Was ist Würde? Wie schätzt ein Mensch seine eigene Würde ein? Und wie gehen die Mitmenschen mit der Würde Anderer um? Philosophische und gesellschaftliche Fragen, die Roland Reber in seinem neuesten Film Roland Rebers Todesrevue nicht nur stellt, sondern auch versucht zu beantworten. 

[INHALT]

Ein Mann der um Sterbehilfe bittet. Der Mensch mit der Maske, der unbedingt berühmt werden will. Eine Liebesbeziehung die am Ende ist. Ein Leichenschauhausmitarbeiter der seine “Kunden” von A nach B schiebt und eine Spielshow, die mit der Würde ihrer Kandidaten spielt. All dies ist Roland Rebers Todesrevue und über all dem steht die steht die Frage: Was ist Würde? Was ist Leben?

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[MEINE MEINUNG]

Keiner von Roland Rebers Filmen ist leichte Kost. Alle seine Filme fordern vom Zuschauer den Willen sich mit dem gezeigten auseinander zu setzen und über die gesehenen Bilder nachzudenken. Da macht auch Roland Rebers Todesrevue keine Ausnahme. Nehmen wir als Beispiel den Mensch mit der Maske, denn der Mensch mit der Maske ist die Figur im Film in der ich mich am Besten wiederfinde. Als Blogger in verschiedenen Bereichen fragt man sich nämlich selbst öfter mal, ob man seinen Blog für sich führt oder ob man mit dem Inhalt eine gewisse Berühmtheit anstrebt. Ich für mich habe dabei schnell zu dem Punkt gefunden, dass ich zwar eine gewissen Reichweite erzielen möchte, ich in erster Linie aber blogge, weil ich meine Gedanken zu Filmen gerne niedergeschrieben oder ins Mikrofon gesprochen habe. Sozusagen als eigene Reflexion für ein Filmerlebnis.

Schaut man sich nun aber ein wenig im Internet um, merkt man schnell, dass es viele Blogger und YouTuber im weltweiten Datennetz gibt, die ihre Inhalte produzieren um zu zeigen, dass es sie gibt und wollen, dass sie eine gewisse Aufmerksamkeit und Berühmtheit dadurch erlangen. Wenn der Mensch mit der Maske dabei auf Mittel wie Gesang und musizieren zurückgreift, sind dies noch die harmlosesten Versuche und der extreme finale Versuch vom Mensch mit der Maske wird zum Glück selten unternommen, doch zeigt alleine diese Figur in Roland Rebers Todesrevue zu was Menschen heute bereit sind um berühmt zu werden.

Doch nicht nur bei dieser Filmfigur gelingt es Roland Reber treffend zu zeigen, wie wenig einem selbst die eigene Würde heute wert ist oder wie wenig die Würde der Mitmenschen heute noch geschätzt wird. Wo die Spielshow Todesrevue überspitzt zeigt, wie Menschen vor laufender Kamera bereit sind sich freiwillig bloßzustellen, regt diese Darstellung gleichzeitig dazu an einmal darüber nachzudenken ob es nicht heute schon genug Shows im Fernsehen gibt, die bereits erschreckend in diese Richtung gehen. Und dies nicht erst seit dem Internetzeitalter, schließlich gab es in 90ern bereits eine Vielzahl an Krawalltalkshows in denen Menschen ihre inneren Abgründe offenbart haben. Und auch wenn diese Talkshows heute verschwunden sind, ist vielen Ihre Würde egal. Warum, wenn nicht für 15 Minuten Ruhm, sollte man an einer Datingshow teilnehmen, in der man sich durchgängig nackt präsentiert? Warum lässt man sich auf der Suche nach einer Schwiegertochter vorführen oder warum sind Menschen der Meinung, dass nach der Nacht der Rosen die ewige große Liebe wartet?

Ein dritter Aspekt, den Roland Reber perfekt trifft ist der wachsende Einfluss smarter Technologie. Ja, auch ich habe smarte Technologie im Haus und ich bin auch der Meinung, dass diese Technologie durchaus dabei helfen kann den Alltag besser zu meistern. Dennoch muss man diese Technologie hinterfragen und hier zeigt Roland Rebers Todesrevue einen der wichtigsten Fragen zu diesem Thema. Verlassen wir uns zu sehr auf die smarten Technologien? Die Antwort die der Film hierzu gibt ist kein klares Ja oder Nein, aber der Storystrang der sich mit diesem Thema befasst sorgt auf jeden Fall dafür, dass man sich das nächste technische Gadget nicht einfach in die Wohnung holt, sondern selber einmal darüber nachdenkt welche Vor- und Nachteile eine immer größer werdende Vernetzung des eigenen Lebens mit sich bringt.

