Auf der Suche nach Schießpulver reist eine Gruppe Söldner nach China, um dort das wertvolle Gut zu erwerben und es nach Europa zu bringen. Doch dann werden die Männer an der Chinesischen Mauer gefangengenommen und geraten unter Beschuss – jedoch nicht von mongolischen Kriegern, sondern von blutrünstigen Aliens, die die Mannschaft skrupellos niederschlachtet. Nur zwei Männer überleben. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt ihnen nicht, denn plötzlich befinden sie sich mitten in einem Krieg zwischen den Klan-Kämpfern des Landes und den bestialischen Monstern. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: The Great Wall (USA/China 2016)
Dt. Vertrieb: Universal
EAN: 50530-8310538-9
VÖ: 18.5.2017
FSK: ab 12
Länge: ca. 99 Min.
Regisseur: Zhang Yimou
Drehbuch: Carlo Bernard & Doug Miro und Tony Gilroy
Musik: Ramin Djawadi („Game of Thrones“)
Darsteller: Matt Damon (William), Pedro Pascal (Tovar), William Dafoe (Ballard), Jing Liang (Kommandantin Lin Mae), Stratege Wang (Andy Lau) u.v.a.m. (Mehr Info: http://www.imdb.com/title/tt2034800/fullcredits?ref_=tt_ql_1)

Handlung

Aus dem von kriegen zerrissenen Europa sind der Engländer William (Damon) und der Spanier Tovar (Pascal) bis in den Nordwesten Chinas gezogen, um das legendäre Schwarzpulver zu rauben, das die Chinesen erfunden haben sollen. Für diese Wunderwaffe würde jeder Fürst sie mit Gold belohnen, sind sich die Söldner sicher. Doch sie haben die Gefahren des Landes unterschätzt.

Der Söldnerhaufen wird nicht nur von wilden Bergstämmen angegriffen, sondern auch von Monstern. Das einzige Körperteil, das es William mit seinem Schwert abzuschlagen gelingt, ist eines der sechs Beine. Als sie gefangengenommen werden, erregt dieses grünhäutige Ding die Aufmerksamkeit des Kommandanten der 30 Meter hohen Begrenzungsmauer des chinesischen Kaiserreiches. Als William sein Kunststück erklärt, stellt sich heraus, dass ein schwarzer Stein, den er bei sich hatte, eine unerwartete Wirkung hat: Der Magnetstein lässt die Monster taub werden, so dass sie keine Befehle mehr empfangen können – und auf einmal ganz ruhig werden.

Bevor die Kunde dieses Wunders in die Hauptstadt dringt, muss William an zwei Schlachten gegen die Tao Tei teilnehmen. In der ersten versucht er zusammen mit Tovar nur am Leben zu bleiben. Er stellt sich als großartiger Bogenschütze heraus. In der zweiten Schlacht werden die Monster nur mit Mühe zurückgeschlagen, und William schlägt vor, eines der Monster erst zu betäuben und dann gefangenzunehmen, so dass man die Wirkung des Magnetsteins testen kann. Beides gelingt, doch der kaiserliche Gesandte nimmt das erbeutete Monster mit – und den Magnetstein.

Da die Ungeheuer keineswegs dumm sind, fällt ihnen General Shao zum Opfer. Mit seinen letzten Worten übergibt er das Oberkommando über die Mauer an Kommandantin Lin Mae (Ling Tian), die seit ihrem fünften Lebensjahr dem Namenlosen Orden angehört, dessen Mitglieder zur Selbstaufopferung bereit sind. Sie lehrt William, dass man einem Kämpfer erst vertrauen kann, wenn er selbst bereit ist, seinen Kameraden zu vertrauen.

Unterdessen versucht Tovar zusammen mit dem westlichen Gefangenen Ballard (Dafoe), der Lin Mae Englisch gelehrt hat, aus der Waffenkammer nicht nur Schwarzpulver und Granaten zu stehlen, sondern auch chinesisches Geheimwissen zur Herstellung des Sprengstoffs. William wird bewusstlos im Eingang zur Waffenkammer gefunden und eingekerkert. Lin bedroht ihn mit dem Tode, als der unfähige Jungsoldat, dem William das Leben gerettet hat, für William spricht und für unschuldig erklärt. Doch Tovar und Ballard sind entkommen.

