Cecile BOIS (Candice Renoir), Gaya VERNEUIL (Chrystelle Da Silva), Raphael LENGLET (Antoine Dumas), Réalisation : Stephane MALHURET Validée : Cecile BOIS, Gaya VERNEUIL, Raphael LENGLET

„Charmant, unkonventionell und keck: Candice Renoir ist zurück! Mit ihren ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, die sie eher in der Schule des Lebens als an der Polizeischule gelernt hat, versucht die erfinderische Hauptkommissarin in Sète besonders knifflige Mordfälle zu lösen.

Da kommt es schon mal vor, dass sie sich als Kellnerin in eine Strandbar einschleust oder sich bei einem Gefängnisbesuch als Verlobte eines Inhaftierten ausgibt.

In zehn spannenden und außergewöhnlichen Fällen muss Candice Renoir, mit einem anfänglich stark dezimierten Team, Licht ins Dunkel bringen. Ganz nebenbei meistert sie den Spagat zwischen ihrem Beruf als Polizistin und ihrer Aufgabe als alleinerziehende Mutter.“ (abgewandelte Verleihinfo) Dennoch bleibt bei ihr die Liebe nicht auf der Strecke…

Filminfos

O-Titel: Candice Renoir. Staffel 3 (F 2016)
Dt. Vertrieb: Edel
EAN: 4029759121275
FSK: ab 12
Länge: ca. 517 Min.
Regisseure: Nicolas Picard Dreyfuss, Stéphane Malhuret, Olivier Barma
Drehbuch: Jean-Marie Chavent, Eric Eider, Ivan Piettre, Anne & Marine Rambach, Killian Arthur, Fabienne Facco, u.v.a.m.
Musik: Vincent Stora
Darsteller: Cecile Bois, Raphael Lenglet, Mhamed Arezki, Gaya Verneuil u.a.

Die EPISODEN

Folge 1: Der Überfluss ist besser als der Mangel (Mieux vaut l’abondance que le besoin)

Der 24-jährige Joachim Brisset wird tot auf der Uferpromenade von Sète gefunden. Mit stark dezimiertem Team fängt Candice Renoir an, zu ermitteln. Es stellt sich heraus, dass Joachim mit Strychnin vergiftet wurde und einen qualvollen Tod starb. Sein Vater ist schockiert, zumal ihn sein Sohn glauben gemacht hat, dass er auf Kuba sei und ihm Fotos gemailt hat, die ihn angeblich dort zeigen.

Candice Renoir und Chrystelle – aus diesen beiden besteht zu Beginn das gesamte Team – finden heraus, dass Joachim mit einer Gruppe von Freeganern in einem besetzten Haus in Sète gewohnt hat, eine Gruppe, die versucht, ohne Geld zu leben und sich von Lebensmitteln ernährt, die in der Konsumgesellschaft im Abfall landen. Die Ermittlungen ergeben, dass Joachim dort undercover tätig war und an einem Buch schrieb. Erst als Antoine Dumas, nach seiner Schussverletzung wieder halbwegs genesen, zu der Ermittlungsgruppe stößt, beginnt sich der Fall zu lichten. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Der Fall greift moderne Phänomene wie Freeganer und Hausbesetzer-Rechercheure auf, ja sogar Feng Shui. Aber Candice setzt immer noch auf bewährte Methoden und ermittelt undercover: als Kellnerin im Strandcafé. Sie wird prompt fündig. Antoine Dumas, ihr bester Kollege, kommt aus dem Krankenhaus zurück, ist aber offenbar traumatisiert, seit er angeschossen wurde. Er macht einen auf Macho und umgeht die Psychotherapie. Stattdessen nimmt er Psychopharmaka – und wird prompt abhängig.

