Die sechsteilige Mini-Serie verfolgt die Abenteuer und Missgeschicke eines US-Luftwaffengeschwaders in Italien während des 2. Weltkriegs. Um von den halsbrecherischen Kampfeinsätzen freigestellt zu werden, versucht Bombenschütze Yossarian (Christopher Abbott) verzweifelt, sich für verrückt erklären zu lassen, scheitert aber an der absurden Argumentationskette „Catch-22“. (Verleihinfo)

Serienadaption des Romans von Joseph Heller aus dem Jahr 1961. George Clooney ist Regisseur und Hauptdarsteller der Miniserie für den US-Streamingdienst Hulu.

Filminfos

  • O-Titel: Catch-22 (USA 2018)
  • Dt. Vertrieb: Universal
  • Veröffentlichung: 5. Dezember 2019 
  • FSK: ab 16
  • EAN: 50530-83204938
  • Länge: ca. 257 Min.
  • Regisseure: George Clooney, Grant Heslov, Ellen Kuras
  • Produzent: George Clooney, Ellen Kuras, Richard Brown
  • Drehbuch: Luke Davies, David Michôd nach dem Roman von Joseph Heller
  • Darsteller: George Clooney, Hugh Laurie, Christopher Abbott (Yossarian), Kyle Chandler, Daniel David Stewart, Rafi Gavron, Graham Patrick Martin, Grant Heslov (Doc Daneeka) u.a.

Die Episoden

Jede Folge ist etwa 43 Minuten lang. Die Handlung wird im Gegensatz zur Buchvorlage chronologisch erzählt. 

Folge 1: 

Junge amerikanische Flieger kommen im Krieg an und erkennen, dass die Bürokratie tödlicher ist als der Feind. (Amazon/Starz) Nach der Ausbildung in Kalifornien werden die rund 40-50 neuen Rekruten auf der (fiktiven) Insel Pianosa (s.u.) stationiert und versuchen, das Beste aus dem Stress während der Einsätze und aus der Langeweile während des Bodenaufenthalts zu machen. Doch die Einsätze erweisen sich als alles andere als ungefährliche Spaziergänge: Die Flak der Deutschen zielt verdammt scharf und so manche Bombenbesatzung verschwindet von jetzt auf gleich im Nirwana – oder sie schmiert ganz langsam Richtung Mittelmeer ab…

Schon nach seinem ersten Kontingent von 25 vorgeschriebenen Einsätzen will Yossarian raus aus dieser Hölle. Doch erstens erhöht der schneidige Col. Cathcart (Kyle Chandler) die Anzahl der vorgeschriebenen Einsätze laufend und zweitens nützt es Yossarian nichts, als er versucht, den Kranken und den Verrückten zu simulieren. Als Kranker durchschaut ihn das Personal, und als Verrückter erwischt ihn der Catch-22, eine logische Zwickmühle, die noch verrückter ist, als er gerne sein möchte. 

Folge 2: 

Bombenschütze Yossarian tut alles, um nach Hause zu können, wohingegen Milo den Krieg als einen Wachstumsmarkt sieht. (Amazon/Starz) Milo Minderbinder wird dankt Col. DeCoverley (Hugh Laurie) neuer Versorgungsoffizier der Bomberschwadron und kann nun schalten und walten, wie es ihm passt. Seine Flüge führen ihn von Schottland über die Schweiz bis in den Orient. Über kurz oder lang gelingt es Milo, auch Col. Cathcart als Teilhaber seines global werdenden Wirtschaftsimperiums „M & M Enterprises“ zu gewinnen. Fortan vermischen sich die Interessen des neuen „militärisch-industriellen Komplexes“ (Eisenhower), der heute bereits die Norm ist. 

Leider spricht man anno 1943 nur in den wenigsten Weltgegenden Englisch. Das gilt auch für Yossarian, der sich im frisch eroberten Rom radebrechend durchzuschlagen versucht. Er lernt vor dem von DeCoverley requirierten Bordell ein Bettlermädchen kennen, das die Schwester einer der Prostituierten (Natelys Hure) ist. Es wird später noch eine traurige Rolle spielen. Als Zuhälter der käuflichen Grazien tritt kein Geringerer als Giancarlo Giannini auf, einer der Cops in „James Bond: Casino Royale“ (mit Daniel Craig). Als Marcello beweist er den Amis, dass Italien auch diesen Krieg gewinnen werde. Die Bäumchen-wechsel-dich-Taktik seines Landes habe sich stets bewährt. 

