Die auf den Romanen der britischen Autorin Caroline Graham basierende Krimiserie spielt in der idyllischen und fiktiven Grafschaft Midsomer. Sie ist binnen 20 Jahren zu einem weltweiten Erfolg geworden.

Kurzinfo: Die 4 Episoden:

  1. Alles Böse kommt von oben
  2. Der Tod radelt mit
  3. Die Kunst stirbt zuletzt
  4. Heilige und Eilige

Filminfos

O-Titel: Midsomer Murders season 18 (GB 2015)
Dt. Vertrieb: Edel motion
VÖ: 09.17
EAN: 4029759117872
FSK: ab 12
Länge: ca. 360 + 20 Min. Bonus
Regisseur: Renny Rye (Ep. 1 +4), Rob Evans (Ep. 2), Matt Carter (Ep. 3)
Drehbuch: Paul Logue (Ep. 1), Chris Murray (Ep. 2), Jeff Povey (Ep. 3) Lisa Holdsworth (Ep. 4) nach den Romanen von Caroline Graham
Musik: Barrington Pheloung
Darsteller: Neil Dudgeon (DI John Barnaby), Gwilym Lee (DS Charlie Nelson), Fiona Dolman (Sarah Barnaby), Manjinder Virk (Dr. Kam Karimore) u.a.

Hintergrundinfo

Die auf den Romanen der britischen Autorin Caroline Graham basierende Krimiserie spielt in der idyllischen und fiktiven Grafschaft Midsomer. Bis zum Ende der 13. Staffel werden die Ermittlungen von Inspector Tom Barnaby (John Nettles) und seiner Assistenten in den Mittelpunkt gestellt. Dabei steht Barnaby bis zur sechsten Staffel Sergeant Gavin Troy (Daniel Casey) zur Seite, später ermittelt zunächst Dan Scott (John Hopkins) und dann Ben Jones (Jason Hughes) gemeinsam mit dem Inspector. Barnabys Frau Joyce (Jane Wymark) hat es auch nicht leicht, bekommt sie ihren immer mit ruhiger Hand arbeitenden Mann doch viel zu selten zu Gesicht.

Ab der 14. Staffel übernimmt der vorher als Cousin von Tom Barnaby eingeführte Inspector John Barnaby (Neil Dudgeon) den Staffelstab seines verwandten Kollegen. Pathologe Dr. George Bullard (Barry Jackson) wird im Laufe der Staffel durch Dr. Kate Wilding (Tamzin Malleson) ersetzt.

Die EPISODEN

Jede Folge dauert etwa 90 Minuten.

Folge 1: Alles Böse kommt von oben (The Incident at Cooper Hill)

Eine Forstarbeiterin verunglückt nachts, geblendet von einem unbekannten Flugobjekt. Die Szene der UFO-Gläubigen im Dorf bekommt Auftrieb. Barnaby sucht lieber nach einem irdischen Mörder. Immerhin sind das erste wie auch zwei weitere Mordopfer von einer Substanz bedeckt; Dr. Kam Karimore kann sie nicht identifizieren. Captain Ford vom nahen Stützpunkt Cooper Hill der Royal Air Force behindert die Ermittlungen, wo er kann. Barnaby fragt sich, warum. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Diesmal sind die Außerirdischen nicht auf Entführung aus, sondern auf Tod. Oder sind sie gar nicht gelandet, wie Barnaby glaubt? Feststeht, dass es ein unbekanntes Flugobjekt gibt, das einer überdimensionalen Drohne ähnelt und markantes Symbol trägt. Dieses Symbol, eine Art Dreistern mit kugelförmigen Enden, führt die Ermittler von Tatort zu Tatort.

Sie stoßen auf einen Tiefbunker, in dem sich ein ausgedehntes Tunnelsystem verbirgt – nicht nur die perfekte Verbindung zwischen dem RAF-Stützpunkt, sondern auch das Versteck für ein altes Geheimlabor aus dem Jahr 1984, als der kalte Krieg noch seltsame Blüten trieb. Natürlich findet an diesem unheimlichen Ort, der auch noch militärisches Sperrgebiet darstellt, der spannende Showdown statt, ausgeleuchtet wie in einem Horrorstreifen.