Folge 2: Wer liebt, ist verletzlich (Qui aime bien, châtie bien)

Aurélie Lafont wird erstochen in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie war Beraterin in einem Jobcenter und hatte sich um die Vermittlung von Straftätern gekümmert. Schnell fällt der Verdacht auf Rodolphe Becker. Dieser hatte wegen Mordes an seiner Ehefrau eine zehnjährige Haftstrafe verbüßt und mit Aurélie Lafont ein Liebesverhältnis. Candice Renoir glaubt an einen Mord aus Leidenschaft. Becker beteuert seine Unschuld und kann sich seiner Verhaftung durch Flucht entziehen.

Candice Renoir setzt erfolgreich Rodolphes Sohn als Druckmittel ein, damit er sich stellt. Was Becker dann im Verhör äußert, bringt Candice Renoir zu der Erkenntnis, dass er nicht der Mörder gewesen sein kann. Sie trifft sich mit einem ehemaligen Zellengenossen von Becker und erfährt, dass der noch von drei anderen Frauen im Gefängnis besucht wurde, mit denen er auch amouröse Verhältnisse unterhielt. Renoir weitet ihre Ermittlungen auf diese Frauen aus. Intern wird ihre Arbeit dadurch erschwert, dass Antoine Dumas noch unter seinem traumatischen Erlebnis, als er angeschossen wurde, leidet. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Auch hier ermittelt Candice undercover: Sie verkleidet sich als eine der Verehrerinnen von Becker und gibt vor, ihn im Knast besuchen zu wollen. Erstaunlich, was es alles zu beachten gilt. Sie muss vor allen Leuten ihren metallbehafteten BH ausziehen, den der Metalldetektor beanstandet hat. Das Kunststück gelingt ihr, ohne rot zu werden. Aber es hat sich gelohnt: Unter den Frauen ist auch die Mörderin…

Folge 3: Wer sich aufgibt, bestraft sich selbst (Qui se repent, se punit soi-même)

Bei der Polizei in Sète geht ein anonymer Anruf ein. Eine Frau berichtet, dass am Ufer eines Teiches in Les Aresquiers jemand erschossen worden sei. Als Candice Renoir und ihr Team am Tatort eintreffen, finden sie Spuren, die ein Tötungsdelikt bestätigen: eine Patronenhülse, Blut und Hirnsubstanz. Nur finden sie nirgendwo eine Leiche. Und es gibt keine Zeugen der Tat. Die einzige Spur, die es gibt, ist ein Schal, den die anonyme Anruferin in einer nahe gelegenen Bar vergessen hat.

Candice kann die Besitzerin des Schals ausfindig machen, und das sorgt für eine erstaunliche Überraschung im Ermittlerteam: Es handelt sich um Isaure de l’Estang, die Mutter von Antoine Dumas (!). Isaure gibt an, dass es sich bei dem Erschossenen um Arnaud Monestier handelt. Sie hätte den Mord beobachtet, hätte den Täter aber nicht erkannt und könne nichts über den Verbleib der Leiche sagen. Sie hätte anonym angerufen, weil sie ein Liebesverhältnis mit Monestier gehabt hätte, was sie vor der Öffentlichkeit verschweigen wollte. Isaure de l’Estang scheidet schnell als Verdächtige aus.

Um Licht in das Dunkel der verschwundenen Leiche zu bringen, versuchen Candice und ihr Team, so viel wie möglich über Arnaud Monestier herauszufinden. Und dabei kommen seltsame Dinge ans Tageslicht. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

„Arnaud Monestier“ hatte seine Identität vertauscht, kam ursprünglich aus Dünkirchen. Aber weil er half, dort einen Prostitutionsring auffliegen zu lassen, musste er untertauchen, „starb“ und bekam von den Cops eine neue Identität. Doch der Mann wird von einer der verpfiffenen Huren aus dem Norden wiedererkannt, und die hat nicht lange gefackelt. Wieder ermittelt Candice undercover: Sei enttarnt die mobilen Frittenbuden und Fashion-Vehikel, die „Arnaud“ zu einer Kette verbunden hatte, als erneuten Prostitutionsring. Dabei lernt sie, dass auch Pommes-Verkäuferinnen einiges auf dem Kerbholz haben können.