Nächstes Ziel: Bologna! Cathcart hat das Soll auf 40 Missionen heraufgesetzt. Yossarian weiß: Bologna ist ein Fleischwolf. Er muss etwas unternehmen…

Folge 3: 

Yossarian wendet unnötig Energie auf, um einer gefürchteten Mission zu entkommen. Die Katastrophe holt ihn ein, als er es am wenigsten erwartet. (Amazon/Starz) Bologna! Yossarians Hintern geht auf Grundeis, wenn er nur daran denkt. Dabei ist die Bombenlinie nur eine Schnur auf einer Landkarte. Flugs verschiebt er die Bombenlinie HINTER Bologna. Das hat unterwartete Folgen. So landet Col. DeCoverley in einer noch von den Nazis besetzten Stadt. Das Haus, das gerade requirieren will, ist noch voller deutscher Soldaten…

Noch 15 km bis Bologna und die Flak feuert, was das Zeug hält. Yossarian reißt die Kabel aus seinem Kommunikationskästchen in seiner Kanzel. „Was sagst du? Ich kann keinen verstehen!“ Aus „technischen Gründen“ lässt er seinen Bomber umdrehen. Als einziges Flugzeug seiner Viererstaffel kehrt die B-25 zwar heil zurück, aber Col. Cathcart macht die Mannschaft vor aller Augen zur Schnecke und nennt sie „Feiglinge“. Pilot McWatt dreht durch und fliegt am nächsten Tag in den Tod…

Dafür feiert Milo Triumphe: Er hat den Deutschen drei alte Ju-52 abgekauft – und einen Jäger. Erst Col. Cathcart, sein Teilhaber, kann die Militärpolizei dazu bewegen, Milo in Ruhe zu lassen. Wer weiß, wozu Milo noch alles fähig ist. Unterdessen spielt Major Major den unsichtbaren Mann. er ist für niemanden zu sprechen, er traut sich nicht einmal, das Handbuch für Offiziere zu lesen und weiß daher nicht, was er für Yossarian, der ihn bekniet, tun kann. 

Folge 4: 

Auf einem surrealen Ausflug erkennt Yossarian langsam das Ausmaß und die Reichweite von Milos Geschäftsimperium. (Amazon/Starz) Die beide Todesfälle Sampson und McWatt haben ein Nachspiel, aber Yossarian scheint unschuldig zu sein. Er seinerseits verrät Schwester Duckett seinen Plan: alle Einsätze bis zum derzeitigen Plansoll (50) in nur sechs Tagen runterzureißen. Ob das wohl klappt, fragt sich Duckett. Wie sich zeigt, klappt alles bis zur Einreichung des Antrags auf Entlassung – der prompt irgendwo auf Col. Korns Schreibtisch verschwindet. 

Milo bittet Yossarian um einen klitzekleinen Gefallen: Er soll ihn auf seiner nächsten Einkaufs- und Verkaufstour begleiten. Im algerischen Hafen Oran darf Yossarian vor dem Kalifen den Ölmilliardär „Nelson“ D. Rockefeller spielen. Der Pilot Orr sekundiert ihm dabei vorbildlich. Unglaublich, welche Stellungen Milo inzwischen erlangt hat: In Palermi ist Bürgermeister, auf Malta Botschafter usw. 

