund Freund seinen Patienten und Kollegen, den Analytiker Otto Gross (Cassel), zu Jung. Gross vertritt die Philosophie, dass man seine Triebe und Gelüste nicht verdrängen, sondern ihnen im Gegenteil stets und überall nachgeben soll, etwa im Klinikgarten. Kein Wunder, dass er zwei Kinder von verschiedenen Frauen hat, und das dritte ist unterwegs. Unbemerkt bandelt der Drogensüchtige mit einer Pflegerin an, die er dazu „überreden“ kann, ihm zur Freiheit zu verhelfen. 

Doch Gross hat einen Stachel in Jungs Fleisch hinterlassen. Sabina studiert inzwischen an der Uni Zürich Psychologie, denn sie will ebenfalls Psychotherapeutin werden. Doch sie beklagt ihren Mangel an sexuellen Erfahrungen, der sie bei der Therapie hindere. Ihre Einladungen zu einem Stelldichein waren nie verhüllt, doch diesmal nimmt Jung sie an. Bereits an der Tür zu Sabinas Wohnung fallen sie übereinander her. Schon bald färbt sich Sabinas Laken rot von ihrem Jungfernblut… Sünde oder Lehre? 

Danach

Die Affäre bleibt seiner Frau Emma nicht verborgen, und als Freud zu Besuch kommt, berichtet er von übler Nachrede und anonymen Briefen, die in Wien im Umlauf wären, wonach Jung eine Affäre habe. Jung leugnet, und zusammen fahren sie nach Amerika, um die frohe Botschaft der Psychoanalyse zu predigen – Freud in der dritten und Jung in der ersten Klasse. Auf der Überfahrt erzählt Jung wie stets freimütig von seinen Träumen und lässt sie von seinem Mentor deuten. Doch diesmal wird seine Erwartung, Freud werde sich mit einer Traumerzählung revanchieren, enttäuscht. Dies „könne seine Autorität untergraben“, fürchtet er. Es ist der Anfang vom Ende ihrer Freundschaft, und Freud setzt einen Abtrennungsprozess in Gang. 

Jung trennt sich unterdessen von Sabina, die er nur noch rein beruflich treffen will. Doch als sie sich an Freud als ihren neuen Mentor wendet und sich einschmeichelt, gewinnt sie die Oberhand. Sabina stellt Jung schließlich vor die Wahl, Freud die Wahrheit über ihre Beziehung zu schreiben, oder sie werde den Skandal publik machen. Jung bleibt keine Wahl: Entweder dies oder der Verlust all dessen, was er aufgebaut hat. Freuds altmodische Einstellung gibt den Ausschlag, und der Kronprinz wird „enterbt“. Dabei war er es selbst, der die Saat der Sünde gesät hatte. 

Ein weiterer Faktor ist jedoch auch ein tiefer Dissens über die Richtung, die die Psychoanalyse nehmen soll. Während sich Freud ausschließlich auf die Sexualtherapie beschränkt, versteht sich Jung als umfassender Erforscher parapsychologischer Phänomene und sogar als Heiler, der Grenzen überschreitet. Freud erklärt dies praktisch für den blasphemischen Versuch, Gott spielen zu wollen. 

Nachspiel

Neun Jahre sind seit ihrer ersten Begegnung vergangen, als die mittlerweile verheiratete Sabina 1913 ihren ehemaligen Liebhaber erneut am Zürchersee besucht. Carl erzählt ihr von einer großen schwarzen Flut, von der er ständig den Albtraum habe, dass sie Europa schon bald überrollen werde. Ihr schwangerer Bauch ist gewölbt, doch in welche Zukunft wird ihr Kind geboren werden? 

Mein Eindruck

Die russische Jüdin Sabina Spielrein wurde 1941 von Angehörigen der Wehrmacht oder der Schnittstellen in Charkow, Ukraine, erschossen, ebenso ihre Tochter. Freud starb 1939 im Londoner Exil, in das ihn die Nazis mit seiner siebenköpfigen Familie getrieben hatten. Nur Jung überlebte die beiden großen Weltenbrände und starb friedlich 1961 in der Schweiz als hochangesehener, wenn nicht sogar kultisch verehrter Pionier der Psychoanalyse und Parapsychologie. 

Während Freud und Jung immer wieder unvermeidlich in allen Debatten über Psychologie und Psychotherapie auftauchen, ist Sabina Spielreins Name ungerechtfertigterweise völlig in Vergessenheit geraten. Bis John Kerrs Buch „A most dangerous method“ sie wird in den Blickpunkt des Interesses rückte und Christopher Hampton daraus erst ein Theaterstück und dann ein Drehbuch machte. 

