Der Familienurlaub von Tony und Emily Hughes (James Nesbitt, Frances O’Connor) endet in einem furchtbaren Albtraum. Im kleinen französischen Städtchen Chalons Du Bois verschwindet ihr fünfjähriger Sohn Oliver (Oliver Hunt) plötzlich in einer Menschenmenge. Die Polizei startet umgehend eine Suchaktion und beordert Julien Baptiste (Tcheky Karyo), einen der renommiertesten Ermittler Frankreichs, in den kleinen Ort. Ohne Erfolg: Der Junge bleibt spurlos verschwunden. Während die Verzweiflung der Eltern wächst, stürzen sich die Medien auf den spektakulären Fall.

Acht Jahre später kehrt Tony Hughes an den Ort des Verbrechens zurück. Schuldgefühle und Schmerz haben seine Ehe zerstört, doch während Emily in einer anderen Beziehung den Neuanfang gewagt hat, sucht Tony weiter wie besessen seinen Sohn. Als neue Hinweise auftauchen, wird auch das Interesse des mittlerweile pensionierten Julien Baptiste wieder entfacht…

Der britische Krimihit „The Missing“ fesselte in seiner Heimat mehr als acht Millionen Zuschauern vor den Fernsehern. Der von den Kritikern hochgelobte Thriller gewann mehrere Preise und wurde u.a. für 6 BAFTAs, zwei Golden Globes und zwei Primetime Emmy Awards nominiert. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: The Missing. Season 1 (GB 2014)
Dt. Vertrieb: Pandastorm/ZDF
FSK: ab 16
VÖ: 21.4.2017
EAN: 4260428050926
Länge: ca. 480 Min. (= 8 x 60 min)
Regisseur: Tom Shankland
Drehbuch: Harry & Jack Williams
Darsteller: James Nesbitt, Frances O‘Connor, Ken Stott, Tcheky Karyo u.a.

Die Episoden (8 x 60 min.)

Folge 1: Eden

Nordfrankreich, 2006. Der fünfjährige Sohn von Tony und Emily Hughes verschwindet während des Familienurlaubs spurlos. Die Polizei startet eine Suchaktion und beordert den erfahrenen Ermittler Julien Baptiste den Fall zu lösen. Ohne Erfolg. Acht Jahre später ist Olivers Verschwinden noch immer nicht geklärt. Aber Tony will immer noch nicht glauben, dass sein Sohn tot ist, und sucht wie besessen weiter. Tatsächlich tauchen neue Hinweise auf. (Text: Sky)

Folge 2: Bete für mich (Pray For Me)

2006: Drei Tage ist der kleine Oliver mittlerweile verschwunden. Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich auf einen bekannten Pädophilen. Bei Tony und Emily Hughes wächst die Verzweiflung. Das macht sich der Journalist Malik Suri zunutze, der Tony ein fragwürdiges Angebot unterbreitet. Acht Jahre später erhält Tonys Versuch, die Ermittlungen wieder aufnehmen zu lassen, Unterstützung, als er und Julien Baptiste neue Beweise finden. (Text: Sky)

Folge 3: Die Versammlung (The Meeting)

2006: Während die Suche nach Oliver weitergeht, kämpft sein Vater Tiny mit den Geistern seiner Vergangenheit. Bauunternehmer Ian Garrett bietet ihm seine Unterstützung an. Unterdessen hat ein Undercover-Polizist aus Paris neue Informationen zu Olivers Verschwinden. Acht Jahre später sind Tony und Julien Baptiste erleichtert, als der Fall offiziell wiedereröffnet wird. Trotzdem gehen die Ermittlungen nur zäh voran – bis ein schockierender neuer Hinweis auftaucht. (Text: Sky)

Folge 4: Schuld (Gone Fishing)