Korn verdonnert Yossarian zu fünf weiteren Flügen, denn natürlich ist das Soll inzwischen erhöht worden. Nately bittet ihn, sein Trauzeuge bei der Hochzeit mit der Hure Clara zu sein und vertraut ihm seinen Trauring an. Doch Nately wird von der nächsten Mission nicht zurückkehren…

Folge 5: 

Noch von einer brutalen Tragödie gezeichnet, begegnet Yossarian in Rom unvorstellbarer Finsternis und steht vor einer unmöglichen Entscheidung. (Amazon/Starz) Yossarian gibt sich die Schuld an Natelys Tod, jetzt sind von seinen Ausbildungskameraden nur noch Orr und Aarfy übrig. Cathcart und Korn machen ihn fertig, aber jede Herabstufung wäre das Eingeständnis, dass ihr laden suboptimal läuft. Korn schlägt daher vor, Yossarian zum Captain zu befördern. Als solcher hat er eh nichts zu sagen. Und einen Orden soll er bekommen. Seinen Antrag auf Urlaub lehnen sie ab, also entfernt er sich unerlaubt von der Truppe. Das wird übel enden.

Denn er betrachtet es als seine Pflicht, Clara zu von Natelys Tod verständigen, doch im Quartier ist nur Aarfy und im Bordel überhaupt keiner mehr. Im abgedunkelten Rom stößt er nur auf deren Schwester, das Bettlermädchen Ines. Er gibt Ines den Diamantring und kehrt zu Aarfy zurück. Der hat inzwischen Claras Schwester Micaela vergewaltigt und vom Balkon auf die Straße geworfen. Yossarian ist außer sich, doch als die Militärpolizei eintrifft, reagiert niemand auf seine Anklage, denn er wird festgenommen. Der Mord sei Sache der Zivilpolizei.

Nur Cathcart muss über Aarfys Tat befinden, v.a. aber über Yossarians Anklage. Wenn er diese fallen ließe, würden ihm die restlichen Flüge erlassen. Yossarian nimmt den Deal an, aber es ist ein Pakt mit dem Teufel, wie sich herausstellt. Unterdessen schlägt der militärisch-industrielle Komplex voll zu: Der Stützpunkt wird von deutschen Bombern in Schutt und Asche gelegt – mit Milos Genehmigung! 

Folge 6: 

Yossarian lebt noch und ist unversehrt, doch ein alter Feind stellt sich ihm entgegen. Mit einem enormen Verlust konfrontiert, macht er eine Verwandlung durch. (Amazon/Starz) gen. Scheißkopf hat den Deal gestrichen und auf dem nächsten Einsatz musste Yossarian prompt dafür büßen: ein Granatsplitter der Flak hat ihn im Schritt getroffen. Er musste mit dem Fallschirm aussteigen, während Orr weiterflog. 

Statt zu sterben, muss Yossarian herausfinden, dass seine Verletzung an seinen edelsten Teilen nicht einmal ein „Blightey“ ist, also eine Wunde, die zum Heimaturlaub berechtigt. Scheißkopf lässt es sich nicht nehmen, Yossarians Vorspiegelung falscher Tatsachen handgreiflich zu widerlegen. Yossarians nächster Einsatz ist jedoch derart traumatisierend, dass er fortan nur noch nackt umhergeht. 

Die Ordensverleihung vor General Dreedle wird daher eine relativ groteske Veranstaltung. Nur Milos Nachricht, Orr sei in Schweden, bewegt den Bombenschützen dazu, überhaupt an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Als schon wieder ein Frischling eintrifft, nimmt ihn Yossarian ganz fest in den Arm, denn er weiß ja, wie hoch dessen Überlebenschancen stehen. Henry Mudds Seesack steht immer noch als Memento mori in der Ecke seines Zeltes……

Gesamteindruck

Die Romanhandlung, die lange als unverfilmbar galt, findet in dieser TV-Produktion, verteilt auf ca. sechs Stunden, eine ausgiebigere Würdigung als im Spielfilm von 1970. Die dramatischen Höhepunkte liegen meist am Ende einer Episode, wie es sich gehört, die komischen und romantischen Momente sind über den Anfang einer Episode verteilt. Am Anfang kann mich als gemütlich zurücklehnen, doch am Schluss erwischt einen irgendeine Katastrophe kalt. Es heißt also, auf der Hut zu sein. Ich habe festgestellt, dass ein zweites Anschauen sehr förderlich ist, um bestimmte Hinweise ausreichend zu würdigen, seien sie nun komisch, grotesk oder auch einfach nur drastisch. 

Politik, welche Politik?

