Der Geschäftsmann David Mann (Dennis Weaver) ist mit seinem 1970er Plymouth Valiant Custom auf dem Highway unterwegs, als aus dem nichts plötzlich ein Tanklastzug auftaucht. David hat keine Lust, hinter dem LKW herzufahren, der ihm zu langsam unterwegs ist. Deswegen setzt er zum Überholmanöver an, ohne zu ahnen, dass sich daraus böse Folgen ergeben. 

Die ruhige Atmosphäre der amerikanischen Einöde wird plötzlich zu einem Kampfplatz, bei dem der unsichtbar erscheinende Fahrer des Lastwagens zu einem gefährlichen Gegner wird. Denn ohne ersichtlichen Grund beginnt das PS-strotzende Ungetüm, Jagd auf David zu machen. Der harmlose Geschäftsmann versucht alles, um den LKW los zu werden, aber kein Trick scheint ausreichend zu sein, um das zu erreichen. Ein gnadenloses Duell mit ungewissem Ausgang beginnt. (filmstarts.de)

Filminfos

  • O-Titel: Duel (USA 1971)
  • Dt. Vertrieb: Universal
  • VÖ: 16.10.2014
  • EAN und Preis: gibt’s nur in der neuen „Steven Spielberg Director’s Collection“!
  • FSK: ab 12
  • Länge: ca. 90 Min.
  • Regisseur: Steven Spielberg
  • Drehbuch: Richard Matheson nach seiner eigenen, gleichnamigen Erzählung
  • Musik: Billy Goldenburg
  • Kamera: Jack Marta
  • Darsteller: Dennis Weaver, Lucille Benson, Lou Frizell u.a.

Handlung

David Mann ist Handelsvertreter und begibt sich morgens aus seinem Haus in einem Vorort einer kalifornischen Stadt auf den Weg zu Mr. Forbes, einem Kunden. Während er den nagelneuen Highway Richtung Süden entlangrauscht, hört er im Radio einen Mann sich als „Hausmann“ bezeichnen. Wie soll er sich denn bei der aktuellen Volkszählung als „Familienoberhaupt“ bezeichnen? Geht doch gar nicht. Auch David steht unter dem Pantoffel. Das erste, was er bei einem Tankstopp macht, ist, seine Frau anzurufen. Er solle ja pünktlich zurückkehren, verlangt sie. Daraus wird leider nichts werden. Sie kann froh sein, wenn er überhaupt je zurückkehrt…

Kaum ist David von der Autobahn auf die Landstraße abgebogen, taucht der Tanklaster auf. Es ist ein altes, stinkendes, Abgase ausstoßendes Ungetüm, das Davids roten 1970er Plymouth Valiant Custom mit Leichtigkeit überholt – und ihn dann nicht mehr vorbeilässt. Das Gesicht des Fahrers ist nie zu sehen, nur sein Arm, wenn er David vorbeiwinkt, um ihn überholen zu lassen – genau in den Gegenverkehr! In diesem Moment merkt David, dass ihn der Fahrer umbringen will. Er bekommt es mit der Angst zu tun. Er befindet sich in einer Art Wildem Westen, und hier gelten fremde, verunsichernde Gesetze. 

Zunächst fasst David das Katz und Maus Spiel des Tankerfahrers als sportliches Spiel auf. Aber nach dem „Mordanschlag“, ändert er seine Ansicht. Mit Müh und Not bremst er vor einem Straßencafé und rauscht in einen Zaun. Völlig entnervt und wackelig auf den Beinen stakst er zur Toilette des Cafés. Als er den Tankwagen draußen auf dem Parkplatz wie eine tödliche Waffe lauern sieht, verwandeln sich alls Gäste im Café schlagartig in Verdächtige. Es kommt zu einem Handgemenge, und David muss das Café verlassen. Jeden Kontaktversuch wehrt der Lasterfahrer ab. Den Termin mit dem Kunden hat David längst abgeschrieben. Aber wird er es überhaupt noch nach Hause schaffen? Auch Versuche, die Polizei zu alarmieren, weiß der Tankerfahrer rücksichtslos zu vereiteln. 