Folge 4: Abwesende haben immer Unrecht (Les absents ont toujours tort)

In einer abgelegenen Gegend wird in einer leerstehenden Halle der Busfahrer Aziz Feddal erschlagen in seinem Bus aufgefunden. Die ersten Spuren führen Candice Renoir zu zwei Jugendlichen. Sie sollen den Fahrer überfallen und die Kasse gestohlen haben. Doch im Verhör können die beiden nachweisen, dass Aziz Feddal sie zu dem Überfall angestiftet und sie dafür bezahlt hat. Es war alles nur vorgetäuscht, und der Fahrer war nach dem „Überfall“ noch am Leben.

Candice stößt auf weitere Ungereimtheiten und beschließt, die Busstrecke, die durch ein Problemviertel führt, nochmals abzufahren. Sie realisiert, dass die Buslinie an einem anderen Tatort vorbeiführt, wo vor ein paar Monaten eine junge Frau ermordet wurde. Ob die beiden Fälle zusammenhängen? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Na, und ob! Mehr sei nicht verraten. Wie Candice den großen Stadtbus durch Sète bugsiert und dann übers Land donnert, ist eine Schau. Mit weiblichem Spürsinn – eine lippenstiftverschmierte Serviette – entdeckt sie auch Aziz‘ Freundin und Beinahe-Verlobte auf, ebenfalls eine Busfahrerin. Aber wieso sollte er ihr die Heirat versprechen, wenn er doch kurz darauf eine Anzahlung von 20.000 Euro ankündigt – in Marrakesch? Etwas Entscheidendes muss auf Aziz‘ letzter Busfahrt passiert sein. Und die Überwachungsvideos zeigen auch, um was es sich handelt.

Das Team bekommt – o Wunder! Zuwachs. Philippe – „nennt mich Phil!“ – ist der Sohn des Polizeipräfekten und denkt, er habe schon alles den amerikanischen Polizeiserien gelernt. Aber als er seine erste Leiche sieht, wird ihm ganz blümerant… Ach ja, und Candices Chefin Atia, die sie so gerne piesackt, ist hochschwanger und wird wohl bald durch Abwesenheit glänzen. Fragt sich nur, wer ihr Nachfolger wird.

Folge 5: Wenn nicht du, dann dein Bruder (Si ce n’est toi c’est donc ton frère)

Nathalie Legrand, 29 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, wird tot in einem See in einem Fischernetz gefunden. Die Autopsie ergibt, dass sie erstickt wurde, bevor sie ins Wasser geworfen wurde. Candice und ihr Team finden heraus, dass die Tote seit zwei Jahren allein mit ihren Kindern in Sète gelebt hatte. Am Tag ihres Todes war sie im Begriff, die Stadt zusammen mit ihren Kindern fluchtartig zu verlassen.

Candice findet heraus, dass der Vater die Familie angeblich verlassen hat und jetzt in Sète aufgetaucht ist. Wollte Nathalie vor ihm flüchten? Und warum befindet er sich im Hungerstreik? Und auch personell gibt es Veränderungen. Als Ersatz für Jean-Baptiste ist Albert Maruval neu in Candice Renoirs Team. Weil er kurz vor der Rente steht, macht er Dienst nach Vorschrift, was bei den Kollegen nicht besonders gut ankommt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Schon wieder ein Neuzugang, mit dem der ständige Personalmangel ausgeglichen werden soll. Maruval ist ein Gewerkschafter, der ein halbes Jahr vor der Rente steht – klar, dass er eine ruhige Kugel schieben will. Aber daraus wird nichts, wie man in der nächsten Folge sehen wird. Wenigstens kümmert er sich hingebungsvoll um Pepito, den Goldfisch.

