Sie sind die schrägste Familie der Welt: Papa Herman Munster ist bei einem Experiment entstanden, Mama Lily Munster und Grandpa Munster sind Vampire und Sohn Eddy ist ein kleiner Werwolf. Nur die Nichte Marylin ist mit ihrem adretten Aussehen und ihren blonden Haaren leider etwas aus der Art geschlagen. Frisch aus Transsilvanien in einen hübschen amerikanischen Vorort gezogen, kämpfen die Munsters mit den Tücken des modernen Lebens und haben so einige Schwierigkeiten, sich anzupassen.

Die Comedy-Serie über die etwas andere Familie wurde schnell zum absoluten TV-Erfolg und gilt als eine der beliebtesten TV-Serien überhaupt. Die DVD-Box bringt die erste Staffel mit 38 Folgen auf 7 DVDs. (Verlagsinfo)

Filminfos

O-Titel: The Munsters – Season 1 (USA 1964/1965)
Dt. Vertrieb: Koch Media
Erscheinungsdatum: 23.11.2007
FSK: ab 6
Länge: ca. 960 Min.
Regisseur: Ezra Jones, Norman Abbott, Joseph Pevney u.a.
Darsteller: Fred Gwynne, Al Lewis, Yvonne de Carlo u.a.

Die Episoden

Aus Platzgründen stelle ich nur die ersten drei von 38 Episoden der 1. Staffel vor. Sie wurden ab September 1964 ausgestrahlt. (Mehr zum Hintergrund unter „Extras“.) Alle 38 Episoden aufzuzählen erscheint mir nicht sinnvoll. Jede Episode ist ungefähr 25-30 Minuten lang.

1. Folge: Das Kostümfest (Munster Masquerade)

Marilyns neuester Verehrer lädt die Munsters zu einem Halloween-Maskenball ein. Als Hermans echtes Gesicht als die beste Maskierung des Abends ausgezeichnet wird, verlassen die Munsters beleidigt die Party.

2. Folge: Der Liebestrank (My Fair Munster)

Um Marilyns trostloses Liebesleben in Schwung zu bringen, braut Opa Munster in seinem Experimentierlabor einen wirkungsvollen Liebestrank. Dummerweise werden Lily und Herman Munsters (aber nur nicht Marilyn) zu Objekten der Liebessehnsucht ihrer Nachbarn…

3. Folge: Schlaflose Nächte (A Walk on the Mild Side)

Im Midcity Park von Mockingbirg Heights treibt ein Handtaschenräuber sein Unwesen. Auch Herman, der unter Schlaflosigkeit leidet und einmal durch den Park gegangen ist, traut sich nachts nicht mehr aus dem Haus. Die Polizei liegt auf der Lauer. Als Marilyn eines Abends nicht nach Hause kommt, nimmt Herman allen Mut zusammen um sie zu suchen. Im Park erlebt er eine Überraschung, wer der wahre Räuber ist. Unterdessen experimentiert Opa Munster mit der Verkleinerung von Objekten. Eines seiner Opfer wird Eddy…

Und so weiter und so fort.

Gesamteindruck, Bemerkenswertes

„Die Munsters“ sind die Travestie der typischen amerikanischen Sitcom (Situation Comedy), die es damals schon gab. Bemerkenswerterweise entwickelten zwei TV-Sender gleichzeitig eine Sitcom mit echten Darstellern statt eine weitere Zeichentrickserie wie etwa „Familie Feuerstein“ (The Flintstones). Neben den „Munsters“ wurde gleichzeitig „Die Addams Family“ gestartet –und fast gleichzeitig zwei Jahre später beendet, als „Batman“ ihnen den Rang ablief.