In einem Tunnel durch einen Pass entdeckt David den Tanker erneut. Er lauert auf ihn. Wenn er ihm nicht mit PS-Stärke entkommen kann, dann vielleicht mit seinem Intelligenzquotienten? Doch selbst der höchste IQ ist nicht gegen einen platzenden Kühlerschlauch gefeit…

Mein Eindruck

Ein Mann fährt aus seiner Garage im trauten Vorort-Heim und begibt sich auf den weiten Weg zu einem Kunden, erst durch die Stadt, dann über den Highway, bis die Straßen immer kleiner und wilder werden. Wir sehen den Mann aber gar nicht, sondern nur das, was er durch die Windschutzscheibe erblickt: Auto und Mann sind eins. Der Jedermann David Mann wagt sich aus der Zivilisation in die Wildnis, die zu seinem ungemütlichen Erstaunen immer noch existiert. Schuld daran, dass er auf Abwege gerät, ist der Truck. 

Das ist nicht irgendein Truck, sondern ein schwarzes, schwarze Abgase fauchendes Ungetüm aus dem Dschungel, das kleine rote PKWs wie Davids Ford Valiant zum Frühstück verspeist. Das Monster hat seine Jagdgründe überall im Wilden Westen, und Leichen pflastern den Rand der Straßen, die er bereits heimgesucht hat. Wieso sollte David nicht ebenfalls ein leichtes Opfer sein? Weil er zuerst spielen will. „Wann play games, big boy?“, fragt David in einem seiner inneren Monologe. 

Doch aus dem unterstellten Spiel wird rasch blutiges Ernst, als der Truck-Fahrer ihn auf eine vermeintliche freie Gegenfahrbahn lotst – und ihm auf einmal der Gegenverkehr entgegenkommt! David kommt ins Schwitzen: Er kommt sich vor wie im Dschungel und der ist unbekanntes Terrain. Er kann seie Verhandlungskünste als Handelsvertreter nicht einmal einsetzten: Der gesichtslose Fahrer düst ihm einfach vor der Nase weg. 

Nicht nur sein Menschsein wird auf die Probe gestellt, sondern auch sein Mann-Sein. Die ganze Zeit muss er sich im Radio Gespräche anhören, in denen Männer ihre Maskulinität infragestellen, ja, sogar gegen Femininität ausgetauscht haben. Das tut beispielsweise der Hausmann, der sich mit der Frage der Volkszähler nach dem „Familienoberhaupt“ plagt. Das sei eindeutig seine Frau, meint der Hausmann. Im Coffeshop wird Davids Mannsein erneut auf die Probe gestellt: Wie im Saloon mustert er die Typen am Tresen: Sie sind alle verdächtig, und die Welt ist unvermittelt eine Schlangengrube. Nachdem er sich mit dem Falschen angelegt hat, fliegt er raus. 

Aporpos Schlangen: Die vermeintliche Rettungsleine in Gestalt eines Telefonkabels, das ihn mit der Notrufzentrale der Polizei verbindet, wird unvermittelt vom Monster-Truck gekappt. Das gehäuse der telefonzelle, eben noch schützender Käfig, wird in seine Bestandteile zerlegt und giftige Schlangen und Spinnen, die eben noch sicher im Snakorama weggesperrt ware, attackieren David. (Eine großartige Stuntszene, die viel zur emotionalen Wucht des nun beginnenden Finals beiträgt.) Dieser Ausbruch der wilden Tiere erinnert bereits an „Jurassic Park“. (Spielberg ließ die Szene für seinen Film „1941“ nachdrehen und einbauen – mit der gleichen Darstellerin Lucille Benson.)

Draußen im Dschungel tobt ein unsichtbarer Kampf mit Zähnen und Klauen. Soviel hat David bereits gelernt. Als er einen liegengebliebenen Schulbus voller Kinder anschieben soll, versagt die Potenz seines Gefährts: Es hat einfach zuwenig Pferdestärken. Davids männliches Ego wird nicht nur von seinem kümmerlichen Wagen angeknackst, sondern auch von den Schulkindern, die er eigentlich vor dem Monster-Truck beschützen wollte: Sie verspotten ihn und seine mangelnde Auto-Potenz. Der Monster-Truck, ein alter Haudegen mit Unmengen von PS unter der Schnauze, bewältigt die Aufgabe mit links.