Ich könnte nun auch die anderen Geschichten aus Roland Rebers Todesrevue im Detail analysieren, denke aber, dass die angebrachten drei Beispiele bereits gut zeigen welchen Ansatz der Film verfolgt. Und wie man vielleicht aus meinen bisherigen Ausführungen heraus lesen kann ist Roland Rebers Todesrevue ein Film der mir gefallen hat. Ich selbst konnte in den letzten Jahren miterleben wie Facebook und Co. das eigene Leben und das Leben der Menschen im Umfeld verändert hat. Wo früher darüber nachgedacht wurde ob ein Foto überhaupt erst geschossen wurde, posten heute Bekannte jeden noch so peinlichen Moment in sozialen Medien oft ohne darauf zu achten ob etwas öffentlich oder für einen privaten Kreis gepostet wird. Und genau darum gefällt mir Roland Rebers Todesrevue so gut. Der Film hält einem den Spiegel vor selbst einmal über das eigene Verhalten in sozialen Medien nachzudenken ohne Moralapostel zu spielen. Er regt dazu ein über seine eigene Einstellung zum Thema Würde nachzudenken. Darüber wie wichtig einem die eigene Würde ist. Darüber ob es vielleicht nicht besser ist Bauern nicht bei Suche nach Frauen zuzuschauen um die Würde der Bauern zu respektieren. Darüber ob man wirklich einen abfälligen Kommentar posten muss.

Schön, dass bei all den ernsten Tönen im Film der Humor dennoch nicht zu kurz. Wenn dem Mensch mit der Maske die Flöte hinfällt oder der smarte Lautsprecher einfach alles im Haus abschaltet, dann ist es auch erlaubt zu schmunzeln und zu lachen. Und damit zeigt Roland Rebers Todesrevue auf seine ganze eigene Art und Weise, dass Leben auch Spaß bedeutet. Dass man sich nicht selbst entwürdigen muss um ein tolles Leben zu haben.

[FAZIT]

Wenn ich am Ende von Roland Rebers Todesrevue eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass Berühmtheit um jeden Preis nicht der Sinn des Lebens ist und sein kann. Vielmehr zeigt Roland Rebers Todesrevue, dass dieses krampfhafte Streben nach Berühmtheit und der Drang jeden Teil seines Lebens mit der ganzen Welt zu teilen eher zum Gegenteil, zu einem traurigen Leben führt. Auch wenn der Filmtitel auf den ersten Blick etwas anderes aussagt, Roland Rebers Todesrevue ist ein lebensbejahendes Kunstwerk, das einen dazu bewegt nach dem Abspann darüber nachzudenken ob man nicht selber zu sehr in der digitalen Welt auf der Suche nach dem eigenen Erfolg ist.

[FAKTEN]

Titel: Roland Rebers Todesrevue
Genre: Komödie
Regie: Roland Reber
Drehbuch: Roland Reber, Mira Gittner, Antje Nikola Mönning
Darsteller: Waltraut Borchmann – Lola
Christian Buse – Frank
Marina Anna Eich – Billie
Mira Gittner – Mensch mit Maske
Eisi Gulp – Leichenschauhausmitarbeiter
Ricci Hohlt – Hilde
Wolfram Kunkel – Mr. Naumann
Antje Nikola Mönning – Patsy
Sophie Röhrmoser – Britta
Wolfgang Seidenberg – Talkmaster
Erscheinungsjahr: 2019
Land: Deutschland
Laufzeit: 93 Minuten
Verleih: wtp international
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Kinostart: 23.01.2020

[WERTUNG]

Gnislew: 5 out of 5 stars (5 / 5)

2 Gedanken zu „Ist die Würde des Menschen unantastbar?“
    1. Eigenwillig würde ich nicht sagen. Aber weit weg vom deutschen Mainstream. Wie seine Vorgängerfilme wird sicher auch dieser Film seine Fans finden. Mich hat er schon gefunden und ich bin immer wieder positiv überrascht wie Roland Reber und sein Team mit Herzblut solch tiefgründige Filme erschafft.

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