„Captain Ford“ ist übrigens auch in der TV-Historienserie „Poldark“ als Onkel Warleggan zu bewundern – ein richtiger Charakterkopf, den man nicht so schnell vergisst.

Folge 2: Der Tod radelt mit (Breaking the Chain)

Die Radsport-Hoffnung Greg Eddon wird im Trainingszelt ermordet. Sein Tod nützt den Konkurrenten Mitch und Aiden, den Söhnen des ehrgeizigen Des McCordell. Doch auch Aiden wird ermordet und auf Mitch wird ein Mordanschlag verübt. Recherchen führen Barnaby zu früheren Anschlägen auf die Radsport-Teams, und er taucht tief ein in die Welt von Sportlern, deren Ehrgeiz weit über die Grenzen von Midsomer County hinausreicht und die beim Kampf gegen Konkurrenten nicht zimperlich sind. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Es ist schon bemerkenswert, auf wie viele verschiedene Weise ein Radfahrer zu Tode kommen kann – wenn man ein klein wenig nachhilft. Ein simpler Sturz? Nur ein kleiner Betriebsunfall, den ein Profi locker wegsteckt. Aber eine Injektion mit Botulinum-Gift richtet schon weit mehr Schaden an. Auch eine Begasung mit entsprechendem Gas könnte sich als fatal erweisen.

Die Ermittlung klappert die Motive der rivalisierenden Rennställe im Radsport ab, denen es um die Millionen der Sponsoren geht, die sie kassieren wollen. Und wo eine Menge Geld auf dem Spiel steht, kochen auch schnell negative Gefühle hoch – und es gibt viele Geheimnisse zu verbergen. Die Entdeckung des Täters ist eine echte Überraschung. Da es hier im Vordergrund um fünf junge Menschen geht, dürfte diese Folge jugendliche Zuschauer ganz besonders ansprechen.

Folge 3: Die Kunst stirbt zuletzt (A Dying Art)

Nach der Eröffnung seines Skulpturenparks wird der Gutsherr und Kunstfreund Brandon Monkford tot aufgefunden – drapiert auf einer Statue von Lance Auden. Es gibt Verdächtige im Überfluss. Der Hausmeister Tony Pitt, der alleinige Begünstigte in Brandons Testament, hätte ein Motiv. Doch dann folgen weitere Leichen, befestigt an Skulpturen. DCI Barnaby und DS Nelson müssen erkennen, dass hier jemand die „Kunst des Todes“ darstellt und letztendlich alles einen viel tieferen Sinn hat. (erweiterter Text: ZDF)

Mein Eindruck

Jeder Zuschauer weiß, dass heute mit Kunst hohe Preise erzielt werden, dass es aber auch viele Fälschungen und Mauscheleien zwischen Künstlern, Galeristen und Händlern gibt. Die Krimi-Episode greift noch ein weiteres Vergehen, das gar nicht so offensichtlich ist und meist verschämt unter den Teppich gekehrt wird: Ideendiebstahl. Dies erweist sich als starkes Motiv, um späte Rache zu üben. Auffällig ist dabei, dass es in beiden Fällen Frauen sind, die bestohlen wurden – nur hört keiner der männlichen Kunstverwalter auf sie. Keine Frau soll an einem etablierten (männlichen) Denkmal rütteln.

Etwas bizarr und makaber sind die Mordszenen, sowohl prae als auch post factum. Der Kunstfreund Monkford wird beispielsweise auf dem goldenen Brunnen drapiert, als solle er auf einem Altar geopfert werden. Ein weiteres Opfer wird unter einer bunten Kugel platziert und von ihr erdrückt, ein weiteres reiht sich ein in die Phalanx von angemalten Schaufensterpuppen. Gewiss, so ahnt Barnaby, verbirgt sich dahinter ein tieferer Sinn.

Ulkig ist der Umstand, dass es eine Art Bürgerwehr gegen den Skulpturenpark formiert hat. Na, ob da nicht einer der wackeren Wutbürger nicht doch in seinem Furor etwas zu weit gegangen ist?