David hat keine Chance, aber er nutzt sie: Wo der Truck Hinterlist einsetzt, muss er dagegen halten. Doch kaum hat er eine Idee, schon gibt sein mickriges Gefährt die Funktionfähigkeit auf: Die Technik verrät den Menschen stets dann, wenn es drauf ankommt. Nahaufnahmen zeigen Davids Schweißperlen, seinen gehetzten Blick, den qualmenden Motor seiner Mistkarre. Wenigstens schafft er noch den Pass – zu früh gefreut: Der Truck rast ihm hinterher. Und so donnern die beiden mit hundert Kilometern pro Stunde (60 mph zeigt der Tacho) die Passkurven hinunter. Bis sich eine rettende Seitenstraße anbietet: Es ist eine Sackgassee… 

Der entscheidende Unterschied zu fast allen vorhergehenden TV-Produktionen besteht darin, dass draußen auf der Straße gedreht wurde statt, wie üblich im Studio vor bewegtem Hintergrund. Außerdem stellte Kameramann Jack Marta sein halbes Dutzend Kameras nicht bloß am Straßenrand auf, sondern auch auf einen Schlitten, der die Räder eines Autos in Nahaufnahme zeigte – aus der Froschperspektive. 

Die Wirkung dieser Aufnahmetechnik ist eine emotiponale Wucht, die aus der Unmittelbarkeit des Anblicks resultiert: Autos wie Mordinstrumente, Trucks wie Dschungelungeheuer, der Rausch der Geschwindigkeit wird zur Risikozone. Spielberg führt hier die männliche Besessenheit der sechziger Jahre mit Speed und Autos – siehe Steve McQueen in „Le Mans“ – zu ihrem konsequenten Schluss: Die Maschine droht über den Menschen zu triumphieren. In einem Stakkato von schnellen Schnitten zeigt Spielbergs Film virtuos die Kräfte, die auf unseren jedermann David Mann einwirken und zu verschlingen drohen. 

Nur um Haaresbreite und mit einem coolen Trick entgeht er seinem Schicksal: Indem er seinen kostbaren Aktenkoffer – Kundendaten und alles – unters Gaspedal klemmt, erzeugt er eine Art Totmannschaltung, die es ihm erlaubt, seinen Wagen weiterfahren zu lassen, während er durch die Fahrertür herausspringt. Dieses Opfer, diese Trennung aus der Einheit Mensch & Maschine ist die entscheidende Tat, um den Menschen aus der Gewalt der Maschinen zu befreien. 

Der Truck nimmt Davids kleinen roten Wagen auf die Hörner, als wäre er der Weiße Hai – und rast mit ihm über den Rand der Klippe. Auch Godzilla kann sterben. Es ist kein Zufall, dass im Ende von Bruce, dem Weißen Hai in „Jaws“, das gleiche Godzilla-Gebrüll erklingt wie hier am Ende des Monster-Trucks. Spielberg kennt seine Archetypen aus dem Effeff. 

Die Blu-ray

Technische Infos

  • Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
  • Tonformate: D in DTS-HD 2.0, Englisch in DTS-HD 2.0
  • Sprachen: D, Englisch, Spanisch, Japanisch, Italienisch, Französisch u.va.
  • Untertitel: D, Englisch u.v.a.
  • Extras:
    • Trailer
    • 3 Dokus
    • Fotogalerie

Mein Eindruck: die Blu-ray

Der Film entstand im Jahr 1971, daher wurde noch mit Filmmaterial gearbeitet, das man heute nur noch als „grobkörnig“ bezeichnen kann. Aber die Fernseh-Zuschauer in den USA und später die Kino-Zuschauer in Europa meckerten nicht – sie waren viel Schlimmeres gewöhnt, nämlich Schwarzweiß. 

Uns Heutigen kann die damalige Qualität natürlich längst nicht mehr genügen. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund die ausgezeichnete Qualität der Bilder von anno dunnemals. Ich konnte keine „Körner“ entdecken, und auch in dunklen Aufnahmen zeigte sich kein Gegriesel, wie man es sogar in modernsten Produktionen finden kann. 

Hier hat sich das Studio – was einen eigenen Beitrag wert gewesen wäre – stark engagiert, um diese frühen Meister-Werke dem endgültigen Verfall zu entreißen. Wie man schon bei den exzellenten Hitchcock-Restaurierungen gesehen hat, ist Zelluloid keineswegs unzerstörbar, sondern ganz im Gegenteil auch noch entzündlich. 