Diese Folge greift ein heißes Dauerthema auf: Elternteile, die mit den Kindern vom anderen Elternteil wegziehen und so tiefes Leid verursachen, nicht nur bei den Kindern. Was in dem Bestseller „Nicht ohne meine Tochter“ noch relativ distanziert vermittelt wurde, wird in dieser Folge von beiden Seiten beleuchtet. Der Vater der beiden Söhne, die ihm die Mutter entrissen hat, geht in Hungerstreik, um auf die Situation solcher Väter hinzuweisen.

Da über seine Aktion in der Zeitung berichtet wurde, hat auch die Mutter schnell etwas davon mitbekommen. Doch ist das ein Grund, sich umzubringen? Wohl kaum, urteilt Candice und lässt Antoine nach einem verschwundenen Tablet-PC fahnden, auf dem sich ein Überwachungsvideo von ihrem prügelnden Lebenspartner befinden soll. Sie hat nicht bedacht, dass ein Apple-Tablet seine Dateien sofort und ungefragt in die Cloud hochlädt…

Der obligatorische Undercover-Auftrag der Kommissarin zeigt sie als Fischerin in gelbem „Friesennerz“ und an der Angelrute.

Folge 6: Hauptsache, es bleibt in der Familie (Il faut laver son linge sale en famille)

Damit nicht auffliegt, dass er Drogen nimmt, hat Antoine sich von Davide Canovas als verdeckter Ermittler unter die Docker im Hafen einschleusen lassen, ohne das Wissen von Candice. Candice selbst muss indessen vorübergehend die Schwangerschaftsvertretung für Attia übernehmen – und wird dadurch mit internen Abläufen, Personen und Begriffen konfrontiert, die „böhmische Dörfer“ für sie sind. Zum Glück findet sie in Maruval einen kompetenten Stellvertreter.

Als Candice zufällig mitbekommt, dass Antoine und Canovas ihr etwas verheimlichen, stellt sie Canovas zur Rede. Sie erfährt von Antoines riskantem Einsatz und beginnt ihrerseits und auf ihre eigene Art zu ermitteln, angetrieben von ihrer Sorge um Antoine, für den es bald tatsächlich lebensgefährlich wird: Einer der Docker hat einen rätselhaften „Unfall“, und kurz darauf fliegt Antoines Tarnung auf. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Maruvals Einsatz als Candices „Stellvertreter“ geht soweit, dass er sie herumkommandiert. Anscheinend hat er da etwas missverstanden, was die Rangordnung anbelangt. Aber solange sie dadurch ihre Bewegungsfreiheit zurückbekommt, lässt sich Candice diese Behandlung gefallen. Früher oder später wird sich eine Gelegenheit finden, um zurückzuschlagen.

Unterdessen wird es für Antoine brandgefährlich. Er sucht die Quelle der Drogen, die in Sète und Umgebung vertickt werden und stößt in einem der Container im Industriehafen tatsächlich auf des Rätsels Lösung. Die Kameraführung und die Beleuchtung dieser Aufnahme im Hafen sind außergewöhnlich und von Spielfilmqualität, sehr dynamisch, so dass Antoine aussieht wie ein Superheld. Prompt verliebt sich Jennifer, die Sekretärin, in den feschen Kerl.

Leider fliegt seine Tarnung auf, so dass es für ihn ganz eng wird. Die Schurken sperren ihn in einen Container und drohen, ihn aus 30 Metern Höhe in die Tiefe fallen zu lassen. Doch inzwischen Candice spitzgekriegt, dass Antoines Hauswirtin in Wahrheit die Mutter eines der Schurken ist. Da ließe sich doch etwas machen, oder? Es kommt zu einem nervenzerfetzenden Showdown.