2006: Der Fall nimmt eine brisante Wendung, als ein wichtiger Zeuge ermordet aufgefunden wird. Tony ist unterdessen geschockt, als er realisiert, dass ihm Ian Garrett etwas vormacht. Acht Jahre später nimmt sich Julien Baptiste erneut den Verbindungen zwischen dem ermordeten Zeugen und Olivers Verschwinden vor. Unterdessen belasten die neuen Ermittlungen auch die Beziehung von Emily und Mark. (Text: Sky)

Folge 5: Molly (Molly)

2006: Tony und Emily fordern, die Verfolgung eines alten Verdächtigen wiederaufzunehmen. Doch ihr Gesuch stößt bei der Polizei auf taube Ohren. Da beschließt Tony, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und gerät in eine gewalttätige Konfrontation. Acht Jahre später kommen Tony und Julien in Paris einem Mann auf die Spur, der etwas mit Olivers Verschwinden zu tun haben könnte. (Text: Sky)

Folge 6: Beton (Concrete)

2006: Tony muss die Spuren einer verhängnisvollen Tat beseitigen, die ihn jedoch bei der Suche nach seinem Sohn kein Stück weiterbringt. Acht Jahre später gelingt Tony und Julien indes offenbar der Durchbruch in den Ermittlungen. (Text: Sky)

Folge 7: Rückkehr nach Eden (Return To Eden)

Im Jahr 2009 ist Olivers Verschwinden immer noch ungeklärt. Die Ehe von Tony und Emily droht an der Belastung endgültig zu zerbrechen. Doch eine überraschende Wendung bringt die beiden zurück nach Chalons du Bois – zum ersten Mal seit 2006. Im Jahr 2014 scheinen Tony und Emily gemeinsam mit Julien Baptiste nach neuen Hinweisen endlich Fortschritte zu machen. Das wirkt sich auch auf ihre Beziehung aus und sie kommen sich wieder näher. (Text: Sky)

Folge 8: Bis dass der Tod (Till Death)

Stück für Stück kommen die Umstände von Olivers Verschwinden ans Licht. Doch die Wahrheit lässt Tony, Emily und Julien nach all den Jahren voller Hoffnung und Schmerz in eine ungewisse Zukunft blicken. Können ihre Verletzungen und ihre Beziehung jemals wieder heilen? (Text: Sky)

Mein Eindruck

Die Handlung springt zwischen dem Jahr 2006, als Olly verschwindet, und 2014, als das Rätsel gelöst wird, hin und her. (Folge 7 führt kurz ins Jahr 2009.) Die beiden Zeit-Zonen sind farblich kodiert: 2006 hat einen warmen, rötlichen Stich, das Jahr 2014 ist kühl und bläulich eingefärbt.

Die Wirkung dieser Sprünge ist bemerkenswert. Durch die Analogien, Parallelen, aber auch viele Kontraste wird für den Zuschauer deutlich, welche Veränderungen die Jahre in den Hauptfiguren bewirkt haben. Aus der verängstigten, nervösen, zum Suizid bereiten Emily ist eine selbstbewusste Frau geworden, die zwischen zwei Männern steht und sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden muss. Sie entscheidet sich schließlich für Mark Walsh.

Weitere Hauptfiguren

Tony Hughes hingegen, der aggressive Tatmensch mit einer dunklen Seite, klammert sich stets an die Vergangenheit. Obwohl er bereit ist, der Frau des Täters zu vergeben und ihr Leben dadurch NICHT zu zerstören, kann er nicht von der Suche nach der körperlichen Präsenz seines Sohnes Olly lassen. Schon zu Beginn ein Besessener, verschärft sich seine Suche zu einem Wahn. Dieser Wahn starrt dem Zuschauer im letzten Bild mitten ins Gesicht.

Julien Baptiste ist ebenfalls ein getriebener Mann, doch durch das Schicksal, mit einer depressiven Frau und einer heroinsüchtigen Tochter „geschlagen“ worden zu sein, verändert er sich: Er ist nach acht Jahren bereit, nicht nur Tony zu vergeben (er hinterzieht ein Beweismittel, das Tonys Schuld beweist), sondern auch seiner Tochter.