Alle die Angriffe, die von der feindlichen Königin angeführt worden sind, erweisen sich nur als Ablenkungsmanöver, als der Chefstratege Wang (Andy Lau) entdeckt, dass die Tao Tei einen Tunnel unter der Mauer hindurch gegraben haben – und zwischen ihnen und der Hauptstadt keine Truppen mehr stehen.

Nachdem William in den namenlosen Orden aufgenommen worden ist, eilt er per Heißluftballon den kleinen Grüppchen Kämpfer nach, die Richtung Hauptstadt aufgebrochen, um die feindliche Königin zur Strecke zur bringen. Versagen sie, wird die ganze Welt von den Monster, die von einem anderen Stern stammen, überrannt werden…

Mein Eindruck

Man nehme ordentliche Monsteraction und verquicke sie mit den Heldenlegenden, die die Chinesen mit ihrer Großen Mauer verbinden. Entgegen manchen Annahmen wurde die Mauer mehrere Male überrannt: von den Senchu-Stämmen, gegen die sie ursprünglich errichtet wurden, von den Mongolen und schließlich von den Mandschu. Sie ist viele tausend Kilometer lang, aber entgegen allen Propagandameldungen nicht vom Weltall aus zu sehen. Dennoch ist sie perfekt, um ein Heldenepos darauf zu inszenieren.

In drei Schlachten können Matt Damon und seine chinesischen gegenüber beweisen, dass sie erstens ordentlich fighten und zweitens im Team zusammen kämpfen können. Hier ist die zentrale innere Bewegung der Handlung zu erkennen: Aus dem Einzelkämpfer William wird ein solidarischer Unterstützer der Chinesen. Sobald man ihn zum Ehrenmitglied des namenlosen Ordens gemacht hat, ist er bereit, sich bis zur Selbstaufopferung an der Seite seiner Kommandantin zu engagieren.

Der Gegner mag dem westlichen Zuschauer zunächst wie eine Mischung aus Säbelzahntiger und Ork erscheinen, doch es handelt sich um Aliens à la H.R. Giger, die von einer Königin angeführt werden. Sie verfügen über eine Schwarmintelligenz, die konzertierte Aktionen ermöglicht. Werden also nach dem Atomkrieg die Ameisen und Termiten den Planeten beherrschen?

Angesichts des effektiven Kommunikationssystems der Alien-Königin ist dies gar nicht von der Hand zu weisen. Dass ein simpler Magnetstein diese Kommunikation unterbinden könne, ist zwar so hanebüchen, wie es klingt. Andererseits wagte zu Beginn des 2. Weltkriegs auch noch keiner vorherzusagen, dass mal Radarstrahlen und Supercomputer (mit denen sich der ENIGMA-Code entschlüsseln ließ) über den Kriegserfolg entscheiden würden.

Die Figuren

Mat Damon und Pedro Pascal, der in „Game of Thrones“ den Oberyn Martell spielte, geben das dynamische Duo, in dem einer der Gute und der andere der Schlaue ist. Sie streiten sich auf recht witzige Weise, doch der trockene Humor kommt v.a. im Original zum Tragen. Tovar denkt zuerst an sich und kommt sich auf seine materialistische Weise recht clever vor. Allerdings vertraut er dem Eigennutz Ballards (Dafoe) zu sehr und wird selbst aufs Kreuz gelegt. Dass Ballard den Kriegern der Bergstämme in die Hände fällt und durch das gestohlene Schwarzpulver den gerechten Tod findet, gehört zu der beabsichtigten Ironie.