Obwohl es hier um internationale Kriegshandlungen zwischen drei Völkern – Amis, Italienern und Deutschen – geht, ist doch von Politik äußerst selten die Rede. Was der Film inszeniert, sind die Auswirkungen der Politik auf menschliche Schicksale. Und das wirkt in einer dramatisierten Darstellung seit den Anfängen des Theaters (also vor über 2500 Jahren) überzeugender als jede politische Erörterung. Das einzige, was dieser Meta-Ebene nahekommt, ist der Monolog des Zuhälters Marcello (Giancarlo Giannini) darüber, das Italien aus diesem Krieg als Sieger hervorgehen werde. 

Der unvoreingenommene Zuschauer mag es vielleicht nicht realisieren, aber es sind ja vor allem die Bombardierungen durch die Alliierten, die das Elend der italienischen Bevölkerung verursachen. Seit Italien 1943 von den Deutschen besetzt worden ist, sind alle wehrfähigen jungen Männer in den Untergrund zu den Partisanen gegangen, um die Deutschen zu bekämpfen. Sie fallen als Ernährer aus. 

Die Opfer

Zurückgeblieben sind die alten Männer, wehrlose Frauen und Kinder. Sie hungern, wenn sie nicht das Glück, auf dem Land in einer unzerbombten Villa zu leben (hier hat Yossarian das seltene Glück, von seiner Geschlechtsverletzung geheilt zu werden). Frauen und weibliche Kinder müssen sich prostituieren oder betteln gehen, um sich zu ernähren. Die Familie von Clara, „Natelys Hure“, steht als Beispiel für diese Schicksale. In den verdunkelten Gassen Roms begegnet Yossarian einigen unheimlichen Gestalten und grotesken Szenen. Bis er schließlich zu Micaelas Leiche gelangt: Aarfy hat sie vergewaltigt und dann wie ein Kleenex-Tuch weggeworfen, im vollen Bewusstsein, in dieser Stadt ÜBER dem Gesetz zu stehen – er ist ja der Eroberer, der Sieger. 

Politische Aussagen gibt es also genügend, aber sie sind alle implizit formuliert, nicht explizit deklamiert. Nur selten verirrt sich mal ein kluger Kommentar in den Mund einer Nebenfigur. So passiert es bei Schwester Sue Ann Duckett, als sie (in Folge 5 oder 6) etwas über Macht und deren Missbrauch sagt – ein kluges Mädchen, das eindeutig auf Yossarians Wellenlänge liegt. Schade, dass auch zurück in die Staaten gegangen ist, ein Glück, das Yossarian eindeutig verweigert wird. 

Die DVD

  • Technische Infos
  • Bildformate: 1,78:1 (16:9)
  • Tonformate: Italienisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Sprachen: D, Englisch, Italienisch
  • Untertitel: D, Englisch, Italienisch
  • Extras:
    • Trailer
    • Die Zahnräder des Krieges Teile 1-3
    • Deleted Scenes
    • Outtakes

Mein Eindruck: die DVD

Das Bild der DVD ist einwandfrei eingefangen und der Ton in DD 5.1 wiedergegeben, also ein guter Stand der Technik. Wer eine höhere Qualität will, muss sich die Blu-ray zulegen, falls es sie gibt. Streaming in HD-Qualität reicht sicherlich für die Heimunterhaltung aus, ist aber derzeit nur selten zu bekommen, der Corona-Krise sei Dank. 

BONUS (alle Beiträge mit OmU)

  1. Die Zahnräder des Krieges, Teil 1: Catch-22 ist ein ganz schöner Fang! [sic!] (14:55 min): Diese Featurette dokumentiert, wieso und auf welche Weise es zur Entstehung der Serie kam. Immerhin wollte Ko-Autor Luke Davies damit einen Kommentar auf die „heutige geopolitische Lage“ abgeben. Er ist der Autor der Serie „True Detective“ und kennen sowohl das Buch von Joseph heller als auch die erste Verfilmung von Mike Nicholls aus dem Jahr 1970. Ko-Autor David Michod sollte ursprünglich Regie führen, doch er wurde von Gary Heslov (Folgen 1+5) und George Clooney (4+6) sowie Ellen Kurras (2+3) ersetzt. Heslov spielte dann zudem Doc Daneeka. Nur Davies wusste, dass „Scheißkopf“ auf Englisch „shithead“ bedeutet. Er hatte seine Englischlehrerin gefragt. 