Folge 7: Selbsthilfe ist Nächstenliebe (Charité bien ordonnée commence par soi-même)

Ein Segelboot treibt ohne Besatzung in der Bucht umher. Die Eigentümerin, die 42-jährige Segellehrerin Emilie Lafarge, wird vermisst. Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass die allein lebende Einzelgängerin ein Mädchen bei sich wohnen hat. Doch das scheint ebenfalls verschwunden. Bald darauf wird die Leiche von Emilie am Strand geborgen. Alles deutet auf einen als Unfall getarnten Mord hin. Als noch ein zweites Kind aus dem Segelclub vermisst wird, bringt das Candice auf eine neue Spur. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Wer hätte gedacht, dass sich in einer Segelschule für Kinder ein Flüchtlingsdrama abspielen könnte? Eine NGO namens „Terra Esperanza“ scheint eine etwas zwielichtige Rolle zu spielen, wenn sie Vollwaisen aus dem Orient nach Frankreich schleust. Die Segelschüler scheinen dem Leiter der NGO zu helfen und verstecken die kleinen Kinder vor den bösen, bösen Bullen. Aber wer hat Emilie Lafarge auf dem Gewissen?

Für viel Komik sorgen die Kids, so etwa als der etwa zehnjährige Lulu seine Verfolgerin Candice austrickst und in einem Schwimmbad einsperrt. Er radelt unbehelligt weiter, und sie kann nur noch die, äh, Polizei rufen. Unterdessen ist Candice mit Canovas zusammen und Antoine mit Jennifer. Bei einem Abendessen kommt es zu einer angespannten Begegnung. Candice und Antoine sind von den Socken, als sich Canovas als hervorragender Tänzer entpuppt und Jennifer zu verführen scheint. (Das wird noch wichtig für Folge 10)

Folge 8: Die Wut ist blind (La colère est aveugle)

Am Steilufer wird eine Frau tot aufgefunden. Es handelt sich um Sylvie Dituci, Leiterin einer Kita. Als Candice dort ermittelt, bekommt eine der Kindergärtnerinnen eine mysteriöse SMS. „Alarm, noch drei Minuten! … “ Und als Candice und ihr Team zu einem späteren Zeitpunkt nochmals zur Kita fahren, sind die Räume wie leergefegt. Derweil macht sich Sylvies Mann durch eine Flucht verdächtig. Doch warum wurde Sylvie ermordet? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Kim Wong von der Kita tut so unschuldig, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Sie ist ihrem Gönner Pierre Dituci so dankbar, dass sie ihm hilft, Geld zu veruntreuen. Geld, das die Eltern der Kita-Schützlinge zahlen, um ihrer verzweifelten Lage zu entgehen: Wenn sie keine Kinderbetreuung bekomme, könne sie nicht mehr arbeiten, sagt Karine Noca, eine Mutter. Es war Kim Wong, die die SMS mit der Warnmeldung an die Eltern verschickte: Die illegale Kita sollte nicht gefunden werden.

Aber Kim ist wohl kaum an Sylvies Tod schuldig. Nein, mit Karin Nocas Familie stimmt etwas nicht. Und Medikamentenmissbrauch scheint eine Rolle zu spielen. Diese Folge nimmt die mangelnde Unterstützung von Eltern durch Kommunen und Departements aufs Korn. Der Abbau von Sozialleistungen in den 80er und 90er Jahren hat zu einer massiven Überlastung und Ausbeutung von Eltern geführt, unter der letzten Endes ihre Kinder leiden müssen.

Candices Team bekommt schon wieder einen Neuzugang: Mehdi, der offensichtlich ein lieber Mensch ist, aber sehr empfindlich auf rassistische Bemerkungen und Vorurteile reagiert. Nicht zu vergessen Canovas, der inzwischen so eng mit Candice verbandelt ist, dass er an ihren Fällen mitarbeitet. Ob er wohl schon ihre vierköpfige Familie kennengelernt hat? Weiß er schon, dass sie leicht seekrank wird und deshalb nicht sein Hausboot besuchen will?