Das Trio

David Cronenberg konzentriert sich völlig auf das Wechselspiel dieses zentralen Trios, mit Otto Gross als einem Katalysator, den Freud einbringt und der verhängnisvolle Folgen zeitigt. Die Darstellung ist ein leicht nachvollziehbares emotionales, aber auch intellektuelles Drama. Man ahnt, dass es erst zu einem Triumph der Menschlichkeit und dann zu einer ebenso menschlichen Katastrophe kommen kann. Das macht das Verfolgen des Dramas zu einer ebenso spannenden wie intellektuell faszinierenden und emotional befriedigenden Angelegenheit. 

Humor

Aber es gibt auch eine humorvolle Seite, die leicht übersehen wird und die doch Teil des Dramas wie auch seines Kommentar ist. Otto Gross, hinterlistig gespielt von Vincent Cassel, stibitzt in Jungs Büro Medikamente – er ist drogensüchtig – und schnüffelt unverschämt in Jungs Fotos und Memorabilien. Das i-Tüpfelchen bilden die zwei Szenen, in denen er erst eine Pflegerin von hinten vögelt und dann – zweifellos mit ihrer Hilfe – per Leiter die Klinikmauer überwindet, ab in die Freiheit. 

Freud ist das genaue Gegenteil von Gross: stets kontrolliert, ständig eine Zigarre paffend und von einem extrem trockenen Humor. Mortensen spielt ihn mit so viel Understatement, dass man diesen Freud einfach ernstnehmen muss: eine Autorität seines Gebiets, ein Pionier und eine Vaterfigur für alle, die ihm nacheifern wollen. Genial ist die Szene, in der er Jung als seinen Erbfolger neben sich ans Kopfende seiner Mittagstafel setzt – und wir kurz einen Blick auf die übrigen Teilnehmer erhaschen dürfen: sechs Kinder sowie deren Mutter. Sie sind zwar Nebensache in dieser Geschichte, doch allein ihre Existenz illustriert, welche enorme Verantwortung Freud ihnen gegenüber haben muss. Und alle schweigen, solange der Hausherr und Familienvater redet. Mehr Autorität lässt sich schwer ohne Worte darstellen – und zugleich kommentieren.

Das Fach

„Eine höchst gefährliche Methode“ lautet der Originaltitel von Kerrs Buch übersetzt. Woher diese Einschätzung kommt, erfahren wir nicht, denn Kritiker tauchen kaum auf. Aber die Begründung für dieses urteil liefert die Geschichte ja selbst: Nicht nur muss sich ein (männlicher) Therapeut mit einer (häufig weiblichen) Person so einlassen, dass eine emotionale Intimität entsteht. Automatisch entsteht auch eine körperliche erfahrene Anziehungskraft, die wiederum Kontrolle der Emotionen erfordert, soll die medizinisch-wissenschaftliche „Objektivität“ des Therapeuten gewahrt bleiben – worauf Freud permanent beharrt. 

Sabina Spielrein weigert sich, wie Otto Gross, diese Spielregel zu befolgen. Sie verführt ihre Therapeuten und als dieser sie wieder auf Distanz halten will, erpresst sie ihn schamlos im Hinblick auf die Regelverletzung. Ist das wieder die alte geschichte von Adam und Eva, der Schlange und dem Sündenfall? Manchmal kommt es einem so vor. Nur dass Sabina so dargestellt wird, dass sie keineswegs ein blondes Gift und lockendes Luder ist, sondern eine intelligente, auf gute Moral achtende junge Frau darstellt. 

Dass Carl ihrem Drängen dennoch nachgibt, ist zwar menschlich gesehen schön, doch wohl auch ein Opfer zweier Verführer – Sabina ist nur ein teil der Verlockung – die Belohnung -, wohingegen der eigentliche Verführer Otto Gross ist, der Apologet der Lustbefriedigung. Lustvolle Nähe und distanzierte Kontrolle, das sind die zwei Pole, zwischen denen sich Cronenbergs Drama abspielt. Um das mitzubekommen, muss man die Darsteller bzw. ihre Rollen ganz genau beobachten. 