Die Figuren:

  1. Herman Munster ist das brave, etwas einfältige, aber in der 2. Staffel zunehmend kindlicher agierende Familienoberhaupt. Seine Gruft ist unter der Treppe und seine Kleidung unförmig, wie man es in der „Frankenstein“-Verfilmung von 1933 sah (und die Darsteller Fred Gwynne enorm ins Schwitzen brachte). Außerdem scheint er 2,90 m groß zu sein und überragt somit…
  2. seine Frau Lily um fast 50 Prozent. Die Vampirin aus Transsilvanien trägt schwarzes Haar mit einem weißen Streifen darin, welches ihr bis zu Hüfte reicht (eine 10 kg schwere Perücke, die der Darstellerin Kopfschmerzen verursachte). Sie trägt einen seltsam zerfetzten Seidenumhang. Sie erinnert an wenig Frankensteins Braut, trägt aber ganz andere Kleider.
  3. Opa Sam Munster ist eine Kombination aus Verrücktem Wissenschaftler, Verdientem Soldaten (er trägt einen Orden auf der Brust) und Graf Dracula. Auch er ist einem Vorbild nachgestaltet, und zwar der Dracula-Darstellung von Bela Lugosi aus den dreißiger Jahren.
  4. Eddie Wolfgang Munster ist ein kleiner Werwolf, allerdings rund um die Uhr. Er scheint sein Zimmerchen entweder im Schrank der Küche zu haben oder –wie im Serienvorspann zu sehen – im ersten Stock. Allerdings sieht er aus wie ein Schuljunge auf einem Internat – und so etwas hat er bestimmt noch nie von innen gesehen.
  5. Sein Haustier ist der Drache Spot. Da dieser aber Angst vor seinem eigenen Schatten hat, sieht man ihn nie anders denn als seinen Schatten.
  6. Marilyn ist die wiederauferstandene Marilyn Monroe, allerdings ohne Starallüren, sondern mit alle Sehnsüchten einer jungen Frau, ähem, der fünfziger Jahre. Ihr Kleid ist daher stets hochgeschlossen, wenn auch ihre blondgelockte Gestalt stets als wohlgeformt und sexy zu erkennen ist. Somit ist sie wahrhaft aus der Art geschlagen. Sie nennt Herman und Lily daher nur Onkel und Tante.

Das Haus Mockingbird Lane 1313

Das Äußere und Innere des Domizils der Munsters fällt unter jedes Klischee, das jemals für Spukhäuser erfunden wurde. Die Einrichtung ist gruftig und verschlissen, altmodisch und stets von Spinnweben überzogen. Man fragt sich, was Lily, die Hausfrau, den ganzen Tag über macht. Oder vielmehr in der Nacht, wenn die Munsters aktiver sind. Und wie kamen all die elektrischen Apparaturen in Opa Munsters Laborkeller, der nur über eine Falltür zu erreichen ist?

Die Stories

Stets gibt es ein kleines Problem, das auf seine Behebung wartet. Opa Munsters Labor verschlingt Unmengen von Strom, was natürlich Herman verwundert fragen lässt, wozu Opa all den Strom benötigt. Der Bedarf lässt sogar die Lampen im Midcity Park schwächer werden, was natürlich wiederum den Handtaschenräuber begünstigt. Das wiederum bringt nach Hermans Meinung die liebe Marilyn in Gefahr, die möglichst bald unter die Haube soll. (Wie dann die Munsters auf der Hochzeit auftreten sollen, steht auf einem anderen Blatt.)

Im Fall des Liebestranks, der Herman und Lily zu höchst begehrten Mitbürgern macht, ergebn sich ein paar Aspekte sozialen Kommentars. Normalerweise lästert die Nachbarin der Munsters über ihre neu zugezogenen Nachbarn, und der Postbote fürchtet sich vor dem Betreten des Grundstücks der Munsters. Das ändert sich radikal, sobald die beiden eines Munsters ansichtig werden, der – unwissentlich! – vom Liebestrank Opa Munsters genossen hat.

Die Überraschung ist natürlich auf beiden Seiten komplett, doch die Munsters empfinden die heftige Zuneigung der Normalos bald als Belästigung. Sie wollen doch bloß friedliebende Monster sein. Sobald die Wirkung des Liebestranks verschwindet, ist das Entsetzen auf Seiten der Normalos ebenso groß wie die Erleichterung auf Seiten der Munster. Merke: Munster sind auch bloß Menschen wie du und ich.

Erfolg

Kein Wunder, dass die Munsters zu einer allseits bekannten Fernsehfamilie aufstiegen, die auch in der Öffentlichkeit allerlei Auftritte zu absolvieren hatte. Das Studio verstand, die Figuren seiner Serie per Merchandising zu Geld zu machen. Figuren, die es alle von Universal lizenziert hatte. Und da die Serie in Schwarzweiß produziert wurde, sparte das Studio pro Folge rund 10.000 Dollar gegenüber einer Farbfilmversion.