Folge 9: Jeder ähnelt seinem Schmerz (Tout homme ressemble à sa douleur)

Thomas Heridia, Chrystelles Ex-Freund und Vater ihres Sohnes, ist verschwunden. Chrystelle unterschlägt die Vermisstenanzeige. Candice und Antoine beginnen heimlich zu ermitteln. Als die Leiche von Thomas auftaucht, steckt Chrystelle in ernsthaften Schwierigkeiten. Candice und Antoine glauben aber an ihre Unschuld und ermitteln inoffiziell weiter, ohne Rücksicht auf ihre eigene Lage. Derweil ist Canovas bei Candice und den Kindern eingezogen, da sein Hausboot wegen eines Wasserschadens unbewohnbar ist. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Thomas Heridia ist als Bootsverkäufer häufig im nahen Spanien, einmal pro Woche. Das erklärt aber nicht seine lange Abwesenheit, die weder Chrystelle, seine Ex, noch Anna, seine junge Braut und baldige Mutter seines Kindes, erklären können. Als Candice und Antoine Thomas‘ Leiche an einem sehr unpassenden Ort entdecken, müssen sie entscheiden, ob sie Chrystelle, ihre langjährige Kollegin, den internen Ermittlern der Dienstaufsicht ausliefern. Niemals, entscheidet Candice und ist bereit, den Preis zu zahlen: Sie hat nur 24 Stunden Zeit, den Mord aufzuklären – das kostet sie jede Menge Schlaf. Da werden sie von Chrystelles Mordgeständnis überrascht. Wen deckt sie?

Um diese dünne Story zu übertünchen, legt diese Folge mehr Gewicht auf Candices Privatleben. Canovas ist bei ihrer Familie eingezogen und muss sich einige Gemeinheiten gefallen lassen. Wie lange wird er durchhalten, fragen sich die Kids?

Folge 10: Der Schein trügt (Les apparences sont souvent trompeuses)

In dem Tanzclub Décadance wird Alexandre Calgagni, ein Mitglied des Clubs, tot aufgefunden. Er liegt erschossen im Tanzsaal. Candice und ihr Team ermitteln. Es lässt sich rekonstruieren, dass er am Vorabend allein für ein bevorstehendes Turnier zu einem Paso Doble trainiert hatte. Weil es zufällig der Club ist, bei dem David Canovas einmal Mitglied war, hilft er Candice Renoirs Team bei den Ermittlungen.

Der Hauptverdächtige ist Tom Garcia, der als Alice Garcia geboren wurde und jetzt als Transsexueller seine Umwandlung zum Mann betreibt und Geld für seine Operationen benötigt. Es besteht die Vermutung, dass Tom deswegen im Club mit Dopingmitteln dealt und ihm Alexandre Calgagni dabei in die Quere gekommen ist.

Als sich herausstellt, dass Tom für den Tatzeitpunkt ein wasserdichtes Alibi hat, was er aber verschweigt, wird der Fall immer rätselhafter. Und Candice bekommt obendrein Probleme mit Antoine Dumas, dem sie unterstellt, sich an den Dopingmitteln im Club heimlich bedient zu haben. Trotz seiner gegenteiligen Beteuerungen glaubt sie, er sei mit seiner Tablettensucht rückfällig geworden und suspendiert ihn vom Dienst. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Candices Team befindet sich offenbar in voller Auflösung – Antoine kündigt. Auf dem Kommissariat herrscht Anarchie. Und im Privatleben der Ermittlerin sieht es auch nicht allzu rosig aus. Die Endzeit ist offenkundig angebrochen, auch für diese Serie.

Die Rede ist außerdem dauernd von „Monstern“. Die Verkörperung der Monster ist Tom Garcia, der früher mal als Alice der Sonnenschein ihres Vaters war. Sein/ihr Vater hat sie für tot erklärt, was Tom nicht gerade aufbaut. Dass aber auch seine Geliebte, die Tänzerin Joanna, das Stelldichein im Hotel leugnet und ihn zum Lügner stempelt, ist fast noch trauriger. Dem Ganzen die Krone setzt die Turnierleiterin auf, die vor dem Tanzturnier eine Überprüfung der Personalien anordnen will: Ist Tom nicht in Wahrheit eine Frau? Das ginge nun ja gar nicht. Doch sie stößt bei Candice und Canovas auf Widerstand, der sie zur Nachsicht zwingt.