Die Darsteller

Da Keira Knightley schon in der ersten Szene eingeführt wird, ist es ganz natürlich, dass sich unser Interesse vor allem auf sie richtet. Wird die Piratin wider Willen auch hier glänzen? Sie wird! Selbst wenn später Freud und Jung lange Dialoge übers Fach führen, so steht doch Sabina Spielrein stets im Hintergrund zwischen ihnen: Sie verkörpert das menschliche, weibliche Element – und das Chaos in einer steifen, geregelten Männerwelt anno 1904. 

Dieses Chaos manifestiert sich sofort in Sabina-Keiras unkoordinierten Bewegungen, sie fuchtelt mit den Armen, verrenkt die Beine, wehrt sich lautstark gegen die Pfleger, selbst ihre Sprache ist ein Durcheinander von gehemmter Wort und Satzbildung. Und wenn man nach einer Weile meint, sie habe sich endlich gefangen, beginnt sie einen sexuellen Anfall zu erleiden, sobald Jung seine Jacke ausklopft. Kurzum: Mit dieser Frau ist zu rechnen. Und zwar ganz bis zum Schluss, als sie Jung, ihrem Ex, unverhohlen ihren schwangeren Bauch zeigt – und das Baby ist nicht von ihm, ätsch! 

Viggo Mortensen spielt den Pionier der Seelenkunde mit äußerster Kontrolle und Zurückhaltung. Einziges Indiz für Freuds innere Bewegung ist sein ständiges Zigarrerauchen – und schließlich auch die vehemente Ablehnung von Jungs, wie er es nennt „Schamanismus“ – die äußerste Beleidigung, zu der er sich hinreißen lässt. Selbst bei ihrer trauten Bootsfahrt ist Mortensen-Freud das Inbild der Selbstkontrolle. Er wirft seinem Adepten Ungeheuerlichkeiten an den Kopf, als gäbe er ein Kochrezept fürs Plätzchenbacken weiter. Mit anderen Worten: Freud ist der Gegenpol zu Sabina.

Dazwischen steht folglich Jung, fabelhaft gespielt von Michael Fassbender. Jede Bewegung, jede Zuckung seiner Miene ist volle Absicht. Am Anfang noch voller Überschwang und Lockerheit gegenüber seiner geliebten Emma, laviert sich Jung in der Affäre mit der „Patientin“ Sabina in eine beruflich aussichtslose Lage, die ihn aber menschlich beglückt – selbst wenn er ihr auf ihren Wunsch hin den Hintern versohlen muss (Spanking). 

Wer ist hier Herr, wer Herrin? Die Rollen sind vertauscht, und selten sah man zwei Charaktere gleichzeitig so glücklich und so verzweifelt. Die beiden Darsteller sind einfach top. Die Musik Howard Shores unterstreicht die unterschwelligen zwischentöne – mehr dazu in den Interviews…

Die Blu-Ray

Technische Infos

  • Bildformate: Widescreen (1.85:1 – anamorph)
  • Tonformate: DTS 5.1 in Deutsch, Spanisch und Französisch, DTS HD Master Audio 5.1 in Englisch 
  • Sprachen: D, Englisch, Spanisch, Frz.
  • Untertitel: DeutschEnglischFranzösischSpanisch
  • Extras:
    • Interviews mit Stab und Besetzung (31 min)
    • Trailershow

Mein Eindruck: die Blu-Ray

Bild und Ton entsprechen den technischen Standards, die man von einer Blu-Ray erwarten würde. Die wichtigsten europäischen Sprachen sind beim Hauptfilm und in den Untertiteln vertreten. Die Untertitel können stellenweise von der Synchronisation abweichen. Die Unterschiede sind interessant. 

EXTRAS

  1. Interview mit Stab und Besetzung (31 min): Ladies first! Keira Knightley spricht über Freud und seine Methode, die erfreuliche Zusammenarbeit mit Mortensen, Fassbender und Cronenberg, über zeitgenössische Kostüme und die Lektüre von psych. Fachliteratur. Fassbender haut in die gleiche Kerbe, lobt Keira, v.a. aber Mortensens wunderbaren Sinn für Humor. 

    Mortensen lässt sich über den fünfzigjährigen Freud aus, den er verkörpert: ein altmodischer Mensch des 19. Jahrhunderts, der sich seines kritischen Publikums sehr bewusst war. Freud stand schließlich gegen Jung, der den modernen Typ verkörpert, so dass die Freundschaft zu einem Ende gelangte. Mortensen hat Freud gründlich von vorn bis hinten studiert, auch Sabina Spielrein und Jung. Er ist der Überzeugung, dass seine Interpretation Freuds keine Karikatur sei. 