Vergnügen?

Es gab ein paar nette Einfälle, die sogar mich zum Lachen brachten. Aber meist hielten sich die Handlung und vor allem die Dialoge auf einem einfachen Niveau, das jedes sechsjährige Kind verstehen könnte. Daher handelt es sich bei den Munsters um anspruchslose Unterhaltung für lange Sonntagnachmittage – oder für den frühen Morgen, wenn man die grauen Zellen erst noch ankurbeln muss. Die 2. Staffel soll sogar noch klamaukiger sein als die erste und jeden Ansatzes zu einer sozialen Satire entbehren.

Die DVDs

Technische Infos

Bildformate: 1,33:1 (4:3)
Tonformate: Dolby Digital 2.0 (Mono)
Sprachen: Deutsch, Englisch mit deutschen Untertiteln
Untertitel: Deutsch
Extras:

  • Nie zuvor ausgestrahlte Pilotfolge in Farbe (13:15 Min.)
  • Dokumentation „America‘s First Family Of Fright“ (ca. 43 Min.)
  • Dokumentation „Fred Gwynne: More Than A Monster“ (ca. 44 Min.)
  • 24-seitiges Booklet mit Schwarzweißfotos und Inhaltsangaben zu allen Episoden

Mein Eindruck: die DVD

Die Bildqualität ist hervorragend angesichts des Alters dieses Materials. Hier hat Koch Media offensichtlich gut mit seiner digitalen Überarbeitung gewerkelt und ein sehr ansprechendes Resultat erzielt. Der Ton bewegt sich mit DD 2.0 auf dem üblichen Fernsehniveau. Positiv zu verbuchen sind die deutschen Untertitel, die stets ein wenig von der Synchronisation abweichen. Die englische Tonspur lässt einen Vergleich mit dieser Synchronisation zu – die ich im übrigen recht gelungen finde. Informationen zu den deutschen Synchronsprechern finden sich im Booklet.

  1. Nie zuvor ausgestrahlte Pilotfolge in Farbe (13:15 Min.): Diese Pilotfolge unterscheidet sich in zahlreichen Punkten von der späteren Serie. Erstens ist alles in Farbe, was zu absonderlichen Bildern führt. Herman und seine Familie sind mit Ausnahme der „normalen“ Marilyn alle blau (!) geschminkt. Außerdem sind die Figuren anders besetzt – mehr dazu im Booklet. Und Eddie ist ein furchteinflößender Rabauke statt eines braven Schülers. Opa sieht ebenfalls beunruhigend aus. Statt eines Ordens trägt er ein Schlangenamulett auf der Brust, was ihn wie den Hoheprister eines Geheimkultes aussehen lässt. Immerhin sehen seine Mixturen für den Liebestrank von Episode 2 sehr viel lustiger aus als in Schwarzweiß.
  2. Dokumentation „America‘s First Family Of Fright“ (ca. 43 Min.): Diese Dokumentation rekapituliert die Entstehung, die Entwicklung und das Ende der anderthalb Jahre zwischen September 1964 und Mai 1966, während der die zwei Staffeln der Serie gezeigt wurden. Die Macher haben noch lebende Darsteller und Mitarbeiter an der Serie interviewt. Außerdem liefert ein TV-Kritiker Hintergrundinfos zum Umfeld und zur Qualität der Serie. Am interessantesten sind die Infos über das dynamische Komikerduo Al Lewis (Opa) und Fred Gwynne (Herman). Es gab nur eine einzige Episode, in der Fred Gwynne ohne Schinke und Maske zu sehen ist: „Pretty Face“ – sicher eine enorme Erholung für den Darsteller.

    Es gibt Hinweise auf den Kinospielfilm „Munsters Go Home“, der möglicherweise ebenfalls auf DVD bei uns erscheinen wird –nach der DVD-Box zur 2. Staffel. Außerdem wurde 1985 der Spielfilm „The Munsters’ Revenge“ veröffentlicht.

