Das Jahr 1943: Auf der gefährlichen Nordatlantik-Route sind die Nachschubkonvois der Alliierten schutzlos den Angriffen deutscher U-Boote ausgeliefert. Fieberhaft versuchen britische Wissenschaftler, den Funkverkehr der feindlichen Flotte zu entschlüsseln, aber an ENIGMA – der geheimnisvollen Codiermaschine der Nazis – scheitern alle Bemühungen der hochkarätigen Expertenteams.

In dieser verzweifelten Lage ruhen alle Hoffnungen auf dem brillanten jungen Mathematiker Tom Jericho. In einem dramatischen Wettlauf mit der Zeit versucht Jericho, das Rätsel der ENIGMA-Maschine zu lüften. Doch als die Frau, die er liebt, plötzlich spurlos verschwindet, gerät er unaufhaltsam in einen Strudel aus Verschwörung, Rache und Verrat, bei dem das Leben tausender Menschen auf dem Spiel steht.

Filminfos

  • O-Titel: Enigma (GB/D/NL/USA 2001)
  • Dt. Vertrieb: Universal / Senator
  • VÖ: 24.01.2002
  • EAN: 3259190364998
  • FSK: ab 12
  • Länge: ca. 114 Min.
  • Regisseur: Michael Apted („James Bond: Die Welt ist nicht genug“)
  • Drehbuch:  Tom Stoppard („Shakespeare in Love“) nach dem Roman von Robert Harris
  • Musik: John Barry
  • Darsteller: Dougray Scott („Mission Impossible 2“), Kate Winslet („Der Vorleser“), Saffron Burrows, Jeremy Northam („Besessen“) u.a.

Handlung

Als 1943 die Deutsche Marine urplötzlich ihres Codes für Funksprüche ändert, sind die 12.000 Abhörspezialisten im britischen Bletchley Park aufgeschmissen: Sie sind praktisch taub. Ausgerechnet jetzt, da die amerikanischen Verbündeten die größten jemals zusammengestellten Geleitzüge mit Versorgungsgütern über den Nordatlantik schicken wollen, nicht zuletzt auch mit Kriegsmaterial für den Genossen Stalin. Und jeder weiß, dass die grauen Wölfe, die deutschen U-Boote, bereits nach den Frachtern suchen.

Also holt Bletchley Park Tom Jericho zurück, um den Dechiffrierern zu helfen, den ENIGMA-Code der Deutschen zu knacken. Er hat die Chiffre dieser genialen Verschlüsselungsmaschine ja schon einmal geknackt, nicht zuletzt dank eines von ihm erfundenen mechanischen Computers. (Das Vorbild für Tom lieferte offenbar Alan Turing.)

Aber kann man Tom wirklich wieder solch wichtige Teamarbeit anvertrauen, fragt sich die Leitung. Denn Tom laboriert immer noch an seiner gescheiterten Liebe zu der schönen Claire Romilly (Saffron Burrows), die dem Mathematiker erst sein Herz stahl und ihm dann auch noch seine Geheimnisse (über eben jenen Computer) rauben wollte. Doch das konnte er nicht zulassen, und so zeigte sie ihm ohne Vorwarnung die kalte Schulter.

Bei seiner Rückkehr erfährt er von Hester Wallace (Kate Winslet), Claires Zimmernachbarin und Kollegin in einer der Baracken, als erstes, dass Claire spurlos verschwunden ist. Er versucht, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Sie hatte zahlreiche eigene Geheimnisse, denn häufig fuhr sie per Auto nach London – welcher Gönner verschaffte ihr die Rationsgutscheine für das Benzin, wundert sich Tom. Dass sich hester in Tom verguckt hat, nimmt der Liebeskranke überhaupt nicht wahr. Zunächst.

Denn Tom macht in Claires Zimmerboden eine fatale Entdeckung: abgefangene und nicht archivierte Funksprüche der Deutschen. Was bedeuten sie? Allein schon der Besitz dieser Papiere kann Tom – und natürlich auch Claire – unter Kriegsrecht die Todesstrafe wg. Hochverrats einbringen. Just in diesem heiklen Moment kreuzt Wigram, ein smarter Geheimagent der Regierung (Jeremy Northam), auf. Der tut erst mitfühlend, während er knallhart nach Toms Geheimnissen schnüffelt. Um Haaresbreite der Entdeckung entgangen, vernichtet Tom die belastenden Funksprüche im Feuer.