Der Sound

Die Qualität des Tons hält sich indes in Grenzen: DTS 2.0. Immerhin: Es gibt schon im ersten Moment, wenn David seinen Motor startet, Stereosound. Sein Radio quasselt die ganze Zeit, und man versteht jedes Wort (zumindest im Original). Die Bässe des Trucks röhren gewaltig, wenn er an David vorüberdonnert oder ihm Fersengeld gibt. 

Das Grande Finale, als der Monster-Truck über die Klippe in den Abgrund stürzt, ist ein Orgasmus des Maschinen-Klangs. Spielberg gibt sogar zu, dass er das Gebrüll von Godzilla unterlegt hat, um diesen Moment eindrucksvoller und nachgerade „monströser“ zu gestalten. Aufgenommen in nur einem Take, von nur einer Kamera (es standen mindestens fünf abschussbereit), bildet dieser Sturz eines Titanen einen verdienten Höhepunkt: den Triumph des Menschen über die Maschine. 

Bonusmaterial

  1. Ein Gespräch mit Steven Spielberg (35:45 min): Dies ist quasi ein erzähltes Making-of. Der Regisseur beginnt damit, wie ihm die Vorlage, die gleichnamige PLAYBOY-Story von Richard Matheson, von seiner Assistentin Non Dyson gezeigt wurde. Spielberg war seit „Twilight Zone“ ein Matheson-Fan. Er las die Story auf einen Sitz und dachte: „Wow! ‚Psycho on wheels!'“ Er ist ein großer Bewunderer der Kunst von Alfred Hitchcock. 

    Allerdings war er damals nur ein Jungspund von 21 Jahren und musste erst den TV-Produzenten George Eckstein von seinem Können überzeugen. Er gab ihm eine Kopie der noch unveröffentlichten (!) Episode „COLUMBO: Murder by the book“. Daraufhin bekam er grünes Licht, ein Budget und ein bescheidenes Budget von 130.000 Dollar (wie er es auch für die COLUMBO-Episode bekommen hatte). Dafür würde der Meister sich heute nicht mehr hinter die Kamera stellen, geschweige denn davor. 

    Bevor der Dreh, für den er gerade mal zehn Tage Zeit bekam, losgehen konnte, musste er auch den Unit Production Manager Wallace Worsley überzeugen. Der hatte Haare auf den Zähnen, aber ein Herz aus Gold und half Spielberg, den Streifen in nur zwölf oder 13 Tagen fertigzustellen – eine übermenschliche Leistung. Wie diese zustandekommen konnte, erzählt Spielberg ebenso anschaulich wie fesselnd. Er hatte kein Storyboard – schwerer Fehler – , aber dafür einen gezeichneten Szenenablauf, der an allen vier Wänden seines Motelzimmers befestigt war. Bei einem Continuity-Fehler wusste er daher gleich, wo er wieder ansetzen konnte. 

    Die wichtigste und beste Entscheidung Spielbergs bestand darin, nicht Worsleys Rat zu folgen, den Film im Studio vor bewegten, eingeblendeten Hintergründen zu drehen, sondern vielmehr draußen, auf der Straße selbst. Das trieb den logistischen Aufwand und das Risiko in neue Dimensionen. Aber sein Vorbild war „Bullitt“ mit Steve McQueen hinterm Steuer eines rasanten Ford Mustang – immer noch einer der besten Rennfahrerstreifen überhaupt. Aus der „Bullitt“-Produktion besorgte sich Spielberg eine neue Spezialkonstruktion in Gestalt eines Kameraschlittens. Dieser Schlitten erlaubte es ihm, aus dem Blickwinkel der Straße bzw. Räder den Monster-Truck, dessen Schnauze und Räder wie ein wütendes Ungetüm aufzunehmen. 

    Das Duell zeigt ein feuerrotes 08/15-Auto und einen schwarzen Truck. Dieser hat ein Gesicht: eine vorspringende Schnauze, zwei kleine, dreckverschmierte Äuglein und eine Stoßstange, die wie ein Haifisch-Gebiss aussieht. Wer genau hinschaut, erkennt darin exakt 17 Einkerbungen: Dazwischen befinden sich die Haizähne – „JAWS on wheels!“. 