Folge 4: Heilige und Eilige (Saints and Sinners)

Die Entdeckung des Knochens einer Heiligen bei einer archäologischen Grabung verursacht Aufregung und Unruhe in Midsomer Cicely. Doch als die Grabungsleiterin Zoe Dyer ermordet wird, dämmert Barnaby und Nelson bald, dass es nicht nur Skelette sind, die damals im geheiligten Boden begraben wurden. Schon bald sind zwei weitere Opfer zu beklagen und Betrugsfälle, Affären und falsche Identitäten halten Barnaby auf Trab. Es stellt sich die Frage: Wer ist hier Heiliger und wer Sünder? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Natürlich führt die Spur wieder einmal weit in die Vergangenheit. Der Aufstieg des Wallfahrtsortes begann nämlich erst mit dem gegenwärtigen Pastor Peter Corby. Der wollte das in der Dorfkirche ausgestellte Skelett der heiligen Ketzerin Cicely entdeckt haben und stellt es nun aus. Schon bald wird Cicelys Feiertag zelebriert. Soweit die religiösen Gründe für die Aufregung, aber es gibt auch sehr irdische Motive.

Auf einem Gemälde ist St. Cicely in reichem Ornat zu sehen, wobei ihre Hand auf einer verschlossenen Schatulle ruht, die seit ihrem Märtyrertod vermisst wird. Darin muss sich der Schatz der Heiligen befinden, sind sich die vielen Raubgräber – die sogenannte „Nachtfalken“ – sicher, die nun die Gegend unsicher machen. Eine rabiate Farmerin hält sie mit der Schrotflinte von ihrem Land fern, auf dem die Archäologen noch ein Skelett gefunden haben – es ist Pfarrer Corby offensichtlich ein Dorn im Auge.

Aber ist es auch ein Mordmotiv? Nacheinander sterben Zoe Dyers Mann Alex, der sie beerben wollte, und der Amateurhistoriker Christopher, den er gerade ausgebootet hat. Als am Feiertag das Denkmal zu Ehren St. Cicelys verwüstet vorgefunden wird, läuft das Fass über. Denn unter dem Denkmal wurde wirklich etwas ausgegraben, und es findet sich im Auto eines Raubgräbers, der gerade die Biege machen will…

In der Tat: In dieser aufwändig inszenierten Folge bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen, weil sich die Ereignisse überschlagen – sowohl für die Ermittler wie auch für den Zuschauer. Das Finale verführt zum Nägelkauen, denn der Oberschurke vergreift sich außergerechnet an der ebenso lieblichen wie klugen Rechtsmedizinerin Kam. Kann Nelson noch rechtzeitig eingreifen?

Hinweis

Die Folgen 1 und 6 dieser 18. Staffel fehlen in der DVD-Ausgabe. Sie können daher leider nicht besprochen werden.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,85:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: Trailershow, Fotos auf dem Innen-Cover, Interview mit Hauptdarsteller Neil Dudgeon (ca. 16:45 min)

Die DVD: mein Eindruck

Das Bild ist gestochen scharf und der Ton erschallt auf einem akzeptablen Fernseherniveau. Großes Kino sieht anders aus und klingt besser. Aber darauf kommt es nicht an. Die Untertitel hat sich das ZDF diesmal gespart, und so ist der Zuschauer zuweilen auf den O-Ton angewiesen, wenn er erfahren will, was die Figuren wirklich sagen.

Extras

  1. Trailershow (4:39 min)
  2. Fotos auf der Innenseite des DVD-Covers

    Sowohl auf der Innenseite als auch auf den Silberscheiben selbst sind Motive aus der Serie abgebildet. Die Innenseite ist in Schwarzweiß gehalten und zeigt nur Köpfe – sie wirkt wie ein Familienalbum.

  3. Ein Interview mit Neil Dudgeon, dem Darsteller von „John Barnaby“ (ca. 16:45 min) 


    Dudgeon bestätigt den Verdacht, dass sich Barnaby als zentrale Ankerfigur nicht verändern darf. „Er hält das Schiff quasi auf Kurs, während die Passagiere laufend wechseln.“ Zu den Wechslern zählen auch Barnabys Mitarbeiter (sieh unten). Nach seinen Lieblingsepisoden befragt, nennt Dudgeon die hier vertretene Folge mit dem Titel „Alles Böse kommt von oben“ und eine Episode mit Horrorelementen wie etwa einem kopflosen Reiter. Diese habe ich nicht gesehen oder sie kommt in Staffel 19.