Der Idealist also überlebt, aber nur weil er unter den Chinesen einen Zeugen für seine Rechtschaffenheit findet. Vertrauen gegen Vertrauen – das ist Lin Maes Botschaft an William. Ein Glück, dass er bereit ist, sie zu beherzigen. In einer Szene vor der zweiten Schlacht sieht es nicht danach aus. Der Westler muss also den Chinesen nicht erst die überlegene westliche Technik oder Denkweise nahebringen – es ist eher umgekehrt. Schade, dass der Humor des Duo nicht auch durch die internationale Liebe ergänzt wird: Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, dass Matt Damon und Jing Tian einander nie küssen *seufz*.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 16:9 (2,40:1)
Tonformate: DD 5.1
Sprachen: D, Englisch, Englisch für Hörbehinderte, F, I, E, TÜ
Untertitel: D, Englisch, TÜ, F, I, E, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch, Hindi, Arabisch, Finnisch, Portugiesisch, Isländisch
Extras: Unveröffentlichte und erweiterte Szenen, Matt Damon in China, Die Arbeit mit Zhang Yimou, The Great Wall: Visuelle Effekte, Menschen gegen Monster: drei Schlachten, Die Waffen des Krieges, Eine spektakuläre Welt entwerfen

Mein Eindruck: die DVD

Die DVD kann zwar keine Bild- und Tonqualität auf dem Niveau einer Blu-ray bieten, doch mit DD 5.1 lässt sich, bei entsprechenden Einstellungen, ebenfalls die Tragfähigkeit der heimischen Wohnzimmermauern testen. Man muss z.B. die Bässe mit dem Equalizer des Fernsehers etwas anheben, und schon dröhnen die vielen Trommeln auf der Großen Mauer gleich viel eindrucksvoller.

Dass dies eine große Universal-produktion ist, verrät die Vielzahl der Tonspuren für den Film und die Untertiteln. Das gesamte Skandinavien sowie Mitteleuropa werden berücksichtigt. Ich habe die deutsche Synchronisation mit dem englischen Original verglichen. In der deutschen Fassung fehlen die kleinen Tondetails wie etwa Windgeräusche oder Rüstungsklirren. Außerdem kommen nur im Original die witzigen Plänkeleien zwischen William und Tovar gut zur Geltung. Matt Damons Stimme hat eine viel tiefere Tonlage.

Extras:

  1. Unveröffentlichte und erweiterte Szenen (6:34 min): Diese Mini-Szenen sind höchstens 30 Sekunden lang, meist noch viel kürzer. Sie bringen nichts Neues, höchstens Überflüssiges wie etwa Ballards Erklärung der Funktionsweise eines Heißluftballons.
  2. Matt Damon in China (2:38 min): Damon hat nur Lob und Dankbarkeit für die professionellen Darsteller und Stabsmitglieder der Chinesen. Aber er erhält auch selbst viel Lob.
  3. Die Arbeit mit Zhang Yimou (3:00 min): Zhang Yimou ist aufgrund seiner großen Erfolge „Hero“ oder „House of Flying Daggers“ selbst schon eine Regielegende. Neben dem obligatorischen Lob von allen Seiten erhebt sich aber auch die Frage, wie es ihm gelingen sollte, eine chinesische Legende mit westlichen Filmtechnik auf die Leinwand zu zaubern. Einer seiner Mitarbeiter und er selbst verraten das Erfolgsrezept: man betrachte einen Film wie einen magischen Bildrahmen und fülle ihn mit unterhaltsamen Darbietungen, die audiovisuellen Vergnügen bereiten.
  4. The Great Wall: Visuelle Effekte (3:00 min): Die meisten Spezialeffekte wurden von ILM in Los Angeles erzeugt, doch diese Pixelmagier hatten erhebliche Hilfe von Peter Jacksons Weta Workshop in Neuseeland. Drei von vier Frames (bei 25 pro sec) stamme aus dem Rechner, erfahren wir. Sämtliche Kampfszenen wurden vor Green Screens gedreht und die Große Mauer war höchstens drei Meter hoch…
  5. Menschen gegen Monster: drei Schlachten (3x 3 min = ca. 9 min): Dieser dreiteilige Beitrag schildert die Charakteristika der drei Schlachten im Film. Sie steigern in Umfang und Beteiligten und Heftigkeit, bis es einfach um alles geht.
  6. Die Waffen des Krieges (3:09 min): Es dürfte so manchem Zuschauer recht futuristisch vorkommen, was die Chinesen da alles an Waffensystemen auf ihre Mauer platzieren: Vierbögige Riesenarmbrüste mit Pfeilmagazinen, ausklappbare Türme für die Kampfspringer des Namenlosen Ordens, Riesenklingen, brennende Kugeln, die von Wurfmaschinen abgefeuert werden usw. Der Fantasyfreund ist unweigerlich an die Schlacht um Minas Tirith oder die Schlacht der fünf Heere erinnert. Allerdings kommen diesmal Explosionen hinzu, die von Granaten und Feuerpfeilen verursacht werden.
  7. Eine spektakuläre Welt entwerfen (3:22 min): Dieser Beitrag würdigt zunächst das einfallsreiche Bühnenbilddesign. Der aufmerksame Betrachter entdeckt: Observatorium, Navigationsinstrumente, Schlachtenbericht-Schriftrollen, Wasseruhren, Tai-Tei-basierte Ornamente im Westturm des Generals Shao. Im nächsten Teil geht die Kostümbildnerin Mayes C. Rubeo auf das prächtige Gewand des chinesischen Kaisers sowie auf die blauen, roten, gelben und schwarzen Rüstungen der Mauertruppen und auf die goldenen der Palastgarde. Über die Musik wird leider kein Wort verloren.
  8. Trailer:
    • Die Mumie (mit Tom Cruise)
    • Fast and Furious 8 (mit Dwayne Johnson, Vin Diesel, Kurt Russell, Charlize Theron, Jason Statham u.a.)