    Die Auswahl der Darsteller erfolgte nach dem Prinzip: „Die jungen sind allesamt unbekannt, die alten bekannt“, so etwa Clooney, Hugh Laurie und Kyle Chandler. Die Episoden fangen relativ heiter an, werden dann aber zunehmend düster, während Yossarian verzweifelte Versuche unternimmt, dem Catch-22 zu entkommen. Gary Heslov hatte die zweifelhafte Ehre, diese Zwickmühle etwa hundertmal zu erklären. 
  2. Deleted Scenes (1:23 min.): Belanglose Szenen ohne Aussage. 
  3. Outtakes (12:28 min.): Pleiten, Pech und Pannen, aber dermaßen viel davon, dass man sich schließlich fragt, ob die Macher das wirklich für lustig gehalten haben. 
  4. Die Zahnräder des Krieges, Teil 2: Der militärisch-industrielle Komplex ist komplex! (15:05 min): Es gibt wirklich nicht mehr viele B-25-Maschinen, die noch flugtauglich sind. Die meisten wurden gleich nach Kriegsende verschrottet. Der Hauptgrund: Diese fligenden Kisten hatten keine Heizung, keine Kühlung, keinen Druckausgleich, keine Enteisung, was bedeutete, dass sie extrem von gutem Wetter abhängig waren und nur ziemlich tief, in Reichweite der Flak, fliegen konnten. Nur sechs von zehn B-25-Piloten kamen überhaupt zurück. Yossarian hatte also jeden Grund, sich vor den Dingern zu fürchten. 

    James Dale und Pete Blood waren unter den Piloten, die die rund 15-20 Bomber von Kalifornien nach Sardinien steuern durften. Diese Atlantiküberquerung via Grönland (Eis!) und Island (Vulkane!) hatte es wirklich in sich. Die fiktive Insel Pianosa befindet sich anscheinend genau zwischen Korsika und Sardinien. Dort blies zwei Drehmonate lang ständig ein heftiger Wind, so dass die Crew wirklich froh war, wenn sie mal in einer Stadt drehen durfte. Die Bomber-Interieurs war in einem Studio in Cinecittà (Rom) auf einer kippbaren Hebebühne montiert, wo sie in Vibration versetzt werden konnten. 

    Nacheinander werden die Darsteller der jungen und der alten Figuren vorgestellt, obwohl man bei Clooney und Laurie nicht mehr vorzustellen hat. Die Kostümdesignerin kommt ebenso zu Wort wie der Kameramann Martin Ruhe, der allen Exterieurs ein harsches Licht verlieh. Merke: Dies ist nicht Disneyland. Marcus Haendgen war für Kulissen und Requisiten zuständig, die Bühnenbildnerin war Alessandra Querzo. 
  5. Die Zahnräder des Krieges, Teil 3: Yossarian lebt!!!(?)! (13:43 min): Weil die Rümpfe und kanzeln der Bomber so eng waren, musste Luke Davies mehrere Szenen umschreiben. Diese Doku befasst sich mit dem Verschwinden und Sterben von Yossarians Kameraden, die er seit der Ausbildung kennt. Warum stirbt beispielsweise Nately, der in seine römische Hure verliebt ist, mit einem Lächeln auf den Lippen? Warum jagt McWatt seinen (deutschen?) Flieger in die Felsen am Strand statt im Kampf zu fallen? 

    Rückblende auf das römische Bordell: Die Freunde Yossarians singen mit den Damen ein Lied. Clooney erklärt, wie er den Zuschauer zu einer emotionalen Anteilnahme an der Handlung bringen wollte. Yossarian ist der listige Drückeberger, okay, aber wir fühlen mit ihm, weil der Krieg an Grausamkeit und die Offiziere an Skrupellosigkeit zunehmen. 

