Der Film thematisiert die Geschehnisse rund um die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere im Jahr 1971. „Die Verlegerin“ erhielt Oscar-Nominierungen als bester Film sowie mit Meryl Streep als beste Hauptdarstellerin.

Filminfos

O-Titel: The Post (USA 2017)
Dt. Vertrieb: Universal
VÖ: 28.Juni 2018
FSK: ab 6
Länge: ca. 117 Min.
Regisseur: Steven Spielberg
Drehbuch: Liz Hannah, Josh Singer
Musik: John Williams
Darsteller: Meryl Streep: Katharine „Kay“ Graham
Tom Hanks: Ben Bradlee
Bruce Greenwood: Robert McNamara
Alison Brie: Lally Graham
Carrie Coon: Meg Greenfield
David Cross: Howard Simons
Tracy Letts: Frederick „Fritz“ Beebe
Bob Odenkirk: Ben Bagdikian
Sarah Paulson: Tony Bradlee
Jesse Plemons: Roger Clark
Michael Stuhlbarg: A. M. Rosenthal
Bradley Whitford: Arthur Parsons
Matthew Rhys: Daniel Ellsberg
Zach Woods: Anthony Essaye
Pat Healy: Philip „Phil“ Geyelin
John Rue: Eugene „Gene“ Patterson
Philip Casnoff: Chalmers Roberts
Brent Langdon: Paul Ignatius

Handlung

Prolog

Vietnam, 1966. Der Dschungelkrieg ist in vollem Gange. Ahnungslose 19-jährige Ami-Jungs stolpern nach ihrer Grundausbildung in die Minenfelder des Viet Cong. In einem Feuergefecht kommt der Kriegsreporter und Pentagon-Mitarbeiter Daniel Ellsberg ((https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Ellsberg )) mit dem Leben davon und wird Zeuge, wie die Ami-Jungs einer nach dem anderen in Leichensäcken landen, um anschließend nach Hause transportiert zu werden.

Er beschließt, den Lügen der US-Regierung, die seit 1950 verbreitet werden, ein Ende zu bereiten und die amerikanische Öffentlichkeit darüber aufzuklären, was drüben jenseits des Pazifik wirklich passiert. Doch alle Akten und Dokumente sind geheim und unter Verschluss – außer an einem einzigen Ort: in der RAND Corporation, einer regierungsnahen Denkfabrik. Hier lässt Ellsberg stapelweise und peu à peu Akten mitgehen und von Helfern (seinen Kindern) heimlich fotokopieren. Eines Tages, hofft er, kann er die brisanten Dokumente einer Tageszeitung anvertrauen. Aber welcher? (Quelle: Matzer)

Haupthandlung

Katharine „Kay“ Graham (1917-2001) hatte den Job nie gewollt, doch nach dem Tod ihres Mannes muss sie den Posten als Chefin der renommierten „Washington Post „und Vorstandsvorsitzenden des Verlages übernehmen. Dies ist in dem von Männern dominierten Vorstand keine leichte Aufgabe, und anfänglich bringt sie in den Sitzungen kein Wort heraus. Die „Washington Post“ plant ihren Börsengang.

Eines Tages im Jahr 1971 landen geheime und brisante Informationen auf dem Schreibtisch von Ben Bradlee, dem Chefredakteur der „Washington Post“. Diese waren zuvor bereits der „New York Times“ zugespielt worden. Es geht in den von einem Ellsberg kopierten Unterlagen um die Verschleierung von Informationen darüber, dass der Vietnam-Krieg aus anderen als den bislang bekannten Gründen begonnen wurde und nicht zu gewinnen sei. Dies hatten der amtierende Präsident (Nixon) und seine drei Vorgänger stets verschwiegen.

Die Verantwortlichen der „Washington Post“ stehen nun vor der Entscheidung, ob sie den Inhalt dieser Papiere und damit den Skandal öffentlich machen und von der gezielten Desinformation berichten sollen oder nicht. Da es sich um Geheimdienstinformationen handelt, befürchten sie wegen Hochverrats im Gefängnis zu landen. Dennoch gibt Kay Graham letztendlich ihre Zustimmung, auch wenn sie freundschaftliche Beziehungen zu Menschen pflegt, die in den Papieren belastet werden, denn Bradlee hatte ihr klargemacht, dass es Pflicht der Presse sei, die Wahrheit zu drucken und sich eine freie Presse auch von der Regierung nicht erpressen lassen darf.