Unterm Strich

Zu diesem Heldenepos haben sich Amerikaner und Chinesen zusammengetan, um eine chinesische heldenlegende mit westlicher Filmtechnik zu realisieren. Das Ergebnis kann sich zwar sehen lassen und weiß zu unterhalten, hat aber weder Tiefgang noch Romantik. Es ist kurz gesagt, reines Popcorn-Kino für Zwölfjährige.

Das Beste lässt sich noch über die packende Action, die Unmengen von Spezialeffekten und die gelungenen Monster sagen, die sich als weitaus intelligenter als ihre menschlichen Gegner erweisen. Weil diese Ungeheuer, die wohl der chinesischen Mythologie entstammen, per „Meteor“ (lies: Komet) von einer anderen Welt gekommen sind, handelt es sich gleichzeitig um einen Invasionsfilm nach dem Muster von H.G. Wells „Krieg der Welten“. Sollten die Chinesen die Monster nicht stoppen können, überrennen sie den Rest der Welt – ein Aspekt, der William nicht entgeht.

Was kann die Welt bloß vor diesem entsetzlichen Schicksal bewahren? Es sind der Mut der tapferen, ihre Opferbereitschaft – und „Xin Ren“, das Vertrauen zwischen Kameraden und Kampfgenossen. Ein Schelm, wer jetzt an den Kampf gegen den internationalen Terrorismus denkt.

Letzten Endes wissen hier die chinesischen Produzenten bzw. Geldgeber auch Propaganda für die Stärken ihres Landes und ihrer Streitkräfte zu verbreiten. Die Botschaft ist klar: Diese kompetente, disziplinierten und opferbereiten Streitkräfte sind bereit, jedes beanspruchten Territorium, etwa im südchinesischen Meer, zu besetzen und zu verteidigen.

Die Ironie dabei: Ebenso wie im Film sind auch die chinesischen Streitkräfte mit Waffensystemen und Kommunikationstechnik ausgestattet, die auf westlichen Vorbildern beruhen. Diese Achillesferse haben die Chinesen aber erkannt: In allen Technikbereichen entwickeln sie eigene Technologien, um amerikanische Importe zu ersetzen. Man weiß ja nie, wer alles mithört, beispielsweise die NSA…

Die DVD

Die Silberscheibe wartet mit einem kompletten Making-of von rund 30 Minuten Länge auf, einer Trailershow und zahlreichen Tonspuren für Filmsprachen und Untertitel. Der Sound ist nicht so krachend wie auf einer Blu-ray, aber ebenso wie die Bildqualität recht annehmbar. Die (3D-) Blu-ray und UHD bieten nur auf den Tonspuren für D, GB und F auch Dolby Atmos, ansonsten aber nur DD 5.1.

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.