Medienrummel

Das Verschwinden Ollys ruft sowohl die französischen Medien als auch die britischen auf den Plan, denn das Ehepaar Hughes kommt ja aus London. (Die Parallele zum Ehepaar McCann, den Eltern von Maddy, ist sicherlich gewollt.) Schon bald sieht Emily bestürzt und verängstigt die Pressemeute vor dem Hotel L’Eden, und Tony macht das immer wütender.

Verhängnisvoller ist indes das Wirken des britischen Journalisten Malik Suri. Er erpresst einen der Ermittler von 2006, lässt sich ein wichtiges Beweismittel übergeben und gibt es erst 2014 zurück. Da hat er bereits die Ehe der Hughes mit seiner Berichterstattung zerrüttet. 2009 wird er selbst Vater eines genetisch behinderten Sohnes und beginnt, Demut zu lernen, um dieses Schicksal annehmen zu können.

Pädophile und Händler

Natürlich führt die Spur der beiden Ermittlungen von 2006 und 2014 in die Kreise von Pädophilen und Menschenhändlern. Der Pädophile junge Vincent Bourg unterzieht sich einer chemischen Kastration, um seine „Krankheit“, wie er sie sieht, zu besiegen. Sein Körper wehrt sich, und da es auch keine seelische Heilung geben kann, der er glaubt, zieht er die einzige bleibende Konsequenz. Sein Zitat über Schuld als Krebsgeschwür bringt Tony auf die richtige Spur zu Ian Garrett.

Mit den Menschenhändlern sieht die Sache ganz anders aus. Sie schlitzen einem Informanten Juliens einfach im Vorübergehen die Kehle auf, dito der Drogensüchtigen Rini, die nur um Haaresbreite dem Exitus entgeht. Diese Brutalität fordert den Inspektor bis aufs Äußerste heraus, doch bei der rasanten Verfolgungsjagd durch die Innenstadt von Chalons wird sein Wagen selbst von einem anderen Wagen gerammt.

Das ist eine der wichtigsten Actionszenen der Serie. Sie verändert den Inspektor, doch wenig später kommt es für ihn noch schlimmer: Sein eigener Kollege will unbedingt verhindern, dass er Einsicht in eine Akte erhält, und bricht ihm das Bein. Deshalb humpelt Julien fortan, so dass man den frühen vom späten Julien sehr leicht unterscheiden kann.

Es verdient kaum eine Erwähnung, dass Chalons sur Bois in Flandern (nahe Lille) selbst eine Hauptfigur bildet. Der Markt- und Rathausplatz ist groß und dient der Gemeinschaft: Hier wird im Sommer 2006 der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft ausgelassen gefeiert, sehr zum Verdruss von Tony Hughes, der gerade seinen Sohn verloren hat. Chalons verfügt über eine gewaltige Flussbrücke, die ein optimales Sprungbrett für Selbstmörder darstellt. Und es ist umgeben von verschwiegenen Wäldern, in denen sich so manche entlegene Hütte versteckt. Die Kanalküste ist ebenfalls nicht weit entfernt, so dass auch Boote die Handlung „tragen“ können.

Die Blu-ray

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: D und Englisch in DTS-HD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: Englisch

Extras (mit OmU):

  • Episodenguide
  • 2 Featurettes
  • Episodenkommentare

Mein Eindruck: die Blu-ray

Die Qualität von Bild und Ton ist einer Blu-ray angemessen. Ich war positiv überrascht, sowohl in der englischen wie auch in der deutschen Fassung jeweils DTS-HD 5.1 genießen zu können. Auch die englischen Untertitel waren sehr willkommen, denn so konnte ich feststellen inwieweit die deutsche Synchronisation vom Original abweicht. Diese Abweichungen sind beträchtlich, aber vertretbar, wenn es um die Verständlichkeit der Dialoge geht.