Die Veröffentlichung weiterer Inhalte der Pentagon-Papiere sorgt für Aufruhr im Weißen Haus. In der nun folgenden Gerichtsverhandlung, in der das Urteil zugunsten der beiden Zeitungen ausfällt, geht es nicht nur um das Recht der Presse, Fakten wahrheitsgemäß darzustellen, sondern auch um das Recht der Journalisten, ihre Quelle geheim zu halten. (ergänzte Quelle: Wikipedia)

Mein Eindruck

Steven Spielberg hat seinen Film, dessen Dreharbeiten im Frühjahr 2017 begannen und der zu Weihnachten 2017 in die US-Kinos kam, bewusst als Entgegnung auf die Anwürfe des neuen US-Präsidenten produziert, der den Medien vorwirft, der Staatsfeind Nr. 1 zu sein. Trumps Wählerschaft, immerhin ein Drittel der Bevölkerung, glaubt ihm dies sogar, trotz aller Fake News und alternativen Fakten. Ernster kann die Lage kaum noch werden, wenn es um Presse- und Meinungsfreiheit in USA geht.

Der Film ist nicht nur engagiert, sondern auch enorm spannend. Die Akquisition der Geheimakten. Die Kontaktaufnahme mit Ellsberg, die Vorveröffentlichung der „Pentagon-Papiere“ durch die „New York Times“, schließlich das Zuspielen der brisanten Papiere an Bradlee – ein Agententhriller könnte nicht fesselnder sein. Doch was wird die elegante Verlegerin damit machen?

Für Kay Graham steht alles auf dem Spiel: der Börsengang, die Arbeitsplätze ihrer Angestellten, das eigene Verlegerimperium mitsamt Ansehen und Vermögen, sämtliche Freunde – nicht zuletzt Robert McNamara, der Verteidigungsminister. Sie ist Teil der High Society am Potomac; Feiern anlässlich des Stapellaufs der neuen Jacht eines Freundes sind mindestens ebenso wichtig wie eine obskure Publikation von Geheimpapieren. Doch dies ist der Moment für die Verlegerin, in dem sie – entgegen allem maskulinen Rat – sagen: „Lasst es uns tun!“ Weil dies zum ersten Mall ihre eigene, völlig freiwillig beschlossene Entscheidung ist.

Nixon verklagt die „New York Times“ und die „Washington Post“ wegen angeblichem Geheimnisverrat. Der Prozess muss zum Obersten Gerichtshof vorgetragen werden. Es gibt zahlreiche kleine Momente wie etwa jenen, als Kay Graham die Stufen des Gerichtsgebäudes wie bei einem Spießrutenlauf herabschreitet – aber es ist eine Art Triumphzug, gebildet aus einem Spalier von bewundernden Frauen. Spielberg hat Frauen in möglichst vielen seiner Filmen Denkmälern zu setzen versucht – auch da, wo Frauen Schurkinnen spielen wie etwa die blonde Eva in „Indiana Jones 4“.

Die Spannung wird fast bis ganz zum Schluss aufrechterhalten, denn erst in letzter Sekunde wird für den Andruck der Enthüllungsausgabe grünes Licht gegeben. Und Nixon? Er taucht immer nur als Stimme am Telefon auf. Ellsbergs Schicksal wird nicht weiter thematisiert, aber aus der Wikipedia erfährt man, dass er knapp einer Verurteilung zu 115 Jahren Haft entging. Und durch die Veröffentlichung des Watergate-Skandals mauserte sich die eh schon angesehene „Washington Post“ zu einer nationalen Institution der Wahrheitsfindung.

Lediglich der deutsche Titel „Die Verlegerin“ schmeckt mir nicht. Er verschenkt nämlich die Doppelbedeutung des ursprünglichen O-Titels „The Post“: Dieser meint nicht nur den Namen der Zeitung, sondern auch die Verlegerin, die den Posten, die Stellung hält – in einem Kampf, der seinerzeit beinhart geführt wurde.

Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D in DTS-HD 5.1, Englisch in DTS-HD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D, Englisch
Extras: Die Stil-Abteilung (16:20 min), Das Anhalten der Pressen: Filmstart von „Die Verlegerin“ (24:31 min), Kunst und Kultur: Musik in „Die Verlegerin“ (6:28 min.)

Mein Eindruck: die Blu-ray

Bild und Ton entsprechen in der Qualität voll und ganz dem Niveau einer Blu-ray.

Die Extras

  1. Die Stil-Abteilung (16:20 min):

    Production Designer Rick Carter plaudert aus dem Nähkästchen. Offenbar war es ein großes problem, derart antike Technikstücke zu beschaffen. Der Fotokopierer von Xerox, der im Prolog benutzt wird, ist beispielsweise ein totales Fake: „Die Maschine durfte nicht angeschlossen werden, weil sie Feuer fangen konnte.“ Und das wäre gegen die Vorschriften der Filmversicherung gewesen. Beruhigend ist auch die Erkenntnis, dass Tom Hanks noch den Unterschied zwischen einer Computertastatur und einer Schreibmaschine kennt. Reizvoll ist Carters Vergleich mit dem Film „Die Unbestechlichen“ (mit Redford und Hoffman). Auch die riesigen Linotype-Druckmaschinen musste man sich woanders als bei der „Post“ ausleihen.