    Die KFZ-Zeichen stammen aus Bundesstaaten des Westens: Nevada, Arizona, Utah und New Mexico. Dieser Truck ist nicht nur ein Veteran der Landstraße, sondern hat sein Unwesen im ganzen Wilden Westen getrieben. Er ist eine Kreatur der „Frontier“ – und der zivilisierte Jedermann namens David Mann ist ihm schier hilflos ausgeliefert. Kein Wunder, dass das Gesicht des Fahrers von Anfang an nicht zu sehen ist – das war schon in Mathesons Drehbuch vorgegeben.

    Es gäbe noch viele weitere Geschichten zu erzählen, so etwa über das „Snakorama“, den Coffeeshop, den Auftritt der Schulklasse – selbst gucken! Gelingen konnte die wuchtige, emotionale Wirkung des Finales nur durch eine raffinierte Beschleunigung des Schnitts: Nicht weniger als fünf Cutter schufteten, um das von ebenso vielen Kameras produzierte Filmmaterial (viermal mehr als üblich) in eine wirkungsvolle Reihenfolge zu bringen. An einer Stelle schießt die Kamera ruckartig auf Dennis Weavers Gesicht zu, um sein Entsetzen zu zeigen. Die meisten Zuschauer registrieren die Jumpcuts gar nicht. 

    Bemerkenswert ist auch, dass der Film keine Musik aufweist. Das war eine Vorgabe Spielbergs an Barry Goldenberg, damit diese eine flexible, aber passende atmosphärische Klangkulisse schuf. Goldenberg setzte exotische Instrumente etwa aus Afrika ein. Auch mit dem Ton selbst trickste Spielberg: Er benutzte den Klang des Trucks für den Klang des Güterzugs – und erschreckt Dennis Weaver damit scheinbar zu Tode. 

    Die Reaktionen auf den Film war großartig. Wie hoch genau die Quoten waren, sagt Spielberg nicht, aber er musste 16 Minuten zusätzliches Material drehen, darunter eine häusliche Szene mit Mrs. Mann, die er noch heute bedauert. Auch die Szene am Bahnübergang gehört zum Zusatzmaterial. Die zwei Fehler, die Spielberg unterliefen, sind praktisch nur heute auf einem anderen Bildformat zu sehen: Einmal ist er auf dem Rücksitz von Weavers Auto zu sehen, und einmal seine Reflexion in der Telefonzelle des Snakoramas. 

    Wie auch immer: Er bekam jedenfalls grünes Licht für seinen ersten Spielfilm, und in dem sollten wieder jede Menge Autos vorkommen. „Sugarland Express“. Und das Honorar war auch besser. 
  2. Steven Spielberg und der Fernsehschirm (9:27 min): Er war erst 20 oder 21 und ging noch aus College, als er den Vertrag mit dem Studio bekam, als TV-Regisseur zu arbeiten. Als erste harte Prüfung musste er mit Joan Crawford arbeiten, einer Hollywood-Diva, die nicht für ihre Geduld bekannt war. Danach schrieb er ein Jahr lang an der TV-Serie „The Psychiatrist“, und die hielt sich einigermaßen. Er durfte sogar eine Episode mit völlig freier Hand gestalten, was ihm Spaß machte. 

    Seine Lehrzeit schloss auch eine Position als Assistenz-Kameramann ein. Seine eigene COLUMBO-Episode (s.o.) wurde ein Erfolg, so dass er „DUEL“ drehen durfte. Der sollte ein Kinofilm im TV-Format werden. Der Rest ist Geschichte. Seine Lehrjahre beim Fernsehen will Spielberg nicht missen noch verleugnen: Sie lehrten ihn, ökonomisch unter Hochdruck zu arbeiten und dennoch durch neue Ideen zu glänzen.
  3. Richard Matheson: Wie DUEL entstand (9.24 min): Der Erfolgsautor von „Ich bin Legende“ und „Die seltsame Geschichte des Mr. C“ (ein Jack-Arnold-Klassiker) erzählt, wie er am tag nach der Ermordung von John F. Kennedy traumatisiert nach Hause fuhr und von einem großen Truck verfolgt wurde. Das Studio, für das Matheson, bereits an der „Twilight Zone“-Serie mitschrieb, lehnte die Idee ab, aber er schrieb die Story für den PLAYBOY, und diese Fassung las Spielberg. Nach dessen OK verfasste Matheson das Skript, das vorsah, den Trucker niemals ganz zu zeigen. Dieser Trucker heißt Keller, was wie „Killer“ klingt. Der Autor erzählt, wie seine Story entstand. 