Doch nun hat er keinen Hinweis mehr, was Claire verbarg und was sie mit den Funksprüchen wollte. Hatte sie einen Komplizen? Es sieht so aus, denn Wigram sucht das Leck, das die Deutschen gewarnt hat und sie zur Codeänderung veranlasste. Als die nordatlantische Hetzjagd auf die amerikanischen Geleitzüge beginnt, zeigt sich, dass es einen Verräter in der verschworenen Gemeinschaft der Codeknacker geben muss. Und dieser hat seit kurzem einen sehr guten Grund, mit dem deutschen Feind gemeinsame Sache zu machen…

Mein Eindruck

Die ENIGMA-Maschine ist das perfekte Symbol für das Thema des Films: Geheimnisse allüberall. Und wenn man an der Maschine den gleichen Knopf zweimal drückt, bekommt man immer ein anderes Ergebnis. So auch hier. Selbst wenn Tom der gleichen Spur von Claire zweimal nachgeht, so erscheint ihre Figur doch so schillernd, dass sich ihr Charakter wie eine Schimäre fortwährend ändert: Erst ist sie die strahlende Verführerin, dann die miese kleine Diebin, schließlich eine Agentin des britischen Geheimdienstes, die aber einen Verräter deckte – und schließlich dennoch überlebt. Sie ist die Symbolfigur des Überlebenskampfes, der keine Loyalitäten, keine Wahrheiten mehr zulässt.

Kein Wunder also, dass sich Tom in einer Welt des unsicheren Zwielichts bewegt. Er hat gelernt, nur der Mathematik zu vertrauen. Nun muss er lernen, dass es ein Herz gibt, dass treu ist und nur ihm gehört – es ist das von Hester Wallace. Zusammen entschlüpfen sie mit geraubten Funksprüchen und einer ENIGMA-Maschine den Häschern des britischen Geheimdienstes. Und selbst noch dann, als Tom sich wegen der Geleitzugaktion im Nordatlantik nicht mehr freimachen kann, verfolgt Hester hartnäckig die Spur, mit der sie  selbst Claires Enigma knacken will. Sie kommen einem noch viel ungeheuerlicheren Geheimnis auf die Spur – und es hat seinen Ursprung in einem Massengrab im Wald von Katyn…

So romantisch die zwei Liebesgeschichten sind, so packend und fesselnd ist der von Tom Stoppard umgeschriebene Plot, der auf Robert Harris‘ Bestseller beruht. Ich habe den Film schon mehrmals gesehen, und ich bin es immer noch nicht müde, Dougray hinter dem Verräter herhetzen zu sehen, als wäre er ein Marathonläufer. Und immer wird mir das schmierig-selbstzufriedene Lächeln von Jeremy Northam im Gedächtnis bleiben, als er Tom Jericho über die wahren Hintergründe der aktuellen Verräterjagd aufklärt.

Tom dachte, er hätte einen Vorsprung, denn Hester hat ihm ja gesagt, was sie gefunden hat. Nach Wigrams Enthüllung ist er wieder bloß ein Rädchen in den Machenschaften des Geheimdienstes. Selbst dann noch, als er den Verräter an der Küste stellt und es dort zu einem packenden Showdown kommt. Der Drehbuchautor hat für soviel Ironie gesorgt, dass keinerlei patriotisches Pathos aufkommen kann.

Dennoch täuscht der Film nicht darüber hinweg, dass über die Leben tausender Menschen im Jahr 1943 entschieden wird. Die Matrosen auf den Geleitzügen ahnen nicht, was auf sie zukam, als sich die U-Boot-Wölfe zusammenrotten. Und Stalin ahnt nicht, welche Propaganda-Bombe die Deutsche Wehrmacht im Wald von Katyn gefunden hat. Der Krieg, so die Aussage von Buch und Film, hätte leicht einen ganz anderen, viel schlimmeren Verlauf nehmen können.

Und so fällt der Zuschauer durch Falltür nach Falltür auf der Suche nach der letztgültigen Wahrheit. Nur um am Schluss einsehen zu müssen, dass Wahrheit etwas ist, was die Sieger „Geschichte“ nennen. Bis 1990 leugnete die Sowjetunion, jemals etwas vom Grauen von Katyn gewusst zu haben, und die Mitarbeiter von Bletchley Park durften erst in den siebziger Jahre Details über ihre Tätigkeit preisgeben.

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 1,78:1 (16:9)
  • Tonformate: D in DD 5.1, Englisch in DD 5.1
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: D, Englisch
  • Extras:
    • B-Roll (OmU)
    • Interviews mit Schauspielern und Mitwirkenden
    • Kino-Trailer
    • Filmografien

Mein Eindruck: die DVD

Während der Ton mit dem Standard DD 5.1 für die Zeit von 2001 ein recht gutes Niveau aufweist, kann man das heute von der Qualität des Bildes leider nicht mehr sagen. Gerade bei hochauflösenden HD-Fernsehern wird die relativ niedrige Auflösung erkennbar. Aber dieses Manko macht nichts, denn der Zuschauer konzentriert sich sowieso mehr auf die Story als auf das Medium. Die deutschen Untertitel liegen sowohl für den Hauptfilm als auch für die Extras vor. Das macht sich besonders bei den Statements positiv bemerkbar.