Diese letzte Folge verhandelt Stereotypen für die Geschlechterrollen von Mann und Frau. Aber ist Candice etwa eine Heilige? Ihre Kinder behaupten: „Nein!“ Sie trägt pink, kleidet sich feminin und überhaupt: ihr Handy ist sowas von pink, dass ein Mann es nie in die Hand nehmen würde. Sie ist also die Letzte, die sich gegen Geschlechterstereotypen aussprechen dürfte. Tut sie aber dennoch. Wir müssen uns Sisyphus als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Gesamteindruck

Candice Renoir ist eine Kommissarin, die sich nicht zu einer männlichen Version einer Frau verbiegen lässt, sondern in der Lage ist, Beruf, Familie und Liebe unter einen Hut zu bringen – sehr zum Erstaunen des deutschen Zuschauers, der solche Kombinationen eher für unwahrscheinlich hält (kein Wunder beim deutschen Sozialsystem). Um der Liebe eine Chance zu geben, bandelt Candice mit dem SEK-Leiter Davide Canovas an, doch auch der hat seine Macken – und seinen männlichen Stolz.

Ihr Kollege Antoine Dumas rückt parallel zu Candice in den Mittelpunkt. In der vorigen Staffel war ja herausgekommen, dass er ein Blaublütiger aus einer berühmten Familie stammt. Na, wenn das nicht der Richtige wäre! Doch leider fing er sich für sie eine Kugel ein und ist seitdem traumatisiert. Die Angst vor dem Schuss macht sich immer dann negativ bemerkbar, wenn es auf Antoine ankommt. Um sein Trauma zu behandeln, fängt er an, Drogen zu nehmen, was seine Lage nicht gerade verbessert, ganz im Gegenteil.

Nun gerät auch Inspektorin Chrystelle in Schwierigkeiten. Der Vater ihres Kindes taucht wieder auf, wenig später dessen Zukünftige, die ein Kind erwartet. Als Thomas verschwindet und Chrystelle die Vermisstenanzeige unterschlägt, ist das ein gefundenes Fressen für die internen Ermittler von der Dienstaufsicht, die sich mit kalten auf ein weiteres schwarzes Schaf freuen – wenn ihnen da nicht Candice in die Quere käme, sekundiert von Canovas und Antoine.

Der besondere Blick

Auch im schönen Südfrankreich um Sète und Montpellier gibt es genügend böse Jungs. Auffallend hoch ist die Anzahl von jugendlichen und weiblichen Opfern. Hier kann sich die vierfache Mutter gut einfühlen. Sie sieht Details, die ihren Kollegen Antoine und Chrystelle entgehen. So inspiziert Candice regelmäßig erst den Kühlschrank eines Opfers oder vermeintlichen Täters.

Sehr aufschlussreich sind leere Fächer oder längst abgelaufene Haltbarkeitsdaten. Auch Bilder neben durchwühlten Betten sind ein dankbarer Fund, und wehe, wenn eine Wohnung keine Türen hat – nicht mal vorm WC! Das besagt nämlich nur eines: Der Bewohner war im Knast…

Unterm Strich

An der südfranzösischen Sonnenküste ist auch nicht alles Sonnenschein, lernen wir aus den zehn hier versammelten Fällen. Jugendliche, Kinder und Frauen haben es offenbar besonders schwer, und ihrer nimmt sich Kommissarin Cecile Bois gern an, mit weiblichem Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Sie steht auf der Seite von Flüchtlingswaisenkindern, von Transsexuellen und anderen.