EXTRAS

  1. Episodenguide: Hierbei handelt es sich um einen gedruckten Einleger. Jede Folge wird mit einem Kurzinhalt charakterisiert, und Fotos ergänzen den Text.
  2. Featurette: „The Missing – die neue Serie“ (2:30 min): Die Produzenten, Autoren, Darsteller und der Regisseur charakterisieren die Story an sich und den Plot der Serie. Die Bezeichnung „Alptraum am hellichten Tag“ fällt.
  3. Featurette „Die Zeit verändert alles“ (ca. 2:00 min): Nicht die Lösung des Rätsels um Ollys Verschwinden ist das eigentliche Thema der Serie, sondern die Veränderungen, die die Zeit von 2006 bis 2014 mit sich bringt. Im Vordergrund steht der Wandel von Tony, Emily und Julien Baptiste, aber auch das Schicksal des Pädophilen Vincent Bourg ist von Interesse.
  4. Episodenkommentare der beiden Autoren: Bei diesen Beiträgen handelt es sich um Kurzkommentare mit einer Länge von jeweils 75 bis 110 SEKUNDEN. Das hat man also schnell durchgesehen.

Unterm Strich

Die Serie erinnert sofort an „Kommissarin Lund“ oder an gewisse Hitchcock-Filme wie etwa „Der Mann, der zuviel wusste“ (in dem ja auch ein Sohn verschwindet). Indiz reiht sich an Indiz, Rätsel an Rätsel, doch im Vordergrund steht nicht die finale Lösung aller Rätsel, sondern die Veränderungen, die die Zeit von acht Jahren an den Hauptfiguren bewirkt – siehe oben.

Natürlich ist durchaus spannend, wenn sich der Zuschauer fragt, ob Tonys Gewalttat an Ian Garrett nun ans Licht kommt; ob Emily zu Tony zurückfindet, wo sie doch merkt, dass sie keinen Zugang zu Marks Familie findet; und ob der wahre Täter endlich enttarnt wird. Doch jemand scheint alle Ansätze der Ermittlung zu torpedieren, und man braucht nicht lange, um denjenigen ausfindig zu machen und sich nach seinen Motiven zu fragen.

Schwächen

Nur in Folge 8 schienen sich die Autoren – oder der Regisseur – einige Nachlässigkeiten zu erlauben. Da hört Julien Baptiste doch die Exkollegin Laurence mit dem Bürgermeister telefonieren und diesem Bericht erstatten. Wenig später fragt er sie erneut – und erkennt nun endlich, wer seine Finger im Spiel hat – viel zu spät, weil der Bürgermeister nun bereits von Laurence vorgewarnt worden und untergetaucht ist. Wozu diese Doppelung? Damit auch der letzte Zuschauer begreift, was gerade im Hintergrund passiert.

Fortsetzung folgt?

Der Anfang und der Schluss dieser letzten Folge verweist auf eine Zeit nach dem Jahr 2014. Tony sucht immer noch nach seinem Sohn, denn dessen Leiche wurde nie gefunden. Hier haben sich die Autoren ein Hintertürchen eingebaut, um eine 2. Staffel initiieren zu können. Die beiden zwerge aus dem HOBBITT, James Nesbitt (Bofur) und Ken Stott (Balin), haben mir übrigens noch so gut gefallen wie in dieser Serie.

Die Blu-ray

Die Qualität der beiden Silberscheiben ist hinsichtlich Bild und Ton einwandfrei. Ein Einleger enthält kurze Inhaltsangaben zu den acht Folgen, weiteres Bonusmaterial ist etwas bescheiden ausgefallen. Ein Making-of sucht man vergeblich.

[Wertung]

Mima2016: 5 out of 5 stars (5 / 5)

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