  3. Dokumentation „Fred Gwynne: More Than A Monster“ (ca. 44 Min.): Fred Gwynne war Herman Munsters – das war sein Glück und sein Verhängnis. Er litt nach dem Absetzen der Serie im Mai 1966 unter dem Typecasting-Syndrom: Alle Produzenten sahen in ihm nur Herman Munster und sonst nichts. Daher wurde er wieder Kindbuchautor, Zeichner, Maler und Theaterschauspieler. In den letzten Jahren seines Lebens sah man ihn verstärkt in größeren TV- und Kinofilmen, etwa in „The Cotton Club“, „Pet Sematary“, „Verhängnisvolle Beziehung“ (mit Michael Douglas und Glenn Close) u.v.a.m. Am 2. Juli 1993 starb er an Pankreaskrebs, sechs Tage vor seinem 67. Geburtstag. Der 1995 veröffentlichte Film „Here come the Munsters!“ wurde daher ohne ihn gedreht.
  4. 24-seitiges Booklet mit Schwarzweißfotos und Inhaltsangaben zu allen Episoden: Das Booklet ist sehr liebevoll gemacht und liefert eine derartige Informationsfülle, dass es ohne weiteres die Doku „America‘s First Family Of Fright“ ersetzen kann. Allerdings kommen noch weitergehende Informationen über die deutsche Synchro hinzu, die detailliert berücksichtigt wird. Das ist ja auch sinnvoll, da die meisten Käufer dieser DVD-Box deutschsprachig sein dürften.

    Ein besonderes Schmankerl ist die detaillierte Auflistung aller 38 Episoden der 1. Staffel mitsamt jeweiligen Credits und Inhaltsangabe sowie Sendetermin. Außerdem gibt es mitunter zusätzliche Hintergrundinformationen, so etwa zu Regisseur Earl Bellamy (1917-2003), der bei nicht weniger als 1600 TV-Serienfolgen Regie führte, von „Lassie“ bis „Hart aber herzlich“. 1966 inszenierte er auch den Munsters-Kinofilm „Gespensterparty“ (Munster Go Home).

    Schwarzweißfotos in sehr guter Qualität runden das Booklet ab.

In Folge 17 „All Star Munster“ wird Herman für einen Basketballprofi gehalten – da werden ja lange Kerls wie Dirk Nowitzki verlangt. Das erinnert mich an Michael Bishops tollen Roman, in dem Frankensteins Kreatur als Baseball-Profi auftritt. Nur ein Wechsel der Sportart, aber mit weitreichenden Folgen.

Alles in allem kann man von einer umfangreich und sinnvoll ausgestatteten DVD-Box sprechen, die ihren Preis wert ist und jedem Sammler sehr ans Herz gelegt werden kann.

Unterm Strich

„Die Munsters“ laufen heute in über 40 Ländern und haben offenbar eine internationale Anhängerschaft. Sicherlich ist heute bei den Sechzigjährigen, die sie in ihrer Kindheit sahen, populärer als bei späteren Generationen. Ich selbst wuchs mit „Bonanza“ und „Lassie“ auf, aber schon „Die Waltons“ fand ich nicht mehr ansprechend.

Warum die Munsters gerade 1964/65 den Nerv einer Nation trafen, ist mir unerfindlich. Vielleicht lieferten sie endlich das Gegenbild zur Heile-Welt-Idylle der repressiven Fünfziger, konnten aber (noch) nicht so kritisch sein, dass sie die Protestgeneration von 1966/67 angesprochen hätten. Als im Januar 1966 „Batman“ auf der Szene erschien, sanken daher die Quoten der braven Munsters mitsamt denen der Addams Family, bis im Mai für beide das Aus kam.

Die DVD-Box zur 1. Staffel bietet dem Sammler Gelegenheit, sich der alten Zeiten zu erinnern, aber auch ein Stück Fernsehgeschichte zu begutachten. Koch Media hat eine digital überarbeitete Bildqualität zu bieten, die sehr zufriedenstellend ist, und eine Soundqualität, die dem noch heute verbreiteten Fernsehton entspricht. Das Bonusmaterial ist einer so wertvoll aufbereiteten Serie angemessen: umfangreich, informativ und mit einem dicken Booklet abgerundet.

Alles in allem kann man von einer sehr gut gestalteten und ausgestatteten DVD-Box sprechen, die ihren hohen Preis (ca. 40 Euro) wert ist und jedem Sammler sehr ans Herz gelegt werden kann.

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