Ihrer Chefin, der Staatsanwältin Attia, einer Zahlenfetischistin, für die nur Ergebnisse zählen, bietet sie die Stirn, bis diese schließlich selbst Mutter wird. Ihr Team hat sie längst auf ihrer Seite, doch es gerät in schwere Turbulenzen. Antoine Dumas, adlige Macho, wird drogenabhängig und zudem als V-Mann für die Drogenfahnder missbraucht. Chrystelle, die alleinerziehende Mutter eines kleinen Sohns, wird von dem Vater des Kindes belästigt – der nun bald selbst Vater werden soll. Für Abwechslung sorgen die drei zeitweiligen Mitarbeiter: einen Schnösel, einen Gewerkschafter und einen Arabischstämmigen, jeder hat sein Päckchen Neurosen zu tragen. Hauptsache, Goldfisch Pepito (oder ist’s gar eine Pepita?) überlebt das Tohuwabohu.

Der Zuschauer weiß nie, wer von den zahlreichen Verdächtigen in einem Fall der wahre Täter ist. Cecile verfällt auf die unkonventionellsten Methoden, die regelmäßig in getarnten Undercover-Einsätzen münden, um der Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen.

Diese Serie ist erfrischend anders, kommt immer zu überzeugenden Resultaten, darf aber menscheln, Herz und Humor zeigen. An Spannung mangelt es ebenso wenig wie an skurrilen Charakteren. Traurige Schicksale kommen ebenso zur Sprache wie fiese Machenschaften. Man fragt sich, wie Cecile das alles ohne ständige private Paartherapie schafft. Man darf wohl davon ausgehen, dass zwischen ihren Fälle auch mal Wochen an Routinearbeit liegen. Candice‘ Privatleben zeigt inzwischen eine gewisse Kontinuität: Davide Canovas ist in ihrem Alter, muss sich aber erst einmal mit ihrem Ex-Mann und den „schrecklichen“ Kinder anfreunden. Das geht schneller als gedacht. Dass er einst ein Tanzsportmeister war, muss Cecile erst einmal verdauen – sind ihre eigenen geschlechtsspezifischen Vorurteile nicht doch bloß Einbildung? In Folge 10 wird sie in dieser Hinsicht schwer geprüft.

Gestört hat mich nur, dass in Staffel 3, wie schon in der Vorgängerstaffel, die Musik aus nur vier oder fünf Samples zusammengestoppelt worden ist, die in endloser Variation wiederholt werden. Da verrät sich eben das TV-Niveau der Serie.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: DD 2.0
Sprachen: D, Französisch
Untertitel: keine
Extras: Trailershow

Mein Eindruck: die DVD

Das Bild ist gestochen scharf und der Ton erschallt auf einem akzeptablen Fernseherniveau. Großes Kino sieht anders aus und klingt besser. Aber darauf kommt es nicht an. Untertitel hat sich das ZDF auch gespart, und so ist der Zuschauer auf die deutsche Synchronisation angewiesen. Wenigstens ist die Stimmbandvertretung für Cécile Bois angenehm: sanft, aber zuweilen zu Härte fähig. Candice ist kein Weichei und zeigt nie das heulende Elend, das eine Frau mit vier Kindern sein kann.

Extras

Der einzige Bonus, von den Fotos auf der Cover-Innenseite abgesehen, ist die Trailershow. In 4:09 Minuten werden folgende Trailer gezeigt:

Die DVD-Box ist mit drei Silberscheiben bestückt. Der Klang ist mit DD 2.0 nur mittelgut, aber das digital aufgenommene Bild klar und scharf. Untertitel glänzen durch Abwesenheit, und die Trailershow macht den Kohl nicht fett. Ein Interview mit Cécile Bois – und wovon träumst du nachts?

Die Qualität der DVD reicht aber für die an Serienkost gewöhnt deutschen Krimifans durchaus aus, schließlich ist das hier kein Hochglanzthriller von David Fincher. Auf den ungewöhnlichen Inhalt sollte man achten, nicht auf das Äußere. Amerikanische Krimiserien werden indirekt durch den Kakao gezogen, weil von ihnen Phil, der Sohn des Polizeipräfekten, vermeintlich gelernt hat, wie richtige Cop-Arbeit aussieht. Als erstes stürzt er sich auf ein Gewerkschaftsmitglied – in Frankreich ein todeswürdiges Verbrechen.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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