    Wo Yossarian das System bekämpft, nutzen die Offiziere, bestärkt von Milo Minderbinders Wirtschaftsimperium, jede Gelegenheit, um die Flieger fertigzumachen. Und gerade wenn Yossarian hofft, nach 50 (!) Einsätzen endlich sein Soll erfüllt zu haben, kommt ihm ausgerechnet Col. Scheißkopf vor die Nase, dessen Frau er gevögelt hat. Die Idee, Yossarian von einem Flug in den Sonnenuntergang fliegen zu lassen, stammt von Clooney. 
  6. Deleted Scenes (4:14): Eine Reihe belangloser Szenen auf den Folgen 4-6. Bemerkenswert ist hier jedoch die „Schwedische Begrüßung“: Orrs Traum, ins neutrale Schweden zu fliegen und dort eine Familie zu gründen, wird hier nämlich war. Leider wurde diese Fassung des Skripts verworfen. 
  7. Outtakes (8:37): Pleiten, Pech und Pannen, aber dermaßen viel davon, dass man sich schließlich fragt, ob die Macher das wirklich für lustig gehalten haben. Warum G. Clooney auf Woody Harrelson anspielt, hat sich mit nicht erschlossen. 

Schon der Featurette-Titel “ Catch-22 ist ein ganz schöner Fang!“ deutet an, dass es mit den Englischkenntnissen der Übersetzer von Texten und Dialogen nicht allzuweit her ist: Der „catch“, um den es geht, ist kein „Fang“, sondern ein „Haken“, nämlich die Zwickmühle schlechthin. Ich stellte denn auch fest, dass zwischen den Sätzen in der Synchronisation und denen in den Untertitel ein beträchtlicher Unterschied besteht. Ein weiterer Unterschied besteht zwischen den deutschen und den englischen Untertiteln des Originals. Man kann sich also denken, dass die Synchronisation so weit vom Original entfernt ist wie nur irgend möglich. 

Unterm Strich

Der Unterhaltungswert dieser TV-Verfilmung des Joseph-Heller-Klassikers ist begrenzt. Insbesondere der schräge Humor, der ja 1970 an Biss kaum zu überbieten war, lässt sehr zu wünschen übrig; er wirkt geradezu weichgespült. Auch die Nuditäten, die 1970 für Aufsehen sorgten (Full frontal!), halten sich nach einem Hingucker in Folge 1 sehr in Grenzen. Hodenverletzungen witzig zu finden, finde ich daneben. Das gibt null Erotikpunkte. 

Stattdessen ergehen sich die Produzenten und drei Regisseure in Darstellungen des Lagerlebens auf der Basis, in den kommerziellen Abenteuern Milo Minderbinders und vor allem in den martialischen und durch tragischen Bombereinsätzen, an denen Yossarian teilnehmen muss. Wer zudem auf George Clooney steht, findet in seiner Darstellung wenig Charmantes: Sein General Scheißkopf führt sich auch nach 20 Jahren noch wie ein kleiner Feldwebel auf, der das Schikanieren von Rekruten erregend und befriedigend findet. Und er vergisst nicht, dass es Yossarian mit seiner Frau getrieben hat, so kleinlich ist er. 

Alles in allem würde ich für die Episoden 3 bis 3,5 von 5 Sternen vergeben. Aber es gibt einen Bonus…

Die DVD

Das auf drei Featurettes aufgeteilte Making-of „Die Zahnräder des Krieges“ würdigt die gesamte Produktion von Anfang bis Ende, sämtliche Darsteller und transportiert sogar noch eine Aussage, die die Produktion laut Luke Davies haben soll. tatsächlich ist die hier geschilderte Entstehung des militärisch-industriellen Komplexes heute der Standard für viele Ebenen der internationalen Kooperation (genannt „Militärhilfe“). Davies macht dies in seinen Kommentaren klar. Clooney wirkt wie der witzige, ältere Bruder von Gary Heslov, stellt aber sein Licht unter den Scheffel: Er war es ja, der sich einen neuen Schluss einfallen ließ. 

Alles in allem: viel Luft nach oben bei der Inszenierung, beim Making-of aber das Soll an Missionen erfüllt. 

Unsere Wertung:

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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