    Zu seinen bevorzugten Schauspielern auf Bühne und Leinwand nennt Dudgeon Colin McCormack, Max von Sydow und die Darstellern in alten Film-noir-Streifen: Bogart, Cagney und die üblichen Verdächtigen. Dudgeon gesteht gerne, er habe in „Barnaby“ auch schon mal eine ANDERE Rolle gespielt, nämlich die eines zwielichtigen Gärtners, der der fiese Teil eines Zwillingspaares war. Ein zweites Geständnis betrifft eine Missetat, die er mal als Jugendlicher begangen hat – in einem Krankenhaus. Er entschuldigt sich natürlich sofort.

Unterm Strich

Nach rund 30 Jahren, über 100 Folgen, 270 Morden, 4 Assistenten und gleich zwei Barnabys hätte wohl kaum ein Zuschauer erwartet, dass den Inspektor noch Vaterfreuden erwarten. Das Böse ist ja immer und überall und schläft nie, weshalb sich Barnaby eigentlich viele Nächte um die Ohren schlagen muss – wer kommt da noch zum Kindermachen? Wohl nur die Drehbuchschreiber. Wie auch immer: Wunder-Baby Betty sorgt inzwischen für einigen Wirbel (und Geschrei), aber auch Hund Sykes hat einiges auf dem Kerbholz: als Jäger von Tennisbällen.

Einen schönen Kontrast zu diesem Familienidyll bildet das Gespann aus „Charlie Nelson“ und der Rechtsmedizinerin „Kam Karimore“. Sie dürfen immer wieder miteinander auftreten und sich freundschaftlich kabbeln – denn was sich liebt, das neckt sich. Nach anfänglichen Vorwürfen anno 1988 (siehe Wikipedia.de), die Serie sei so weit von der britischen Gesellschaft entfernt wie die Rückseite des Mondes, finden sich hier doch erfreulich viele weibliche Figuren sowie viele mit dunkler Hautfarbe und anderem Glaubensbekenntnis. Der Rest der Welt hat also auch Midsomer eingeholt.

Das bedeutet aber nicht, dass irgendwelche rauen Winde blasen oder hohe Wellen schlagen: Derlei Ungemach überlässt die Produktionsgesellschaft lieber Serie wie „Mord auf Shetland“ oder „Vera“. Was historische Settings anbelangt, so sind diese zwar aufwändiger zu gestalten, aber beim Publikum immer beliebter: „Der junge Inspector Morse“ etwa spielt anno 1965/66, „Ripper Street“ im finsteren East End. Aber das Barbaby-Publikum mag es lieber ruhig, mittelklassisch und übersichtlich. Kriegsfolgen oder gar eine Invasion wären in Midsomer unvorstellbar, obwohl es an Morden und Grausamkeiten keineswegs mangelt.

Volume 27, das zwei Drittel der Season 18 präsentiert, umfasst vier Episoden, die den spannungsfrohen Zuschauer sehr zufriedenstellen dürften. Komik, Romantik und Nostalgie kommen keineswegs zu kurz – Midsomer dürften noch weitere 20 Jahre beschieden sein, denn bekanntlich lassen sich Zeitkapseln wie diese nie entvölkern, und geschähen hier noch so viele Morde.

Allerdings ist auch hier die einzige Konstante der Wandel: Gwilym Lee alias „Charlie Nelson“ nimmt hier seinen Abschied und wird in Season 19 von einem oder einer Neuen abgelöst, der oder als Barnabys Wasserträger – ein überaus kompetenter und notwendiger übrigens – fungiert. Die entsprechenden Infos findet man auf Fernsehserien.de.

Die DVD

Die Folgen 1 und 6 dieser 18. Staffel fehlen in der DVD-Ausgabe. Sie können daher leider nicht besprochen werden.

Untertitel glänzen durch Abwesenheit, und die Trailershow macht den Kohl nicht fett. Das Bonusmaterial enthält allerdings ein ausführliches und halbwegs interessantes Interview mit dem Hauptdarsteller Neil Dudgeon, der seine komödiantische Ader nicht verbergen kann. Dass sich John Barnaby nicht weiterentwickeln darf, sondern wie ein Fels in der Brandung das Ganze zusammenhalten muss, war mir selbst klar, aber Dudgeon bestätigt die Vermutung. Dass er eine Vorliebe für den Film noir hat, hätte ich hingegen nicht erwartet.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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