    Vincent Cassel spricht am Set über seine Rolle als Otto Gross. Dieser Pionier habe seine Methode, nie etwas zu unterdrücken, gelebt und legte so die dunkle und gefährliche Seite der Psychoanalyse bloß – eine moderne Figur. Gross, der von Freud zu Jung geschickt wurde, veränderte Jungs Denken. Cassel drückt seine Hoffnung hinsichtlich des Films aus und dass dieser dem Zuschauer Erkenntnisse gewähren möge. 

    Cronenberg betrachtet das Trio Freud, Jung und Spielrein ganz klar als freundschaftliche ménage à trois. In ihr trafen aber auch Ideologien aufeinander. Dann verteilt er Noten an seine drei Hauptdarsteller, erwähnt nebenbei, dass Mortensens Freud-Nase künstlich gewesen sei. Er will, dass der Film anregend, schön, intellektuell, humorvoll und obendrein sinnlich ist. Ob er dieses Zeil erreicht hat, muss der Zuschauer entscheiden. 

    Produzent Jeremy Thomas lässt sich natürlich über die „production values“ aus: Der Film soll gut aussehen, intelligente Dialoge und sehenswerte Darsteller in leckeren Szenen bieten: „a tasty dish“. Das Drama und starke Gefühle kämen nicht zu kurz. Bemerkenswert findet er, dass Cronenberg nur das Wesentliche der Story drehe und Howard Shores Musik den Film bereichert habe.

    Komponist Howard Shore („The Lord of the Rings I-III“) kann auf eine langjährige Zusammenarbeit mit Cronenberg zurückblicken. Wie er sagt, lag ihm an Präzision und Detailgenauigkeit, um den jeweiligen Subtext in der Story darstellen zu können, so etwa in der vielschichtigen Schlussszene zwischen Sabina und Jung am See. Wehmütig und romantisch klimpert dazu das Piano….
  2. Auf dem Presseexemplar findet sich eine vorgeschaltete Trailershow zu folgenden Titeln:
    1. 100 Jahre Universal Pictures mit Höhepunkten der Filmgeschichte
    2. „Black Gold“ von Jean-Jacques „Der Bär“ Annaud
    3. „Intruders“ von Fresnadillo 
    4. „Beginners“ (mit Ewan McGregor)
    5. The Debt (mit Sam Worthington, Helen Mirren und Tom Wilkinson)

Unterm Strich

Nach einem interessanten Auftakt und einer folgenreichen Verstrickung im Mittelteil erwartet der Zuschauer eine Art Katastrophe, doch diese bleibt leider aus. Zwar überwerfen sich Freud und Jung sowie Sabina und Jung, doch der große Knall bleibt aus. Das dürfte den einen oder anderen Zuschauer enttäuschen, doch es ist nicht mehr David Cronenbergs Art, ein Kammerspiel durch ein Blutbad seiner Glaubwürdigkeit zu berauben. Der Zuschauer muss mit dem vorlieb nehmen, was er geboten bekommt. 

Die Kritiker fanden’s toll, ich nicht. Denn all der psychologische Aufwand verpufft nun ohne eigentliches Resultat. Aber wenigstens verstehen wir nun, warum sich Freud von seinem rechtmäßigen Erben Jung abgewandt hat. Sehr symbolisch ist die Szene, in der er das Bild Jung vom Bord nimmt und in eine dunkle Kiste steckt. Dieser Film  ist also eher etwas für sehr ruhige Abende – und für cineastische Feinschmecker.

Die Blu-Ray

Die Blu-Ray bietet erwartungsgemäß beste Qualität hinsichtlich Ton und Bild. Auch die Zahl der Untertitel lässt wenig Wünsche offen. Nur das Bonusmaterial hätte ich mir etwas vielfältiger vorgestellt. So muss man sich mit nicht weniger als sieben Interviews begnügen. 

Was definitiv fehlt, ist Hintergrundmaterial über den Anfang der Psychoanalyse selbst. Hier hätten biografische Abrisse sehr nützlich gewirkt. Der Abspann informiert lediglich darüber, wie Jung, Freud und Spielrein ihr Leben beschlossen – siehe oben. Und von einem weiteren Pionier namens Alfred Adler ist nirgendwo die Rede. Das lässt beim Kenner den Eindruck entstehen, dass uns etwas verschwiegen wird. Und das ist kein schöner Verdacht.

Wertung

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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