    Die Besetzung mit Dennis Weaver als Jedermann findet er perfekt. Aber in seiner Story ist der Tanker wirklich mit Benzin gefüllt, und explodiert am Schluss dementsprechend spektakulär. Leider war DUEL Mathesons letzte Kurzgeschichte, denn er hatte gemerkt, dass er im Grunde immer die gleiche Geschichte erzählte: Ein Mann behauptet sich gegen diverse Widersacher, seien es nun Zombies, Riesenspinnen – oder eben Monster-Trucks. 
  4. Foto- und Postergalerie (3:30 min): Diese selbstablaufende Diaschau zeigt zunächst Dennis Weaver mit seinem knallroten Auto in zahlreichen Szenenfotos, dann aber auch in Fotos vom Dreh. Zum Abschluss sind zahlreiche Filmplakate zu sehen, die belegen, welchen internationalen Erfolg dieser eigentlich fürs US-Fernsehen produzierte Film hatte. Über den grafischen Stil der Plakate kann man streiten, aber alle stellen das Duell zwischen Mensch und Maschine in den Vordergrund. 
  5. Trailer (1:00 min): Der damalige Trailer übertreibt maßlos, so dass der Zuschauer zwischen Lachen und Ärgern schwankt. 

Unterm Strich

Alles beginnt ganz harmlos, und wieder scheint es ein stinklangweiliger Tag auf der Piste zu werden, als David Mann aufbricht, um Mr. Forbes zu besuchen. Doch das Netz der Straßen erweist sich als Lauerstellung für das schwarze, stählerne Ungeheuer, das sich über Davids kleinen roten PKW hermacht. Nicht nur das Menschsein Davids wird infragestellt, sondern auch seine Maskulinität. Solange beides an das Auto geknüpft ist, ist er zum Versagen verurteilt. Erst als er diese Einheit aufkündigt, rettet er sein Leben. 

Diese Parabel mag heute wohlfeil und banal erscheinen, doch damals war sie eine fesselnde Botschaft, die aufhorchen ließ. Sie wurde in Europa weitaus besser verstanden als in den USA, wo das Auto zum Fetisch geworden war, dem sich alles unterzuordnen hatte: Städte, Straßen, Häuser, Menschen und alle ihre Beziehungen und Interaktionen. Der homo automobilis war geschaffen worden, und die Welt wurde ihm zuliebe umgestaltet – mit den verheerenden Folgen für die Umwelt und die menschliche Gesundheit, die wir heute besser denn je kennen. 

Noch kaum je zuvor (außer in „Bullitt“) war die Wucht der Trucks, ihrer gnadenlosen Räder-Potenz so unmittelbar präsentiert worden wie in „Duell“. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen modernem Jedermann und altem Haudegen des Westens ist nicht nur eine Konfrontation der Generationen, sondern auch eine der Epochen: Die alte Zeit, die man überwunden und gezähmt geglaubt hatte, war gar nicht tot, sondern nur weggesperrt – siehe auch „Jurassic Park“.

Aber die Männer im Dschungel, das sind auch die Vietnamkämpfer, die sich damals, anno 1971, mit einem Gegner konfrontiert sahen, der sie gnadenlos verfolgte, weil er im Dschungel zu Hause war, ja, den Dschungel zu seinem Freund gemacht hatte. Dieser politische und kulturelle Aspekt wird in Rezensionen selten angedeutet, und vielleicht wage ich mich damit ebenfalls zu weit aus dem Fenster. Aber sei es nun „Jaws on wheels“ oder „>Psycho< on wheels“, wie Spielberg (s.o.) sagt, immer noch verfehlt „Duell“ seine Wirkung nicht und kann immer noch seine unterschwelligen Botschaften vermitteln. 

Die Blu-ray

Die neue Fassung weist ein Bild hoher Qualität auf, was ich angesichts des alten Ausgangsmaterials nicht erwartet hätte. Der Sound liegt in Stereo vor, allerdings in HD-Qualität. Die Extras sind die gleichen wie auf der DVD von 2001, wie man am Copyright leicht ablesen kann. Etwas mehr Bonusmaterial hätte der Blu-ray gut getan. 

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Ein Gedanke zu „Rage against the machine: Spielbergs Durchbruch“

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