Die EXTRAS

  1. Trailer: Unter dieser Rubrik sind vier Kinotrailer vorzufinden:
    1. ENIGMA – Das Geheimnis
    2. ANIMAL – Das Tier im Manne
    3. The Others (mit Nicole Kidman)
    4. Lucky Break – Rein oder Raus
  2. Filmografien: Hier sind die Filmografien für folgende Mitwirkende zu finden:
    1. Dougray Scott
    2. Kate Winslet
    3. Saffron Burrows
    4. Jeremy Northam
    5. Michael Apted (Regie)
  3. Interviews mit Schauspielern und Mitwirkenden
    1. Dougray Scott (erklärt, wie die ENIGMA funktioniert!)
    2. Kate Winslet (berichtet u.a., wie ihre Schwangerschaft während des Drehs kaschiert wurde)
    3. Saffron Burrows (erklärt die Beziehung zw. Claire und Tom; lernte eine Frau aus Bletchley Park kennen)
    4. Jeremy Northam (weist auf die allgemeingültige Filmaussage über das menschliche Verhalten hin)
    5. Michael Apted, Regie (berichtet, auf welch ungewöhnliche Weise die Codeknacker rekrutiert wurden: per Kreuzworträtsel-Wettbewerb)
    6. Robert Harris, Autor (erklärt, wie diese unkonventionellen Codeknacker, die Schwule oder Kommunisten waren, die effizienten Herrenmenschen besiegen konnten – eben genau deswegen)
    7. Mick Jagger, Koproduzent (erklärt sein Interesse und seine Aufgabe)
  4. B-Roll (OmU, ca. 4 min)_ Zu sehen sind Apted, Scott, Winslet sowie Jagger. Die wichtigste Szene ist jedoch die Tanzszene im Londoner Militärklub, wo Claire erstmals mit Tom Jericho tanzt. Zu unserer Überraschung befindet sich kein Geringerer als Mick Jagger unter den Statisten. Und auch im Film ist er noch in dieser Szene kurz zu erblicken: als britischer Offizier mit kurzem Haar sitzt er an einem der Tische.

Unterm Strich

Um einen Hinweis von Jeremy Northam aufzugreifen: Ja, abseits von Kriegsaction und die Romantik von mindestens drei Liebesgeschichten (Claire hat drei Lover, Hester einen, Tom zwei Geliebte) macht der Film eine Aussage, die überall dort bedeutsam wird, wo das nationale Interesse über das Interesse des Einzelnen gestellt wird: Wie kann die Wahrheit einer Liebe überleben, wenn durch diese Enthüllung das Leben von Tausenden von Menschen in Gefahr gerät? Denn Claire Romilly und ihr verräterischer Geliebter tun genau dies. Wahrheit, Liebe vs. Verrat und Betrug – das ist letzten Endes die Gleichung für den Treibsatz, der die zunehmend rasante Handlung voranbringen.

Ganz nebenbei liefert die Story auch eine verzweigte Ermittlung mit, zwar nicht gerade eines Sherlock Holmes‘ würdig ist, aber dennoch genügend Spannung erzeugt, um den Zuschauer bei der Stange zu halten: Was hat Claire Romilly wirklich in Bletchley Park getan? Ist sie es wert, dass ein kriegswichtiger Mann wie Tom Jericho (hinter dem sich ohne Zweifel das Genie Alan Turing verbirgt) seine Ideale verrät? Die Rätsel nehmen kein Ende, und eines der wichtigsten ist sicherlich jenes, das im Wald von Katyn aufgedeckt wurde – und das viele Jahre lang Polen und Russen entzweite.

Die DVD

Auch wenn die Bildqualität längst nicht mehr heutige Ansprüche erfüllen kann (es sei denn, im Fernsehen), so vermag die Story doch immer noch zu fesseln. Die Extras erhellen ein kleines bisschen über die Zeit von 1943 und die Leute in Bletchley Park. Aber wer mehr wissen will, sollte unbedingt Harris‘ Roman lesen. Klasse Buch! Die B-Roll von den Dreharbeiten hält eine kleine Überraschung bereit: Mick Jagger ist als Statist im Bild zu sehen – auch in der Endfassung des Films. Das nennt man wohl einen Cameo-Auftritt.

Nur derjenige Zuschauer, der der verzweigten Geschichte, die auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig abläuft, und den Bildern seine volle Aufmerksamkeit schenkt, wird die Geschichte voll genießen können – und nicht zuletzt den Humor und die tiefe Ironie darin entdecken.

Fazit

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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