    Der Art Director war mehr für die Interieurs zuständig, etwa für die vielen Häuser (Graham, Bradlee, McNamara) und Büros (Bradlee vs. Graham). Ann Roth ist Spielbergs Kostümbildnerin seit „Silkwood“ (in der erstmals Meryl Streep auftrat). Roth hat für jede Rolle eine komplette Ausstattung bis hin zur Perücke, so dass sich der Schauspieler erstmals mit seiner Rolle identifizieren kann.

  2. Das Anhalten der Pressen: Filmstart von „Die Verlegerin“ (24:31 min):

    Eigentlich ist das Thema dieses Features die Entstehung des Films vom Drehbuch bis zur Premiere. Spielberg schlug gleich zu, denn er hatte Mühe mit seinem Dreh an „Ready Player One“, den er offenbar schon begonnen hatte. Hanks und Streep sagten gleich für die Hauptrollen zu, was man auch nicht alle tage bekommt, und nach ein paar Recherchen, Korrekturen und Neufassungen konnte der Dreh in White Plains, New York, losgehen. „Keine Proben!“, lautete Spielbergs Anweisung. Kameramann Janusz Kaminski setzte alles in Szene, besonders das Licht, das für viele Kontraste sorgt. Eine Szene wie im Stil der Stil von „French Connection“ aufzunehmen, habe ihm besonders Spaß gemacht – hartes Tageslicht in Kombination mit brutalistischer Betonarchitektur. An Kay Graham wurde immer gedacht: 2017 wäre ihr 100. Geburtstag gewesen.

    „Dies ist ein Kriegsfilm, und die Journalisten sind die helden“, erklärt der Regisseur. Dan Ellsberg war 1966 wirklich an der Front. Diese Erfahrung inszenierte Spielberg für den Prolog in einem Studio in White Plains. Dort geht es sehr schmutzig zu, und zum Glück gibt es 26 Stuntleute, die die Dreckarbeit übernehmen. Streep erklärt die Verlegerin zu ihrer persönlichen Heldin, indem sie nochmals darauf hinweist, was seinerzeit alles auf dem Spiel stand. Nur durch den Sieg vor dem Supreme Court konnte überhaupt der Watergate-Skandal aufgedeckt und publiziert werden.

  3. Kunst und Kultur: Musik in „Die Verlegerin“ (6:28 min.):

    John Williams bei der Arbeit zuzuschauen, kann ein Vergnügen oder höchst langweilig sein. Er verrät, dass er zu manchen Motiven durch das Klappern von Schreibmaschinen und Druckmaschinenmechanik inspiriert werden sei. Er wechselt klassische Instrumentierung mit elektronischer Musik (Ellsberg-Szenen) ab. 44 Jahre lang kooperieren Williams und Spielberg bereits miteinander – länger als Meryl Streeps Filmkarriere. „It’s the soundtrack of our life.“

Unterm Strich

„Die Verlegerin“ ist mindestens so spannend wie „Die Unbestechlichen“, reicht aber weiter in die privaten und ökonomischen Lebensbereiche der Beteiligten hinein. Obwohl Schicksale wie das von Dan Ellsberg fast ganz ausgeblendet werden und auch die Rolle der New York Times nur teilweise sichtbar wird – die Story gleicht immer noch einem Agententhriller, wenn es um die Akquisition, Verteilung und Publikation der geheimen Pentagon-Papiere geht.

Auch die Wirkung auf die Öffentlichkeit wird nur schwach sichtbar: Nur ein paar studentische Demonstranten gehen durch die Szene. Dabei war die Wirkung auf die „Woodstock Generation“ massiv und führte zu einer zunehmenden Ablehnung des Vietnam-kriegs, bis Kissinger Nixon sagte, dass sich die USA aus Südvietnam zurückziehen müssten. Am Schluss wird die Watergate-Affäre entdeckt – der Anfang von Ende der Nixon-Ära. Hier wie dort sind Journalisten und ihre Verleger die Helden.

Die Botschaft des Regisseurs an den neuen US-Präsidenten ist klar und deutlich. Ohne presse werde es weder Freiheit noch Demokratie mehr in den USA geben. Nicht nur dort, sondern überall auf der Welt, wo Autokraten wie Putin, Orban, Duterte und viele weitere Journalisten knebeln, ermorden lassen (Slowakei) oder vertreiben.

„Die Verlegerin“ lebt von seinen exzellenten Schauspielern und den sehr menschlichen Hintergründen. Graham hat einen Sohn in Vietnam, ebenso Bob McNamara, der Verteidigungsminister- Sie fragt ihn daher mit dem höchst moralischen Recht einer Mutter, die einen Vater befragt, nach seinem Recht zur Irreführung der Öffentlichkeit. Und sie geben einander ein Versprechen. Worin es besteht, sollte man selbst begutachten.

Die Blu-ray

Bild und Ton der Blu-ray sind ebenso einwandfrei wie die Features gehaltvoll und witzig sind. Die drei Features ersetzen ein Making-of. Auffällig ist die Abwesenheit von Trailern. So etwas scheint Spielberg nicht mehr nötig zu haben.

[Wertung]

Mima2016: 5 out of 5 stars (5 / 5)

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